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Sportlerinnen. Spitzenleistungen vor leeren Rängen?

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Kein platz für sportliche Mädchen<br />

Weshalb Mädchen Sport treiben – und wieder damit aufhören<br />

Anna Sax<br />

Manche Mädchen lesen lieber ein Buch, statt Sport zu treiben. Manche hängen lieber<br />

mit Freundinnen herum. Doch es gibt sie, die sportlichen Mädchen: Sie freuen<br />

48 sich an der Bewegung, suchen die Herausforderung und wollen gewinnen. So lange,<br />

Welt zum Thema Bewegung und Sport bei Kindern aus. Einen der Untersuchungs- 49<br />

bis ihnen die Lust wieder vergeht. Viel mehr Mädchen als Knaben wenden sich im<br />

Teenager-Alter endgültig vom Sport ab. Mehr Mädchen als Knaben halten sich von<br />

<strong>vor</strong>nherein für unsportlich, auch wenn sie es eigentlich gar nicht sind. Was hindert<br />

Mädchen daran, Sport zu treiben, und was motiviert sie? Die Datenlage zu diesen<br />

Fragen ist mager, einige Antworten liegen dennoch auf der Hand.<br />

Sportvereine als Männerbastionen<br />

Bewegung ist ein Grundbedürfnis und eine Voraussetzung für die gesunde Entwicklung<br />

aller Kinder, doch viele von ihnen erhalten nicht genug davon. 1 Mädchen sind<br />

in ihrer Bewegungsfreiheit zusätzlich eingeschränkt. Sie verbringen weniger Zeit<br />

beim Spiel im Freien als Jungen, zum Teil, weil ihre Eltern ihnen weniger Freiheit<br />

lassen 2 , <strong>vor</strong> allem aber, weil die Spielflächen oft schon von den Jungen «besetzt»<br />

sind. Im Sport und in den Sportvereinen geraten die Mädchen mit zunehmendem<br />

Alter in die Minderheit. Das hat weniger mit ihren Vorlieben zu tun als mit fortgesetzt<br />

mädchen- und frauenfeindlichen Tendenzen im Sportbetrieb. 3<br />

Sportvereine sind in der Schweiz Orte, wo eine grosse Zahl von Kindern und Jugendlichen<br />

erstmals soziale Kontakte ausserhalb von Familie und Schule knüpfen.<br />

Früher waren die Sportvereine ausschliessliche Männerbastionen, und die Mitglieder<br />

blieben ihrem Verein oft bis ans Lebensende treu. Im Sportverein machten Knaben<br />

erstmals Bekanntschaft mit Mannschaftsgeist und Alkohol. Hier knüpfen junge<br />

Olympe 21/05<br />

Männer noch immer Netzwerke, die ihnen später im Berufsleben nützlich sind. Inzwischen<br />

sind die meisten (wenn auch nicht alle!) 4 Sportvereine für Mädchen und<br />

Frauen offen.<br />

Kinder und Jugendliche bis 20 Jahre machen 40% der Aktivmitglieder in Sportvereinen<br />

aus. Laut Schätzungen sind über die Hälfte der in der Schweiz wohnhaften<br />

7- bis 20-Jährigen Mitglied in einem Sportverein. Bei den jüngeren Kindern<br />

bis 10 Jahre beträgt der Anteil der Mädchen fast die Hälfte, danach reduziert sich<br />

der Anteil der Frauen und Mädchen kontinuierlich auf durchschnittlich 35% 5 . Die<br />

Ausstiegsrate der Mädchen ist damit wesentlich höher als diejenige der Knaben.<br />

Ab dem Pubertätsalter verabschieden sich die Mädchen in grosser Zahl aus den<br />

Vereinen und aus dem aktiven Sportgeschehen. Diejenigen, die weiterhin sportlich<br />

aktiv bleiben (oder es als Erwachsene wieder werden), tun dies oft ausserhalb der<br />

Vereine, individuell oder im Rahmen von kommerziellen Sportangeboten wie Fitnesszentren<br />

oder Kursen.<br />

Weshalb treiben Kinder Sport?<br />

Im 2004 erschienenen Handbuch «Aktive Kindheit – gesund durchs Leben» werteten<br />

SportwissenschaftlerInnen eine grosse Zahl von Untersuchungen aus aller<br />

gegenstände bildete die Frage nach der Motivation von Kindern, Sport zu treiben<br />

und wieder damit aufzuhören. Als Antwort auf die Frage, weshalb Kinder sportlich<br />

aktiv sind, kristallisierten sich sechs Motive heraus, die für Mädchen wie Knaben<br />

gleichermassen gelten:<br />

– «Fun»: Kinder möchten ausgelassen sein und Spass haben.<br />

– Soziale Interaktion: Kinder suchen das Zusammensein mit anderen, das Gefühl<br />

von Zusammengehörigkeit (z.B. in einem Team).<br />

– Körpergefühl und Fitness: Kinder möchten die Möglichkeiten ihres Körpers ausloten<br />

und auch verbessern.<br />

– Spannung und Abenteuer: Kinder lieben Situationen mit ungewissem Ausgang,<br />

in denen sie mitfiebern können.<br />

– Ästhetik: Viele Kinder möchten Bewegungen so ausführen, dass sie kunstvoll,<br />

elegant, beeindruckend oder irgendwie «cool» erscheinen.<br />

– Kompetenz: Kinder wollen sich an Aufgaben messen und sich mit anderen vergleichen,<br />

ihre Möglichkeiten und Grenzen kennen lernen, sich verbessern und<br />

Neues dazulernen. 6<br />

Spezifische Motivation der Mädchen<br />

Was gibt es nun für spezifische Gründe für Mädchen, Sport zu treiben? Stärker ausgeprägt<br />

als bei den Jungen ist bei ihnen die Freude an der Bewegung (ohne den

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