Sportlerinnen. Spitzenleistungen vor leeren Rängen?
Sportlerinnen. Spitzenleistungen vor leeren Rängen?
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FAT, einen Symptomkomplex von Essstörung, Amenorrhoe, d.i. das Ausbleiben der<br />
Regel, und Osteoporose). In diesem Fall ist man dann sehr rasch mit der Meinung zur<br />
Hand, dass Spitzensport halt für Frauen nicht geeignet sei. Eine Argumentation, die<br />
den schwierigen Kampf sporttreibender Frauen um öffentliche Anerkennung seit Jahrhunderten<br />
prägt.<br />
Wie Mann fussball salonfähig macht<br />
Wieder fern von allen Frauen, dafür mitten drin in den deutschsprachigen Feuilletons<br />
ist seit gut 15 Jahren eine besondere journalistische Form der Auseinandersetzung<br />
mit Sport zu finden: der Fussball-Essay, geschrieben von Kulturmenschen wie<br />
Feuilletonredaktoren, Literaturkritikern, Schriftstellern oder Theaterdirektoren.<br />
Diese Leute haben diese eine ausgewählte Sportart salonfähig gemacht und damit<br />
ihre eigene Begeisterung für alles, was sich im und rund um ein Fussballstadion<br />
abspielt, aus den dunklen Tiefen der grölenden Masse in die lichten Höhen ihres<br />
Intellekts emporgehoben. Kaum ein von sich überzeugter, des Schreibens fähiger<br />
Intellektueller, der nicht in den letzten Jahren den Fussball-Fan in sich entdeckt und<br />
ihn in einem ganz persönlichen Essay der Öffentlichkeit <strong>vor</strong>gestellt hätte.<br />
Dieser Ausflug des Fussballs ins Feuilleton ist aber die Ausnahme. Meist bleiben<br />
100 die Sportthemen isoliert, höchstens mit den Gesellschaftsseiten und -spalten gibt<br />
woods Film «Million Dollar Baby» eine Boxerin spielt. Beachvolleyballerinnen zum 101<br />
es Überschneidungen – weil bekannte Spitzensportlerinnen und -sportler und ihre<br />
mehr oder weniger turbulenten Privatleben mit zum Reservoir gehören, aus dem<br />
die Boulevardmedien ihre Seiten und Sendungen füllen. Und ebenda ist auch das<br />
Phänomen anzutreffen, dass mittelmässige <strong>Sportlerinnen</strong> manchmal zu mehr Medienruhm<br />
(und Werbeverträgen) kommen als so manche Seriensiegerin, wenn sie<br />
nur einem bestimmten Schönheitsideal entsprechen und sich auch diesem gemäss<br />
in Szene setzen. Ein perfektes Beispiel dafür ist die russische Tennisspielerin Anna<br />
Kournikova, die weltberühmt ist, obwohl sie noch nie ein grosses Turnier gewonnen<br />
hat. Aber das ist eigentlich schon wieder ein anderes Thema, weil es dabei weniger<br />
um Journalismus als um die (Werbe-)Wirtschaft geht. Obwohl natürlich Medien<br />
und Wirtschaft in kaum einem Bereich so offensichtlich und selbstverständlich und<br />
männerbündlerisch kooperieren wie im Sport. Und das wäre wiederum ein Ansatz,<br />
um zu erklären, warum es nicht mehr Frauen gibt in den Sportmedien.<br />
Literatur:<br />
Klaus Theweleit, Männliche Geburtsweisen. Der männliche Körper als Institutionenkörper, in: Therese Steffen<br />
(Hg.), Masculinities – Maskulinitäten. Mythos – Realität – Repräsentation – Rollendruck, 2002, S. 2–27.<br />
Herdin Wipper, Sportpresse unter Druck. Die Entwicklung der Fussballberichterstattung in den bundesdeutschen<br />
Printmedien, Diss. FU Berlin, 2003.<br />
Zur Female Athlete Triad (FAT): verschiedene Publikationen der Schweizerischen Gesellschaft für Sportmedizin<br />
(SGSM), zu finden unter www.sgsm-ssms.ch.<br />
Olympe 21/05<br />
frauen am liebsten bauchfrei<br />
Hélène Hürlimann<br />
Sie boxen, laufen, tanzen oder spielen Beachvolleyball. Hauptsache, sie zeigen viel<br />
Haut. Dann haben auch sporttreibende Frauen Chancen auf eine Fernsehübertragung.<br />
Oder gar auf einen Hollywood-Oscar, wie Hilary Swank, die in Clint East-<br />
Beispiel müssen ein bauchfreies Top tragen. Die Verbände haben sich darauf geeinigt,<br />
dass die dazugehörige Bikini-Hose einen Steg von höchstens 4 cm Höhe haben<br />
darf. Diese Richtlinie gilt wohl kaum, weil ein bedeckter Bauch das Spiel beeinflussen<br />
würde. Als Brandi Chastain, Fussballerin und Stürmerin im US-Nationalteam,<br />
1999 ihr Trikot auszog, freute sie sich in einem Sport-BH über ihr Tor, welches den<br />
US-Amerikanerinnen den Weltmeisterschaftssieg sicherte. Die Bekleidungsindustrie<br />
freute sich auch. Inspiriert von den Beachvolleyballerinnen schlug der Fifa-Präsident<br />
Sepp Blatter 2004 Hotpants für Fussballerinnen <strong>vor</strong>. Das würde dem Frauenfussball<br />
Sponsoren bringen, war Blatter überzeugt. Dann solle er doch seine nächste<br />
Medienkonferenz in Badehosen abhalten, forderte ihn darauf die US-Fussballerin<br />
Julie Foudy auf. Weder Badehose noch Hotpants haben sich bis jetzt im Fussball<br />
durchgesetzt. Die Sponsoren und die Bekleidungsindustrie fordern jedoch eng anliegende<br />
Tops statt weite Shirts. So lassen sich die Frauen besser vermarkten.<br />
nackte haut verboten<br />
Warum wohl sehen wir im Fernsehen keine Übertragungen von Eishockey-Turnieren<br />
der Frauen? Männer-Turniere erfreuen sich beim Publikum grosser Beliebtheit.<br />
Im Bikini dem Puck nachzueilen wäre denn wohl doch zu riskant. Spitzensportlerinnen<br />
verdienen deshalb meist weniger als ihre Kollegen. Denn die Sponsoren, welche<br />
einen guten Teil der Einkünfte bezahlen, sind nur an <strong>Sportlerinnen</strong> interessiert, die