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Steuerung, Vernetzung und Professionalisierung in der ...

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10 — Lassnigg / <strong>Steuerung</strong>, <strong>Vernetzung</strong> <strong>und</strong> <strong>Professionalisierung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufsbildung — I H S<br />

Planungs-Paradigma auch auf die Beziehungen zwischen Bildung <strong>und</strong> Beschäftigung<br />

ausgedehnt. Das Konzept des Manpower Plann<strong>in</strong>g wurde e<strong>in</strong> wichtiges strategisches<br />

Element <strong>der</strong> Bildungspolitik, <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> wichtigsten Zielsetzungen <strong>der</strong> OECD-Strategie zu<br />

dieser Zeit war die Implementation von Planungse<strong>in</strong>richtungen o<strong>der</strong> -abteilungen <strong>in</strong> die<br />

Bildungsverwaltungen <strong>der</strong> Mitgliedslän<strong>der</strong> (Papadopoulos 1994, H<strong>in</strong>chcliffe 1987). Da das<br />

Vertrauen <strong>in</strong> den Markt ger<strong>in</strong>g war, wurde auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage des Planungs-Paradigmas<br />

versucht, die staatliche Bürokratie <strong>in</strong> die Domäne des Arbeitsmarktes auszudehnen. Aber<br />

schon bald hat sich diese Perspektive als unzureichend erwiesen.<br />

E<strong>in</strong> wichtiger Aspekt, warum diese Perspektive viel zu abstrakt <strong>und</strong> idealisiert war, besteht<br />

dar<strong>in</strong>, dass die Berufsbildungssysteme nur bis zu e<strong>in</strong>em gewissen Grad durch die<br />

staatlichen Bürokratien gesteuert werden konnten. Selbst wenn die Etablierung von<br />

Planungse<strong>in</strong>richtungen gelungen wäre, hätten diese ke<strong>in</strong>en ausreichenden Zugriff auf die<br />

Berufsbildung gehabt. Die OECD-Typologie (OECD 1989, S. 8) 11 von weiterführenden<br />

Bildungssystemen auf <strong>der</strong> oberen Sek<strong>und</strong>arstufe (Post Compulsory Systems) unterscheidet<br />

drei Typen von Systemen:<br />

o Schulische Systeme, die auch die Berufsbildung umfassen (z. B. die skand<strong>in</strong>avi -<br />

schen Systeme),<br />

o Durch Lehrl<strong>in</strong>gsausbildung bestimmte Systeme (z. B. Deutschland, Österreich,<br />

deutschsprachige Schweiz)<br />

o <strong>und</strong> gemischte Systeme, welche manchmal e<strong>in</strong>e sehr schwache, <strong>und</strong> manchmal<br />

e<strong>in</strong>e starke Berufsbildung enthalten (z. B. U.K., Nie<strong>der</strong>lande, Frankreich).<br />

Das Lehrl<strong>in</strong>gssystem konstituiert h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Koord<strong>in</strong>ations- <strong>und</strong> <strong>Steuerung</strong>smechanismen<br />

e<strong>in</strong>en sehr speziellen Fall, <strong>der</strong> für die Berufsbildung als paradigmatisch angesehen<br />

werden kann. Die allgeme<strong>in</strong>en politischen Diskussionen sehen dieses Modell oft als<br />

vorwiegend marktmässig koord<strong>in</strong>iert. Tatsächlich ist diese Struktur aber durch e<strong>in</strong>e komplexe<br />

Komb<strong>in</strong>ation von Mechanismen bestimmt. Diese Komb<strong>in</strong>ation enthält erstens den Markt (vor<br />

allem für die Allokation von Ausbildungsplätzen <strong>und</strong> Bewerbungen), zweitens die staatliche<br />

Bürokratie (für die ziemlich ausgeprägte Regulation <strong>der</strong> Rahmenbed<strong>in</strong>gungen <strong>und</strong> für die<br />

Teilzeit-Schule für Lehrl<strong>in</strong>ge), <strong>und</strong> drittens e<strong>in</strong>e Mischung von weiteren Mechanismen, die<br />

weniger offensichtlich s<strong>in</strong>d: Korporatistische Selbstregulation <strong>der</strong> Interessenorganisationen<br />

(Arbeitgeber <strong>und</strong> Gewerkschaften) ist e<strong>in</strong> essentielles Element dieses Systems — bis zu<br />

11 E<strong>in</strong>e neue Typologie wurde von <strong>der</strong> ILO (1998, S. 69-82) für die weltweite Anwendung entwickelt, die stärker auf<br />

die Berufsbildung abstellt: Es werden drei Gr<strong>und</strong>typen unterschieden: Erstens “Cooperative Systems”, entsprechen<br />

<strong>der</strong> Lehrl<strong>in</strong>gsausbildung; zweitens “Enterprise-based Systems”, darunter das Japanische System sowie e<strong>in</strong> Typus<br />

des “Voluntarist Systems” mit dem U.K. als Beispiel; <strong>und</strong> drittens “State-driven Systems”, unter denen noch e<strong>in</strong>mal<br />

zwischen eher nachfrage-orientierten <strong>und</strong> angebots-orientierten Systemen unterschieden wird. Diese Typologie<br />

erstreckt sich jedoch nicht auf das Verhältnis von Berufsbildung <strong>und</strong> Allgeme<strong>in</strong>bildung.

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