Sportlerinnen. Spitzenleistungen vor leeren Rängen?
Sportlerinnen. Spitzenleistungen vor leeren Rängen?
Sportlerinnen. Spitzenleistungen vor leeren Rängen?
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Setzt sich eine solche Argumentation durch, so ist Gewalt gegen Mädchen und Frauen<br />
letztlich inexistent gemacht. Die Frage nach Handlungsstrategien gegen diese<br />
Gewalt verliert ihre Berechtigung, und die Möglichkeiten von Frauen, eigene Grenzen<br />
zu definieren und zu ziehen, schwinden. Welche Sichtweisen letztlich jedoch<br />
Gültigkeit erlangen, hängt entscheidend davon ab, wer in der jeweiligen Sportorganisation,<br />
im Verein, Verband etc. die (Definitions-)Macht innehat – und wer nicht.<br />
Ein zentraler Schritt auf dem Weg, die eigenen Erfahrungen und Wahrnehmungen<br />
überhaupt artikulieren und durchsetzen zu können, liegt für Frauen im Sport somit<br />
darin, Einfluss zu gewinnen: in den bestehenden Entscheidungs- und Machtzentren<br />
des Sports und/oder durch die Entwicklung einer eigenständigen Sport- und<br />
Bewegungskultur für Frauen. Die Zeit drängt, dass Frauen selbst ihre Grenzen<br />
bestimmen: Bei der Volleyball-Weltmeisterschaft der Frauen wurden gegen fünf<br />
Teams wegen «zu weiter und zu ausgebeulter» Trikots je 3000 Dollar Geldstrafe<br />
verhängt.<br />
Erstmals erschienen in: die frau in unserer zeit, 1999/1, Zwischen Lifestyle und Spitzensport, 28. Jg., Sankt<br />
Augustin 1999, S. 39–43.<br />
60 halben Apfel, trinke einen Schluck Orangensaft und einen halben Liter Wasser. In 61<br />
Literatur:<br />
Constance Engelfried (Hg.), «Auszeit», Sexualität, Gewalt und Abhängigkeiten im Sport, Frankfurt am<br />
Main/New York 1997.<br />
Marie-Luise Klein, Gertrud Pfister: Goldmädel, Rennmiezen und Turnküken. Die Frau in der Sportberichterstattung<br />
der BILD-Zeitung, Berlin 1985.<br />
Michael Klein, Birgit Palzkill, Gewalt gegen Mädchen und Frauen im Sport. Pilotstudie im Auftrag des<br />
Ministeriums für Frauen, Jugend, Familie und Gesundheit des Landes NRW (MFJFG), in: MFJFG (Hg.),<br />
Dokumente und Berichte 46, Düsseldorf 1998, S. 1–94.<br />
Birgit Palzkill, Was hat sexuelle Gewalt mit Sport(abstinenz) zu tun? Körper- und Bewegungsentwicklung<br />
in Gewaltverhältnissen, in: Birgit Palzkill, Heidi Scheffel, Gabriele Sobiech (Hg.), Bewegungs(t)räume,<br />
München 1991, S. 62–74.<br />
1 Die Pilotstudie «Gewalt gegen Mädchen und Frauen im Sport» ist kostenlos erhältlich beim<br />
Ministerium für Frauen, Jugend, Familie und Gesundheit des Landes NRW, Fürstenwall 25, 40190<br />
Düsseldorf.<br />
2 So nehmen etwa Sportereignisse, an denen Frauen aktiv beteiligt sind, lediglich 5% bis allerhöchstens<br />
10% der Sportberichterstattung ein. Wie Klein/Pfister (1985) exemplarisch am Beispiel der<br />
BILD-Zeitung belegen, sind <strong>Sportlerinnen</strong> in der Gesamtberichterstattung geringer vertreten als<br />
beispielsweise die Partnerinnen männlicher Athleten.<br />
3 Dies wird sich in naher Zukunft noch weiter in dem Masse verstärken, wie die <strong>Sportlerinnen</strong> stärker<br />
von Managern und Vermarktern abhängig sind als von Trainern und Funktionären.<br />
Olympe 21/05<br />
«lola rennt»<br />
Erzählung<br />
Martina Buzzi<br />
Ich liege auf meinem Bett, und alles dreht sich, ausser mir selbst, aber heute bin ich<br />
sehr glücklich. Ich habe mein Ziel erreicht.<br />
Jeden Tag gehe ich dafür morgens eine halbe Stunde joggen. Danach esse ich einen<br />
die Schule muss ich. Natürlich leiden meine Leistungen unter meinem täglichen Programm.<br />
Über Mittag esse ich eine Orange und trinke einen Liter Wasser. Nach der<br />
Schule gehe ich den ganzen Weg zu Fuss nach Hause, ich gehe gerne spazieren. Ein bisschen<br />
Bewegung an der frischen Luft tut gut und regt das Denken an. Angekommen,<br />
nehme ich wie immer ein Aspirin und eine Tasse Kaffee. Dann starre ich eine halbe<br />
Stunde die Wand an, und wenn meine Mutter zum Abendessen ruft, schlafe ich.<br />
Ich rauche mehr als eine Packung pro Tag.<br />
Nicht, dass es mir schlecht geht, ich mache ja genug Sport. Das kann niemand, dem<br />
es schlecht geht. Mein liebster Sport ist Fahrradfahren, das ist aber nicht so gut, weil<br />
es keinen straffen Bauch macht.<br />
Deshalb müssen halt täglich noch drei Runden gedreht werden. Allerdings braucht es<br />
auch noch ein bisschen mehr, so im Allgemeinen, deshalb gehe ich auch gerne Schwimmen.<br />
Allmählich habe ich meinen Körper auch ein bisschen lieber, das heisst ich kann<br />
mehr oder weniger hinter meiner Erscheinung stehen. Nur für mich selbst, ich bin halt<br />
Asketin und wende mich in meinem Verhalten demonstrativ von der Masse ab. Ich bin<br />
daher auch sehr kunstinteressiert. Vor allem male ich gerne, denn in der Nacht kann<br />
ich oft nicht schlafen, dann liege ich nicht gerne im Bett. Ich mag meinen Bauch, wenn<br />
er knurrt. Um nicht zu denken, gehe ich ein wenig spazieren. Oft rauche ich dabei, das<br />
ist zwar nicht gut für den nächsten Morgen, aber spazieren ist ja auch schon bewegen.