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Sportlerinnen. Spitzenleistungen vor leeren Rängen?

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freunde meiner Brüder zog mit der Gründung der ETV-Mädchenriege gleich nach.<br />

Damit die Kirche aber im Dorf blieb, stand den katholischen Oberwalliser Turnerinnen<br />

noch bis Ende des 20. Jahrhunderts ein Priester <strong>vor</strong>. Ich meinerseits duschte<br />

erstmals 1966, anfänglich noch etwas verunsichert, als Studentin in Zürich nach dem<br />

Konditionstraining gemeinsam mit anderen Frauen. Und just in dieser Zeit hatte<br />

auch Bischof Nestor Adam von Sitten/Sion andere Sorgen als nackte Frauenbeine:<br />

Im «Walliser Boten» wogte die Pillendiskussion. Auf des Bischofs Intervention hin<br />

wurde dem verantwortlichen Redaktor ein Maulkorb verpasst. Er verreiste samt<br />

Familie und nahm einen neuen Job beim Schweizer Fernsehen an. Aber das wiederum<br />

ist eine andere Geschichte.<br />

1 Marlis Betschart, Weibliches Körpertraining in Luzern: Wider den Bewegungsmangel, in: Verein<br />

Frauenstadtrundgang Luzern (Hg.), Hautnah. Zur Körpergeschichte von Frauen, Luzern 1996, S.<br />

52–63.<br />

2 Vgl. dazu: Susanna Schmugge, Die Anfänge des Frauenleistungssports in der Schweiz aus geschlechtergeschichtlicher<br />

Perspektive, in: Traverse, Zeitschrift für Geschichte, 1998/3, Sportgeselligkeit, Zürich<br />

1998, S. 89–101.<br />

Sport spielt in weiten Teilen des Lebens eine immer wichtigere Rolle. Das ist an der<br />

Mode, am Konsumverhalten, aber auch an der medialen Präsenz ablesbar. Ob im<br />

3 Äusserst informativ dazu: Eva Herzog, Frisch, frank, fröhlich, frau: Frauenturnen im Kanton Basel-<br />

Abendprogramm der Fernsehsender, ob in den Printmedien, der Werbung oder im<br />

24<br />

Landschaft: Ein Beitrag zur Sozialgeschichte des Breitensports, Liestal 1995.<br />

4 Eugen Matthias, Die Notwendigkeit der körperlichen Erstarkung des weiblichen Geschlechtes, Zürich<br />

1914, S. 41.<br />

Kino – sportliche Grossereignisse dominieren die Berichterstattung und die Motivauswahl.<br />

Es scheint also auf der Hand zu liegen, dass in der aktuellen Kunstproduk-<br />

25<br />

5 Matthias, S. 45.<br />

6 Zit. auf S. 66 in: Karin Schütz, Frauenturnen – Ein Beitrag zur Emanzipation der Frau? In: Auf den<br />

Spuren weiblicher Vergangenheit, Itinera, 2/3, 1985, S. 55–72.<br />

tion eine intensive Auseinandersetzung mit dem Sport als einem der grössten Bildlieferanten<br />

der Gegenwart stattfinden muss. Darüber hinaus ist Sport in weit mehr<br />

7 Zit. in: Martin Leuenberger, Turnen und Sport, in: Nah dran, weit weg. Geschichte des Kantons Basel-<br />

Landschaft. Armut und Reichtum. 19. und 20. Jahrhundert, Band 5, Kapitel 11, Liestal 2001, S. 150.<br />

Leuenberger stützt sich bei seinen Ausführungen auf die Forschungsarbeit von Eva Herzog.<br />

Aspekten bedeutsam für Künstler und Künstlerinnen, kann er doch als elementarer<br />

Lebensausdruck ebenso gelesen werden wie als Instrument der Massenmanipula-<br />

8 Zit. Leuenberger, S. 153.<br />

tion. Sportliche Wettkämpfe gelten als Metaphern des Existenzkampfes wie auch<br />

