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Sportlerinnen. Spitzenleistungen vor leeren Rängen?

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SpoRT – SpIEgEL dER gESELLSCHAfT<br />

Wie wichtig ist der Sport?<br />

Über mediale, kommerzielle und politische Körpermetaphern<br />

Regula Stämpfli<br />

«Sport is war minus the shooting.» George Orwell<br />

Die erste Reaktion auf den Auftrag, über Sport aus feministischer Sicht zu<br />

schreiben, ist Irritation. Denn einerseits gibt es tatsächlich die befreienden,<br />

feministischen Erfahrungen durch Bewegung<br />

8 9<br />

1 , ja es gibt sogar Sport als Friedensprojekt.<br />

2 Andererseits klingen in der von Kommerz definierten Sportindustrie<br />

<strong>vor</strong> allem die negativen Begleiterscheinungen nach. Internationale<br />

Sportwettkämpfe sind von Dopingskandalen, Funktionärskorruption und nationalen<br />

Schau-Schlachten überschattet. 3 «Sport» ist neben den «Medien», der<br />

«Politik», der «Wirtschaft», der «Gesellschaft» etc. zum strukturellen Machtfaktor<br />

der globalisierten Industriegesellschaften aufgestiegen. Feministische<br />

Ansätze sind in dieser Logik immer in der Minderheitenposition. Und je länger<br />

man und frau sich mit dem Thema beschäftigt, umso erschreckender fällt<br />

die Analyse bezüglich Frauenvertretung, feministischen Agenda-Settings,<br />

frauen- und gleichstellungsfördernder Politiken etc. aus. Die Entstehung des<br />

modernen Sports ist der Spiegel der industriellen Entwicklung, das Boxen<br />

Ausdruck der Gesellschaftsordnung, das Rekordstreben strukturierend für<br />

die Wirtschaft und der national-sportliche Fanatismus ein Indikator für alle<br />

gesellschaftlichen Probleme. 4 Kurz, international organisierter Sport verheisst<br />

selten Emanzipation.<br />

Watching the Boys play<br />

«Watching the Boys Play – Frauen als Fussballfans» 5 eher als die Triathlon-Weltmeisterin Natascha Badmann. Die «Spielerfrauen»<br />

sind wohl auch bekannter als die aktiven Fussballerinnen und tragen mit Bestimmtheit<br />

mehr Werbeverträge nach Hause. «Soccer» ist in Europa nach wie<br />

<strong>vor</strong> die sportliche Männerbastion par excellence. Eine Rolle, welche in der<br />

USA der dem Rugby verwandte «Football» einnimmt. Nun zeichnen sich Soccer<br />

und Football gerade dadurch aus, dass sie die Männlichkeit verherrlichen,<br />

während sie die Weiblichkeit auf ihre Sexualität reduzieren.<br />

beschreibt in diesem<br />

Zusammenhang die Problematik von Frauen, im Sport als Akteurinnen, als<br />

Gleichberechtigte und <strong>vor</strong> allem als Menschen und nicht nur als Körper wahrgenommen<br />

zu werden. Irgendein «Boxenluder» kennt man beispielsweise viel<br />

6 Wer die Cheerleader-Kultur<br />

in den USA kennt, weiss, wovon ich spreche. Doch es genügt<br />

auch, in Europa die Klatschkolumnen über die «Rasenflittchen» zu lesen. Frauen<br />

und Fussball stehen etwa im Verhältnis Ameise zu Elefant – Erstere sind<br />

jederzeit in Gefahr, zertreten zu werden. Das Verhältnis Frauen und Sport ist<br />

jedoch nicht nur beim Fussball ungleich.<br />

Die Suchmaschine «Google» beispielsweise spuckt zu den Stichworten «Frauen<br />

und Sport» zunächst mal Hunderte von Diät-, Jogging- und Wellness-Sites<br />

aus. Die «alten» Heldinnen des frühen Frauensports in Tennis, Golf und Autorennen<br />

usw. gehen dabei ebenso verloren wie die feministischen Auseinandersetzungen<br />

mit dem Thema «Sport». Die gegenwärtig überall feststellbare<br />

reale und diskursive Schwächung feministischer Positionen zeigt sich nirgends<br />

so stark wie in den Sportmedien und deren Ausstrahlung auf die Öffentlichkeit.<br />

7 Auch die Athletinnen selber bieten wenig Ansätze, eigene Geschichten<br />

zu erzählen, die, auf die Zukunft gerichtet, in Mädchen nicht nur den Wunsch<br />

nach Medaillen, sondern auch den Wunsch nach Emanzipation wecken. 8<br />

Während es in anderen Teilbereichen des Machtkartells gelungen ist, die Frauen<br />

und ihr bis dahin unsichtbares Leben und Arbeiten sichtbar zu machen und<br />

Olympe 21/05

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