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Steuerung, Vernetzung und Professionalisierung in der ...

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6 — Lassnigg / <strong>Steuerung</strong>, <strong>Vernetzung</strong> <strong>und</strong> <strong>Professionalisierung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufsbildung — I H S<br />

o <strong>und</strong> die verschiedenen Aktivitäten <strong>der</strong> beruflichen Bildung, mit <strong>der</strong> Lehrl<strong>in</strong>gsausbildung<br />

als e<strong>in</strong>er sehr wichtigen Institution <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geschichte.<br />

Der historische Prozess <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> heutigen Bildungssysteme seit dem 17. o<strong>der</strong><br />

18. Jahrh<strong>und</strong>ert kann als Prozess <strong>der</strong> Integration von diesen Ausgangspunkten her gesehen<br />

werden. Folgerichtig kann man bis heute die Brüche <strong>und</strong> Spannungen an den Grenzl<strong>in</strong>ien<br />

zwischen diesen Teilbereichen erkennen, die lange Zeit parallel <strong>und</strong> mehr o<strong>der</strong> weniger<br />

vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> getrennt existiert hatten. Die Institutionalisierung <strong>der</strong> Bildung <strong>und</strong> ihre Differenzierung<br />

von an<strong>der</strong>en gesellschaftlichen Aktivitäten hat parallel zu diesem Prozess <strong>der</strong><br />

Systembildung stattgef<strong>und</strong>en. Zwei weitere Aspekte, die für die Berufsbildung wichtig s<strong>in</strong>d,<br />

s<strong>in</strong>d die Folgenden:<br />

o Die Integration von Elementarbildung <strong>und</strong> Hochschulbildung hat früher stattgef<strong>und</strong>en,<br />

<strong>und</strong> man kann die Welle <strong>der</strong> Bildungsreformen <strong>der</strong> sechziger <strong>und</strong> siebziger<br />

Jahre — mit <strong>der</strong> Entwicklung von Gesamtschulsystemen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Erweiterung des<br />

Zuganges <strong>in</strong> den Hochschulsektor — mehr o<strong>der</strong> weniger als Abschluss dieser<br />

Integration sehen. Die Berufsbildung blieb noch getrennt, <strong>und</strong> wurde <strong>in</strong> diesen<br />

Reformen auch <strong>in</strong> den meisten Län<strong>der</strong>n nur wenig thematisiert. 7<br />

o Berufsbildung sollte von vornehere<strong>in</strong> als Komb<strong>in</strong>ation von <strong>in</strong>formellem Lernen am<br />

Arbeitsplatz mit formalisierten Aktivitäten <strong>in</strong> ausdifferenzierten Kursen <strong>und</strong> Organisationen<br />

konzeptualisiert werden. 8 Der Prozess <strong>der</strong> Ausdifferenzierung bedeutet, dass<br />

die Aktivitäten am Arbeitsplatz, bzw. Teile davon, nach <strong>und</strong> nach <strong>in</strong> eigene Organisationen<br />

transponiert wurden. 9 Diese Ausdifferenzierung ist nicht nur weniger<br />

fortgeschritten als <strong>in</strong> den beiden an<strong>der</strong>en Teilbereichen, son<strong>der</strong>n sche<strong>in</strong>t <strong>in</strong> den<br />

letzten Jahrzehnten auch e<strong>in</strong>e wi<strong>der</strong>sprüchliche Entwicklung zu durchlaufen: Noch <strong>in</strong><br />

den sechziger Jahren bestand mit wenigen Ausnahmen die klare bildungspolitische<br />

Orientierung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausdifferenzierung <strong>der</strong> Berufsbildung aus dem Arbeitsleben, ihrer<br />

Integration <strong>in</strong> die formalisierten Bildungssysteme jedoch seit dem Aufkommen des<br />

“Vocationalism”, <strong>und</strong> noch viel deutlicher seit <strong>der</strong> Human Resource Development-<br />

Bewegung (HRD) <strong>in</strong> den achtziger Jahren, hat sich diese Entwicklung jedenfalls<br />

abgeschwächt, wenn nicht sogar umgekehrt.<br />

7 Als Beispiel kann man die vor<strong>der</strong>gründig auf die Berufsbildung bezogenen wichtigen Diskurse über “manpower<br />

plann<strong>in</strong>g” <strong>der</strong> sechziger Jahre heranziehen, die jedoch de facto fast ausschliesslich die Hochschulbildung <strong>und</strong> das<br />

Problem <strong>der</strong> Erhöhung des Zuganges <strong>in</strong> diesen Bereich <strong>in</strong> Betracht zogen (vgl. z. B.. Papadopoulos 1994).<br />

8 De facto tritt diese Komb<strong>in</strong>ation <strong>in</strong> allen Bildungsprozessen auf, wenn auch <strong>in</strong> unterschiedlichem Masse <strong>und</strong> mit<br />

unterschiedlicher Bedeutung. Beispielsw eise muss man Elementarbildung als Komb<strong>in</strong>ation <strong>der</strong> Prozesse <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Familie <strong>und</strong> <strong>der</strong> Schule sehen, <strong>und</strong> auch das was mit “Sozialisation” geme<strong>in</strong>t ist, <strong>in</strong> Betracht ziehen.<br />

9 Dieser Prozess <strong>der</strong> Ausdifferenzierung <strong>der</strong> Teile des Bildungssystems kann mit e<strong>in</strong>er Zeitverzögerung auch <strong>in</strong> den<br />

Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Dritten Welt beobachtet werden, <strong>und</strong> wird auch <strong>in</strong> den politischen Diskussionen reflektiert (vgl. de<br />

Moura Castro and Cabral de Andrade 1997).<br />

de Moura Castro C., Cabral de Andrade A. (1997) Angebots- <strong>und</strong> Nachfrageungleichgewichte <strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichen<br />

Bildung: E<strong>in</strong>ige Verbesserungsvorschläge. In: Schaak, Klaus & Rudolf Tippelt, Eds. (1997) Strategien <strong>der</strong><br />

<strong>in</strong>ternationalen Berufsbildung. Ausgewählte Aspekte. Beiträge zur Bildungsplanung <strong>und</strong> Bildungsökonomie 6.<br />

Frankfurt/Ma<strong>in</strong>: Lang, 81-108).

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