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Steuerung, Vernetzung und Professionalisierung in der ...

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12 — Lassnigg / <strong>Steuerung</strong>, <strong>Vernetzung</strong> <strong>und</strong> <strong>Professionalisierung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufsbildung — I H S<br />

wurde jedoch für die dezentralisierten <strong>und</strong> weniger dicht regulierten Lehrl<strong>in</strong>gssysteme e<strong>in</strong>e<br />

stärkere Verrechtlichung <strong>und</strong> Regulierung gefor<strong>der</strong>t. Ähnliche Entwicklungen e<strong>in</strong>er stärkeren<br />

gesetzlichen F<strong>und</strong>ierung <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e im Bereich <strong>der</strong> Berufsbildung können <strong>in</strong> dieser Zeit<br />

auch <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n, z. B. Österreich, Nie<strong>der</strong>lande, F<strong>in</strong>nland beobachtet werden.<br />

E<strong>in</strong>e nächste Stufe wurde erreicht, als <strong>in</strong> den achtziger Jahren die “Krise des<br />

Wohlfahrtstaates” <strong>in</strong> den Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong> trat, <strong>und</strong> <strong>der</strong> Marktmechanismus als Alternative zur<br />

Bürokratie an E<strong>in</strong>fluss gewann. Die Strategie <strong>der</strong> <strong>Professionalisierung</strong> hat nie den hohen<br />

E<strong>in</strong>fluss erreicht, den die Marktstrategie zeitweilig hatte. Die Richtung <strong>der</strong> Bildungspolitik<br />

drehte sich, Dezentralisierung, Deregulierung <strong>und</strong> Autonomisierung (Devolution of Authority)<br />

wurden zu den wichtigsten Gesichtspunkten <strong>der</strong> Reform <strong>der</strong> Bildungssysteme <strong>in</strong> vielen<br />

Län<strong>der</strong>n (OECD 1996, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e S. 172-173, vgl. auch Whitty et al. 1998). Wahl von<br />

öffentlichen Schulen durch die Eltern, erhöhte Schulautonomie durch die Verschiebung von<br />

Entscheidungsprozessen, “Accountability”, <strong>und</strong> Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> staatlichen Verantwortung<br />

wurden wesentliche Aspekte <strong>der</strong> Politik. Die Etablierung von Quasi-Märkten, “the<br />

separation of purchaser from provi<strong>der</strong> and an element of user choice between provi<strong>der</strong>s”, ist<br />

zu e<strong>in</strong>em zentralen Element <strong>der</strong> Reform geworden (Levacic 1995, S. 167). Der Staat ist<br />

jedoch nicht verschw<strong>und</strong>en, son<strong>der</strong>n hat e<strong>in</strong>e verän<strong>der</strong>te Rolle e<strong>in</strong>genommen, die von Guy<br />

Neave (1988) als <strong>der</strong> “evaluative state” bezeichnet wird: Die Beziehung zwischen dem Staat<br />

<strong>und</strong> dem Bildungswesen wird reformuliert, <strong>in</strong>dem neue <strong>in</strong>termediäre Körperschaften (trusts,<br />

agencies, etc.) e<strong>in</strong>geschoben werden, die anstelle <strong>der</strong> traditionellen Strukturen verstärkt<br />

lea<strong>der</strong>ship <strong>und</strong> Management Methoden e<strong>in</strong>setzen. E<strong>in</strong>e neuere Analyse <strong>der</strong> Reformstrategien<br />

<strong>in</strong> fünf Län<strong>der</strong>n kommt zu dem Schluss, dass “… there does appear to have been a<br />

convergence of policies, at least <strong>in</strong> our five national sett<strong>in</strong>gs. These <strong>in</strong>volve an apparently<br />

paradoxical comb<strong>in</strong>ation of state control and market forces or, to put it more specifically, a<br />

comb<strong>in</strong>ation of an ‘evaluative state’ and ‘quasi-markets” (Whitty et al. 1998, S. 12).<br />

Es zeigt sich also im Bereich des allgeme<strong>in</strong>en Schulwesens <strong>und</strong> des Hochschulwesens, wo<br />

diese Analysen durchgeführt wurden, dass die abstrakte Dichotomie zwischen Markt <strong>und</strong><br />

Staat nicht sehr gut geeignet ist, die Entwicklung zu erfassen. Es entstehen eher neue<br />

Komb<strong>in</strong>ationen <strong>und</strong> Organisationsformen, sowohl auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Schule, als auch auf<br />

mehr aggregierten Systemebenen. In <strong>der</strong> Berufsbildung ist die Komplexität <strong>der</strong> Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

höher, <strong>in</strong>dem zum<strong>in</strong>dest zwei zusätzliche Dimensionen berücksichtigt werden<br />

müssen:<br />

o Erstens die grössere <strong>in</strong>terne Differenzierung <strong>und</strong> die Vielfalt an Schulen,<br />

Ausbildungsgängen <strong>und</strong> Angeboten,<br />

o zweitens, <strong>und</strong> noch wichtiger, besteht e<strong>in</strong>e mehr o<strong>der</strong> weniger ausgeprägte<br />

Verb<strong>in</strong>dung zur Wirtschaft, zum Arbeitsmarkt <strong>und</strong> zum Beschäftigungssystem.

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