Sportlerinnen. Spitzenleistungen vor leeren Rängen?
Sportlerinnen. Spitzenleistungen vor leeren Rängen?
Sportlerinnen. Spitzenleistungen vor leeren Rängen?
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ander das Brett, den Wachs und ist befreundet. «Jungs können das vielleicht besser<br />
trennen – bei meinen mir nahen Konkurrentinnen herrscht oft die Haltung: ‹Wenn<br />
ich nicht gewinne, dann gewinnt halt meine beste Freundin›. Und das finde ich ganz<br />
ok», sagt Alex, eine 25-jährige Wakeboarderin. Manchmal sei es aber auch langweilig,<br />
sie könnten die Podestplätze geradeso gut beim Jassen verteilen.<br />
Ausgewählte literatur zu frauen und Sport<br />
Wie in den meisten Sportarten haben Männer viel mehr Kraft als Frauen. Im<br />
Georg Anders, Elisabeth Braun-Laufer, Frauen im Leistungssport, Wissenschaftli-<br />
Snowboarden, Freestyle-Skifahren und Surfen wird das zum Problem. Nicht um<br />
che Berichte und Materialien des Bundesinstituts für Sportwissenschaft, Bd. 7, Köln<br />
die Sportart auszuüben – sondern weil die Anlässe <strong>vor</strong> allem von Fernsehstationen<br />
1998.<br />
finanziert und vermarktet werden. Spektakuläre Wettkämpfe bringen spektakuläre<br />
Einschaltquoten. Je höher und wagemutiger die Sprünge aussehen, desto mehr<br />
Geld wird verdient. Es ist ganz logisch, dass nur die wenigsten Frauen physisch so<br />
viel bringen können. So kommt es nicht selten <strong>vor</strong>, dass Show-Contests (an denen<br />
Georg Anders, Elisabeth Braun-Laufer, <strong>Sportlerinnen</strong> in den Medien, Wissenschaftliche<br />
Berichte und Materialiendes Bundesinstituts für Sportwissenschaft, Bd.<br />
14, Köln 1999.<br />
nicht unwesentlich Geld ersprungen werden kann) reine Männerveranstaltungen<br />
Ellen Becker, Mit Rock und Riemen. Die Entwicklung des Frauenruderns im Deut-<br />
sind. Niemand wolle Frauen sehen, die nur fünf Zentimeter <strong>vor</strong> dem Coping, dem<br />
schen Reich und in der Bundesrepublik, Greven 1995.<br />
Rand der Halfpipe, abheben, begründen die OrganisatorInnen. Vielleicht ändert<br />
sich das bald: Bei den X-Games, dem grössten Freestyle-Anlass der Welt, ausgerichtet<br />
vom Fernsehsender ESPN, durften die Skifahrerinnen 2005 zum ersten Mal<br />
Kerstin Behm, Kerstin Petzsche (Hg.), Mädchen und Frauen im Sport. Natur- und<br />
Geisteswissenschaften im Dialog, Hamburg 1998.<br />
in die Halfpipe.<br />
Inge Berndt, Ursula Voigt (Hg.), Fair Play für Frauen im Sport? Frankfurt/Main<br />
118 Und wenn's dann eine höher schafft, sind es die Männer, die am lautesten davon<br />
1995.<br />
119<br />
schwärmen. Justine zum Beispiel, die Wakeboarderin, die seit Jahren die Schweizer<br />
Wettkampfszene dominiert, springt höher als viele Männer. Sie winkt bescheiden<br />
ab. Und gibt erst nach einer Weile zu: «Ich trainiere auch hart, nicht nur auf dem<br />
Inge Berndt, Ursula Voigt, Frauen im Sport. Orientierungen – Ideen – Programme,<br />
Frankfurt 1996.<br />
Wasser.» Sie war bereits als Kind Spitzensportlerin, in der Equipe Romande de<br />
Evelyne Binsack, Schritte an der Grenze. Die erste Schweizerin auf dem Mount<br />
Ski, in festen Strukturen, nicht wie heute im Wakeboard. Im Alpinskifahren, da<br />
Everest, Zürich 2002. Siehe Bücher zum Thema in diesem Heft.<br />
könne man nicht «einfach so ein bisschen fahren». Im Freestyle-Sport ist man stark<br />
auf sich selbst angewiesen, BetreuerInnen coachen und korrigieren – zwingen aber<br />
selten zum Training. «Und da bin ich halt fauler als die meisten Männer», gibt die<br />
Karen Christensen, Allen Guttmann, Gertrud Pfister (Hg.), International Encyclopedia<br />
of Women and Sport, New York 2001.<br />
Snowboarderin Lisa zu.<br />
Beth Mende Conny, Winning Women. Quotations on Sports, Health and Fitness,<br />
Jene, die wirklich obenaus stechen und auffallen, wie die Snowboarderin Nicola<br />
New York 1993.<br />
Thost beispielsweise, haben die Physis von Männern. Und erst das bringt ihnen auch<br />
den Respekt ein. Frauen müssen tatsächlich genau dasselbe bringen wie die Männer,<br />
damit sie auch akzeptiert sind. Die Medienwirksamkeit ist der Gradmesser.<br />
Stephanie Daniels, Anita Tedder, A Proper Spectacle. Women Olympians 1900<br />
– 1936, Bedfordshire 2000.<br />
Und nicht die Leistung innerhalb der Frauengruppe. Die Skifahrerin Kristi Leski-<br />
Die Frau in unserer Zeit, Zwischen Lifestyle und Spitzensport, Sankt Augustin<br />
nen ist so ein Beispiel. Sie springt genauso unerschrocken und fotogen wie Männer.<br />
1999.<br />
Doch die 23-jährige US-Amerikanerin wird heute noch gefragt: «Wessen Freundin<br />
bist du?»<br />
Colette Dowling, Hürdenlauf. Frauen, Sport und Gleichberechtigung, Frankfurt am<br />
Main 2002.<br />
Olympe 21/05<br />
dokuMENTATIoN<br />
Beate Fechtig, Frauen und Fussball. Interviews, Porträts und Reportagen, Dortmund<br />
1995.