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Sportlerinnen. Spitzenleistungen vor leeren Rängen?

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ein bisschen fahren reicht nicht. frauen und freestyle-Sport<br />

Sina Bühler<br />

Seit Skateboarden, Snowboarden, Freestyle-Skifahren und Wakeboarden immer<br />

beliebter werden, haben auch SpitzensportlerInnen bei Jugendlichen ein neues<br />

Image. Wettkampf, Leistung und ungebremster Ehrgeiz stehen nicht so sehr im<br />

116 Mittelpunkt. Plötzlich sind Gefühle, Lebensstil und <strong>vor</strong> allem das Bedürfnis, etwas<br />

habe sie die allerdings auch bekommen. «Ich glaube, Frauen sind zu grosse Perfek- 117<br />

Neues zu entwickeln, viel wichtiger geworden. Diese Sportarten gelten auch heute<br />

noch – fünf, zwanzig, teils gar sechzig Jahre nach ihrer Geburt – als exotisch. Und<br />

im Grunde genommen werden die AthletInnen immer noch nicht ernst genommen,<br />

ihre Leistungen werden oft belächelt und ihr Einsatz als jugendlicher Übermut abgetan.<br />

Wie in beinahe jeder Sportdisziplin waren auch im Freestyle-Bereich zuerst Männer<br />

am Werk. Wettkämpfe für Frauen kamen erst nach und nach dazu. Oder werden<br />

heute gar erst angestrebt. Ein Beispiel: Bei der Schweizer Meisterschaft der WakeboarderInnen<br />

im September 2004 waren rund vierzig Männer und nur gerade<br />

mal drei Frauen am Start. Dies, obwohl die Frauenförderung in dieser Sportart von<br />

Anfang an stark angetrieben wurde.<br />

Woran liegt es, dass Frauen im Freestyle – was Wettkämpfe angeht – noch immer<br />

etwas Aussergewöhnliches sind? Weshalb heisst es bei den wenigen, deren Namen<br />

auch ausserhalb der Szene bekannt werden, meistens: «Sie fährt eben wie ein<br />

Mann»?<br />

Der Anfang ist das Schwerste. In vielen Sportarten kann eine Anfängerin auf Anleitung,<br />

Unterstützung und ideale Trainingsbedingungen zählen. In den neueren<br />

Sportarten sind das Traum<strong>vor</strong>stellungen. Eine Anfängerin muss all ihren Mut zusammennehmen,<br />

alles selber mal versuchen und <strong>vor</strong> allem keine Angst <strong>vor</strong> Peinlichkeiten<br />

haben. «Ich hatte Riesenhemmungen, auch nach fünf Jahren noch als blutige<br />

Olympe 21/05<br />

Anfängerin dazustehen. Als ich die überwunden hatte und mich in die Halfpipe<br />

getraute, war's einfach super», sagt Lisa, eine 25-jährige Snowboarderin. «Auf der<br />

Piste sieht niemand, wenn ich Fehler mache. In der Halfpipe sehen es alle», pflichtet<br />

ihr Fabienne, eine 20-jährige Skifahrerin bei. Sobald sie um Hilfe gebeten habe,<br />

tionistinnen. Männer getrauen sich auch mal, lächerlich zu wirken. Und nur so kann<br />

man sich verbessern.»<br />

Wenn unter den ZuschauerInnen einzig Mädchen und Frauen sind, ist die Hemmschwelle<br />

viel niedriger. Immer beliebter werden die Angebote nur für Frauen. Sudden<br />

Rush, einer der grössten Camp-Anbieter in der Schweiz, bietet mittlerweile<br />

über zehn Wochen «Women only»-Surfcamps an, unter Anleitung von weiblichen<br />

Profis.<br />

Auch das Weitermachen ist nicht leicht. Hört man sich unter snowboardenden Männern<br />

um, ist das Urteil hart: «Nach einem Tag auf dem Berg gehen die Frauen ins<br />

Dorf Kaffee trinken. Wir Männer gehen in den Kraftraum oder spielen Fussball.<br />

Logisch, dass Frauen so auf keinen grünen Zweig kommen.» Und das geben auch<br />

viele Frauen zu. «Ich war halt schnell gut – auch weil die Konkurrenz klein ist», sagt<br />

die Snowboarderin Tina. Sobald sie mehr hätte tun müssen, war ihr der Einsatz zu<br />

gross. Auch weil andere Dinge wichtig wurden. Und dann merkte sie, dass sie auch<br />

mit einem dritten Platz ganz zufrieden war, dass sie sich gar freute, wenn die Konkurrentin<br />

– die bisher immer Zweite geworden war – auch mal Gold gewann. «Da<br />

habe ich aufgehört. Für die Spitze braucht's mehr Ehrgeiz, finde ich.»<br />

Dabei fühlen sich Frauen oft gerade deshalb wohl in den freieren unstrukturierteren<br />

Sportarten. Gerade weil es nicht so anspruchsvoll sein muss und weil der Konkurrenzkampf<br />

sich auf die Wettkämpfe beschränkt. Neben der Halfpipe leiht man ein-

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