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Steuerung, Vernetzung und Professionalisierung in der ...

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I H S — Lassnigg / <strong>Steuerung</strong>, <strong>Vernetzung</strong> <strong>und</strong> <strong>Professionalisierung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufsbildung — 75<br />

In <strong>der</strong> Begrifflichkeit <strong>der</strong> Markt-Bürokratie-Dichotomie besteht <strong>der</strong> Kompromiß im Konzept<br />

<strong>der</strong> Public-Choice-Strategien, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e durch den E<strong>in</strong>bau von Quasi-Märkten die<br />

bürokratischen Akteure an Marktentscheidungen ihrer Abnehmer zu b<strong>in</strong>den <strong>und</strong> dadurch<br />

outputorientiertes Verhalten zu verstärken. Abgesehen davon, dass diese Konzeption<br />

vermutlich viele Aspekte <strong>der</strong> Koord<strong>in</strong>ation zwischen Bildung <strong>und</strong> Beschäftigung unzulässig<br />

vere<strong>in</strong>facht 34 , enthält sie ganz gr<strong>und</strong>legende Annahmen über das Handlungsmodell <strong>der</strong><br />

beteiligten Akteure, <strong>und</strong> somit auch über die VET-Professionals: Das Handeln <strong>in</strong><br />

bürokratischen Organisationen, <strong>und</strong> damit folgerichtig auch <strong>in</strong> Bildungsorganisationen ist<br />

nach diesem Handlungsmodell von den bürokratie-<strong>in</strong>ternen Eigen<strong>in</strong>teressen, vor allem dem<br />

Interesse an Beharrung, so stark bestimmt, dass emergente Lernprozesse <strong>und</strong> -strategien<br />

mehr o<strong>der</strong> weniger ausgeschlossen werden. Daher muß <strong>der</strong> Zwang zur Verän<strong>der</strong>ung über<br />

die Wahlen <strong>und</strong> Präferenzen <strong>der</strong> K<strong>und</strong>en hergestellt werden, die jedoch nicht nur den<br />

Stimulus abgeben, son<strong>der</strong>n auch die Richtung <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung bestimmen. Die VET-<br />

Professionals <strong>in</strong> den Schulen werden damit <strong>in</strong> Richtung Anpassungsverhalten <strong>und</strong><br />

Marktstrategien konditioniert, <strong>und</strong> die segmentäre Arbeitsteilung zwischen Entwicklung,<br />

Planung, Kontrolle <strong>und</strong> Durchführung bleibt im Pr<strong>in</strong>zip trotz verän<strong>der</strong>ter Gesichtspunkte <strong>und</strong><br />

Schwerpunktverlagerungen aufrecht.<br />

Das Konzept <strong>der</strong> <strong>Professionalisierung</strong> des HRD-Personals im betrieblichen Sektor, das auf<br />

<strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> lernenden Organisation aufgebaut ist, kann gewissermassen als<br />

Gegenbild zur Public-Choice-Strategie angesehen werden. Das Spektrum <strong>der</strong><br />

professionellen Aufgaben, Rollen <strong>und</strong> Positionen <strong>der</strong> HRD-Professionals kann auch als<br />

Gr<strong>und</strong>lage für die <strong>Professionalisierung</strong> <strong>der</strong> VET-Professionals herangezogen werden.<br />

Die vorliegende Analyse baut auf dem konstruktivistischen Modell <strong>der</strong> Beziehungen<br />

zwischen Qualifikationen-Kompetenzen <strong>und</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen, <strong>und</strong> auf e<strong>in</strong>er erweiterten<br />

Konzeptualisierung von <strong>Steuerung</strong>s- <strong>und</strong> Koord<strong>in</strong>ationsmechanismen auf. Es wird e<strong>in</strong><br />

generalisierter Rahmen des Koord<strong>in</strong>ationssystems zwischen Bildung <strong>und</strong> Beschäftigung<br />

entwickelt, <strong>in</strong> dem die beiden traditionellen Mechanismen von Bürokratie <strong>und</strong> Markt ihren<br />

Platz haben, <strong>in</strong> dem <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vielfalt <strong>der</strong> möglichen Interaktionsbeziehungen unter den<br />

beteiligten Akteurstypen aber auch <strong>der</strong> Raum für die Mechanismen korporativer<br />

Organisationen <strong>und</strong> sozialer Netzwerkbeziehungen gegeben ist.<br />

E<strong>in</strong>e nähere Betrachtung <strong>der</strong> Systembildung des Bildungswesens aus den drei Elementen<br />

<strong>der</strong> Elementarbildung, <strong>der</strong> Hochschulbildung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Berufsbildung, sowie die<br />

<strong>in</strong>stitutionalistische Analyse des Berufssystems unterstreichen <strong>in</strong> vielerlei Weise die<br />

Verkürzungen <strong>der</strong> Betrachtung, die durch die Bürokratie-Markt-Dichotomie erzeugt wird:<br />

Aufgr<strong>und</strong> ihrer Entstehung aus dem Beschäftigungssystem <strong>und</strong> den nach wie vor<br />

34 Wer s<strong>in</strong>d die “Abnehmer” – die Jugendlichen, ihre Eltern, die Arbeitgeber Was s<strong>in</strong>d die verhaltensbestimmenden<br />

Anreize <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Verzerrungen – <strong>in</strong>wieweit kommt es zu Marktversagen <strong>in</strong> Quasi-Märkten Probleme <strong>der</strong><br />

Koord<strong>in</strong>ation von Bildungs- <strong>und</strong> Arbeitsmarkt auf <strong>der</strong> Zeitachse – Marktmyopia etc.

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