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Sportlerinnen. Spitzenleistungen vor leeren Rängen?

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der Frauenfussball-Weltmeisterschaft in den USA, deren Final von über 90'000<br />

bestandener Prüfung den Status des Fans unter Gleichen zu erlangen. Auch eine<br />

ZuschauerInnen im Stadion und 40 Millionen am Fernsehen verfolgt wurde. An-<br />

gewisse Anpassung an männliche Verhaltensweisen und Rituale gehört dazu, wobei<br />

hand von Interviews mit Fussballpionierinnen und Gründervätern und mit inter-<br />

diese Anpassung die weibliche Identität gefährdet. Männer werden durch Fussball<br />

nationalen Quervergleichen gelingt Marianne Meier eine umfassende Darstellung<br />

männlicher, Frauen auch, und dies macht sie nicht unbedingt sexy, wie eine der in-<br />

des Schweizer Frauenfussballs. Daneben interessiert sie sich für gendertheoretiterviewten<br />

Frauen feststellt. Wenn frau zudem neben dem ernsthaften Fussballintesche<br />

Fragen im Zusammenhang mit Fussball und der Sportberichterstattung. Sie<br />

resse auch noch Zeit zum Männergucken findet – und das gehört für die meisten der<br />

thematisiert die als unvereinbar empfundene Verknüpfung von Weiblichkeit und<br />

Frauen selbstverständlich dazu –, dann disqualifiziert sie sich als ernsthafte Expertin<br />

Fussball (vgl. Marianne Meiers Beitrag in diesem Heft), die männerbündischen<br />

und wird aus männlicher Sicht zum Groupie.<br />

Vereinsstrukturen, die meist chauvinistische Sprache, mit der in den 1970er Jahren<br />

Nicht nur interessieren sich Frauen für Fussball. Seit den 1970er Jahren und der<br />

über den Frauenfussball berichtet wurde, und stellt Fragen zu Homosexualität und<br />

seither stattgefundenen Kommerzialisierung des Fussballgeschäfts interessiert sich<br />

Frauenfussball. Mit «‹Zarte Füsschen› am harten Leder …» steuert Marianne Meier<br />

auch der Fussball zunehmend für die Frauen – als Konsumentinnen der Unterhal-<br />

ein spannendes Kapitel zur Sport- und Geschlechtergeschichte bei.<br />

tungsindustrie Fussball, die Popstars und Teenie-Idole produziert, und als Begleite-<br />

Sandra Meier<br />

rinnen und Mütter, die den Samstagnachmittag mit der Familie im Stadion verbringen.<br />

Auf der Strecke bleiben dabei all jene Frauen, die sich nicht (nur) für Beine,<br />

Frisur oder Familienstand der Spieler interessieren, die keine Kinder haben und im<br />

Stadion auch nicht bequem sitzen wollen. Selmer plädiert zum Schluss für eine differenzierte<br />

Wahrnehmung und Berücksichtigung der verschiedenen Faninteressen,<br />

nicole Selmer: Watching the Boys play<br />

und zwar für Männer und Frauen. Und schliesst mit dieser Forderung an all jene<br />

134<br />

Frauen im Stadion, Agon Sportverlag, Kassel 2004.<br />

Forderungen von Frauen (und Männern) an, die auch in anderen gesellschaftlichen<br />

Bereichen Akzeptanz von Diversität und Vielfalt innerhalb der jeweiligen Genusgruppen<br />

fordern.<br />

Katja Schalbetter<br />

135<br />

«Watching the Boys Play» handelt von Frauen und ihrer Beziehung zum Fussball,<br />

aber auch vom Fussball und seiner Beziehung zu Frauen. Der Inhalt des Buches<br />

besteht aus seriös und minutiös durchgeführten Recherchen über beinahe alles, was<br />

in den vergangenen hundert Jahren zu Fussball und Frauen geschrieben wurde. Die<br />

fachkundigen Passagen über die historischen Dimensionen des «harten Männersports»,<br />

einzelner deutscher Vereine und der momentan stattfindenden Veränderungen<br />

im Fussballgeschäft werden von Geschichten, Erlebnissen und Erfahrungen<br />

von Frauen, mit denen die Autorin ausführliche Interviews führte, untermauert.<br />

Die her<strong>vor</strong>ragendste Leistung der Autorin besteht darin, spezifische Aussagen von<br />

Fussballkennerinnen und -kennern, seien es nun Forschende, Schreibende oder<br />

Kommentierende, jeweils kritisch zu hinterfragen, und wenn sie dies für nötig erachtet,<br />

aus der Perspektive der Frau auch zu widerlegen.<br />

Fussballsozialisiert wurden die meisten der von Selmer befragten Frauen entweder,<br />

weil sie schon als Kind Fussball spielten, oder weil sie vom Vater ins Stadion<br />

mitgenommen wurden. Um aber als erwachsener weiblicher Fan von den anderen,<br />

meist männlichen Fans anerkannt zu werden – und das ist laut Selmer der Wunsch<br />

vieler fussballinteressierter Frauen: nicht als Frau, sondern als Fussballfan wahrgenommen<br />

zu werden –, muss frau erst fachliches Know-how beweisen, um nach<br />

Olympe 21/05<br />

evelyne Binsack: Schritte an der Grenze.<br />

Die erste Schweizerin auf dem Mount Everest, Werd Verlag, Zürich 2002.<br />

Die Frau spinnt, denke ich, die ich körperlichen Strapazen keineswegs abgeneigt<br />

bin, mehrmals beim Lesen dieses Buches. Die Frau, Evelyne Binsack, ist eine<br />

der ersten diplomierten Bergführerinnen der Schweiz. Sie liebt extreme Bergtouren<br />

und wurde berühmt, als sie, vom Schweizer Fernsehen live begleitet, durch<br />

die Eigernordwand kletterte. 2001 stand sie als erste Schweizerin auf dem Mount<br />

Everest.<br />

Ein Kind, wie Evelyne Binsack eines war, würde man heute als hyperaktiv bezeichnen<br />

und mit Ritalin behandeln. Was sie antreibt, ist weniger Ehrgeiz als Bewegungsdrang.<br />

Als junge Bergführerin konnte sie sich kaum bremsen und brachte

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