9 Schlussbericht der SAFFA. I. Schweizerische Ausstellung für Frauenarbeit Bern, 26.VIII.–<br />

30.IX.1928. Gruppe XIa: Sport und Turnen. Berichterstatterin Margret L. Tschanz, Präsidentin der<br />

Damenabteilung der Gymnastischen Gesellschaft Bern, Bern, o.D., S. 355–357.<br />

als Strategiespiele. Im Sport spiegeln sich Konkurrenzverhalten und Leistungswille,<br />

Fankult, Individualismus und Gruppenzwang, an ihm lassen sich Sozialisations- und<br />

10 Schmugge, S. 93–96.<br />

11 Elisabeth Joris, Anna Gossenreiter, Die Selbstfahrerin. Eine kleine Geschichte des Schweizerischen<br />

Damen-Automobil-Clubs SDAC (1929–2001), in: Autolust. Ein Buch über die Emotionen des<br />

Rollenmuster ablesen.<br />

Gute Kunst habe kein Geschlecht, doch der Künstler und die Künstlerin hätten<br />

Autofahrens, hg. vom Stapferhaus Lenzburg, Baden 2002, S. 142–148.<br />

12 Schmugge, S. 95–98. Vgl. dazu auch: Heiko Stoff, Ewige Jugend. Konzepte der Verjüngung vom späten<br />

19. Jahrhundert bis ins Dritte Reich, Köln/Weimar/Wien: Böhlau 2004, Kap. 3.<br />

eines, schreibt die Kunsthistorikerin Lucy Lippard im Vorwort zum Ausstellungskatalog<br />

«Magna. Feminismus und Kunst» (Wien 1975). Demnach müsste sich das<br />

13 Walther Lohmeyer (Hg.), Das Lebensbuch der Frau. Ein Führer zu sinnvoller Gestaltung des<br />

Interesse der Künstlerinnen auf andere Aspekte des Sportes richten als das der<br />

Frauenlebens: Verlag Otto Walter, Olten und Freiburg i.Br., Olten 1938, 1942 neue Ausgabe. In<br />

memoriam von Lohmeyers verstorbener Frau, Grety Lohmeyer-Schneider, Gymnastiklehrerin in<br />

Luzern und Basel, enthält es Kapitel zu Gymnastik, ergänzt durch Anleitungen zu Leibesübungen. 14.<br />

Künstler. Wird die im Sport ausgeprägte Geschlechterspezifik thematisiert? Integrieren<br />

Künstlerinnen also feministische Anliegen in die Auseinandersetzung mit<br />

Kapitel. Sportmädel, S. 100–111, und Kapitel 15: Die Leibesübung der Frau, S. 112–118, und VI. Teil,<br />

Kap. 38–43: Körperschulung I–VI, S. 353–400.<br />

14 Hedwig Lotter, Leben und Wirken der Frauen in der Schweiz, Zürich o.D., 24. Kapitel: Frau und<br />

dem Sport und seinen Problemstellungen? Wie gehen Künstler mit der Rollenproblematik<br />

um? Das Geschlechterverständnis als Ergebnis medialer Repräsentation<br />

Sport, S. 349–364.<br />

15 Dr. Elsa Walther, Bern, Frau und Sport vom ärztlichen Standpunkt aus, in: Lotter, S. 349 ff.<br />

und die Kritik an ethnozentristischen, maskulinen und heterosexistischen Standards<br />

sind seit den 1970er Jahren nicht mehr nur ein Thema der Künstlerinnen. Zwar<br />

ist immer wieder eingewandt worden, der Künstler agiere aus einer privilegierten<br />

Olympe 21/05<br />

full contact?<br />

Betrachtungen zum Verhältnis von Sport und Kunst unter Berücksichtigung des<br />

Geschlechteraspektes<br />

Ulrike Kristin Schmidt

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