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Sportlerinnen. Spitzenleistungen vor leeren Rängen?

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Es sind nicht die Journalisten und Journalistinnen alleine, die dies zu verantworten<br />

haben. Es sind vielmehr die interdependenten Strukturen von Medien, Wirtschaft<br />

und Sport und die in ihnen Handelnden, die diese Perpetuierung der traditionellen<br />

Geschlechterordnung aufrechterhalten.<br />

Olympe 21/05<br />

Zwischen legenden und Göttern<br />

Gerda Wurzenberger<br />

Literatur:<br />

Ilse Hartmann-Tews, Bettina Rulofs, Sport in den Medien – ein Feld semiotischer Markierung von Geschlecht?<br />

In: I. Hartmann-Tews, P. Giess-Stüber, M.-L. Klein, C. Kleindienst-Cachay, K. Petry, Soziale<br />

Konstruktion von Geschlecht im Sport, Leske + Budrich, Opladen 2003, S. 30–69.<br />

Ilse Hartmann-Tews, Bettina Rulofs, Die Bedeutung von Geschlechterkonstruktionen in der Sportberichterstattung,<br />

in: J. Schwier (Hg.), Mediensport – Ein einführendes Handbuch, Schneider Verlag, Hohengehren<br />

2002, S. 125–150.<br />

Marie-Luise Klein, Frauensport in der Tagespresse, Universitätsverlag Dr. N. Brockmeyer, Bochum 1986.<br />

Markus Kuhlen, Martin Neumann, Die Präsentation von <strong>Sportlerinnen</strong> und Sportlern in Sportnachrichten-<br />

Sendungen des deutschen Fernsehens, Diplomarbeit, Deutsche Sporthochschule, Köln 2002.<br />

Margret Lünenborg, Journalistinnen in Europa – Eine international vergleichende Analyse zum Gendering<br />

im sozialen System Journalismus, Westdeutscher Verlag, Opladen 1997.<br />

Bettina Rulofs, Konstruktion von Geschlechterdifferenzen in der Sportpresse? Eine Analyse der Presseberichte<br />

zur Leichtathletik-WM 1999, Afra, Butzbach-Griedel 2003.<br />

«Schweizer Sportreporterlegende» lese ich im Kreuzworträtsel einer Gratiszeitung<br />

und setze brav drei Buchstaben, nämlich «Erb», ein. Diesen Namen kenne<br />

94<br />

1 Gebauer 1973.<br />

2 Bei den Olympischen Spielen ist nur noch eine geringe Anzahl von Disziplinen geschlechtsspezifisch<br />

ich, obwohl ich ja vollumfänglich im Umfeld der österreichischen Sportreporterlegende<br />

Edi Finger aufgewachsen bin. Zu Zeiten, als Edi Finger «I wer nar- 95<br />

zugelassen, d.h. entweder nur für Frauen (z.B. Synchronschwimmen) oder nur für Männer (z.B.<br />

Zehnkampf).<br />

3 Vgl. Hartmann-Tews/Rulofs 2003.<br />

risch!» schrie oder Karl Erb mit seiner Zipfelmütze als unumstrittener «Mr. Ski»<br />

galt, waren Sportreporterinnen noch kein Thema. Das ist auch mit der Grund,<br />

4 Vgl. Rulofs 2003, S. 27.<br />

5 Vgl. ebd.<br />

6 Vgl. Hartmann-Tews/Rulofs 2002, S. 133; Kuhlen/Neumann 2002, S. 148.<br />

7 Vgl. Hartmann-Tews/Rulofs 2003, S. 49.<br />

warum damals eine «Legendenbildung» sogar auf der Ebene der Reporter möglich<br />

war. «Legendär» sind Männer immer nur in einem rein männlichen Umfeld.<br />

Stossen Frauen dazu, wird Männerpathos schwieriger, verlieren Heroisierungen<br />

8 Vgl. Lünenborg 1997, S. 150; zusammenfassend Hartmann-Tews/Rulofs 2002, S. 140.<br />

9 Vgl. Hartmann-Tews/Rulofs 2003.<br />

10 Angesichts der Beliebtheit von «König Fussball» sind Sportjournalisten und -journalistinnen der<br />

und Vergleiche mit dem Göttlichen, von denen der Mythos des Sports sich u.a.<br />

nährt, ihre «Reinheit» – wenn z.B. von «Herkules» oder von einer «Hand Got-<br />

Auffassung, es bestehe eine grundsätzliche Verpflichtung, über diese Sportart zu berichten.<br />

11 Vgl. Hartmann-Tews/Rulofs 2003, S. 61 f.<br />

tes» die Rede ist oder das Leiden an der Tour de France als religiöser Läuterungsakt<br />

oder antike Katharsis erscheint.<br />

Schon der Besuch in der Kabine einer Fussballmannschaft nach einem medienwürdigen<br />

Fussballspiel kann für eine Sportjournalistin zum Problem werden<br />

– spielen sich dort doch in der Regel Szenen ab, die <strong>vor</strong> allem der gegenseitigen<br />

Versicherung von Männlichkeit und Macht dienen: kindische Wasserschlachten,<br />

Inszenierungen von Nacktheit, Saufereien, liebevolle Raufereien, Gegröle.<br />

Alles Dinge, die, da sie starke homoerotische Komponenten beinhalten, am<br />

besten auf einem frauenfeindlichen Teppich gedeihen, der die Männlichkeit<br />

bestärkt, damit das erotisch aufgeladene Tun nicht in den Verdacht von homosexuellen<br />

Handlungen gerät. Tritt in dieses Umfeld eine Frau, wird sie als<br />

Störung wahrgenommen. Erst recht, wenn sie eine Machtinstanz vertritt wie<br />

z.B. das Fernsehen.

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