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Sportlerinnen. Spitzenleistungen vor leeren Rängen?

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Eindrücklich schildert Burstyn, dass diese Entwicklungen in neoliberalen und neokonservativen<br />

Gesellschaften zu einer allgemeinen Brutalisierung führten, wo Demokratie<br />

verstanden wird als Rugby-Spiel, wo alle ausser einem verlieren: The winner<br />

takes it all. Auf der Seite der Verlierer stehen nicht nur Frauen, sondern auch<br />

Mentalitäten, die zu mehr Interaktion und Freude am Selbertun aufrufen.<br />

Den Schluss dieser gewichtigen Studie bildet ein flammender Aufruf zur Demokratisierung<br />

– öffentliche Förderung des Breitensports und des Schulsports,<br />

keine öffentliche Finanzierung von Stadien oder Olympischen Spielen; Stärkung<br />

der demokratischen Strukturen der Gesellschaft (besonders Schule und Unterstützung<br />

von Familien) und keine Finanzierung durch den sportlich-industriellen<br />

Komplex – und <strong>vor</strong> allem ein Aufruf an die Männer, nicht auf der Gladiatoren-Welle<br />

als Konsument mitzureiten, sondern sich ihrer Männlichkeitsbilder<br />

anzunehmen, «weiche» Aspekte zu integrieren und diese ihren Söhnen weiterzugeben.<br />

Heidi Witzig<br />

138 139<br />

Milena Moser: Schlampenyoga oder Wo geht’s hier zur<br />

erleuchtung?<br />

Blessing Verlag, München 2005.<br />

In ihrem neusten Buch schildert Milena Moser ihre Entwicklung vom «Couch Potato»<br />

zur begeisterten Anhängerin der jahrtausendealten Meditationstechnik Yoga.<br />

Sie begibt sich auf die Suche nach dem essenziellen, klassischen Yoga, das mit<br />

den im Westen praktizierten Formen nicht mehr viel gemeinsam hat. In den 1990er<br />

Jahren ist Yoga zu einem wesentlichen Bestandteil des profitorientierten Lifestylemarktes<br />

geworden. So betreiben es rund vier Millionen Deutsche – 80 Prozent sind<br />

Frauen. Vielen geht es dabei nur um den perfekten Körper; die eigene Körpererfahrung<br />

steht kaum im Vordergrund.<br />

Das moderne Lifestyle-Yoga ist zersplitterter als Sekten und verfügt oft über ein<br />

ähnliches Mass an Selbstgerechtigkeit. Milena Mosers erster Kontakt mit Yoga erfolgt<br />

über ein Video, das sie sich von ihrer gemütlichen Couch aus ansieht. Danach<br />

lässt sie sich zu einer Probelektion einladen. Die vielen schweisstreibenden Stellungen<br />

erschrecken sie zwar; sie entdeckt aber auch, dass Yoga genau das ist, was sie<br />

braucht. Denn Yoga beansprucht den Körper so sehr, dass die Gedanken ausgeblendet<br />

werden. Sie begibt sich also in den Yogadschungel, verschlingt mit grossem<br />

Olympe 21/05<br />

Eifer Fachbücher, deckt sich mit Yogakleidern ein und nimmt an einem Workshop<br />

teil. Sie bemerkt, dass jede Strömung des Yoga sich als «wahre Lehre» präsentiert<br />

und fragt sich verwirrt, ob denn Yoga ein Weg zur Erleuchtung sein muss oder auch<br />

nur der Verschönerung des Alltags dienen kann.<br />

Auf ihre gewohnt ungekünstelte und pointierte Art erzählt Milena Moser von ihren<br />

Erfahrungen und lässt den Zeitgeist der Welt einfliessen, in der sie lebt. «Schlampenyoga»<br />

ist ein sympathischer, persönlicher Wegweiser der Autorin durch das Yoga-<br />

Labyrinth.<br />

Martina Buzzi<br />

petra Schmidt: Zwischen sexueller Diskriminierung<br />

und Befreiung.<br />

Dilemmata der feministischen Pornografiediskussion. Deutsche Hochschuledition,<br />

Neuried 2001.<br />

«Pornographie ist die Theorie, Vergewaltigung die Praxis.» Wer erinnert sich nicht<br />

an diese Kampfparole, die ab Mitte der 1980er Jahre zur Spaltung des feministischen<br />

Lagers führte! Befürworterinnen und Gegnerinnen eines Verbots von Pornographie<br />

standen sich feindselig gegenüber. Bis heute sind die Konsequenzen dieser<br />

unproduktiven Polarisierung spürbar. Denn die Pornodebatte brachte eine äusserst<br />

spannende und kaum in Gang gekommene feministische Reflexion zum Thema<br />

weibliche Sexualität abrupt zum Stillstand. Eine öffentlich geführte Diskussion über<br />

weibliche Lust und Aggression – ich erinnere an Schriften wie etwa «Die friedfertige<br />

Frau» von Margarete Mitscherlich oder an das Kursbuch über Mütter, aber auch<br />

an viele Künstlerinnen und Filmemacherinnen, die ihre Arbeiten zum Thema an<br />

Festivals zur Diskussion stellten.<br />

In ihrer philosophischen Dissertation analysiert Petra Schmidt den feministischen<br />

Diskurs um die Pornographie und begibt sich auf eine anspruchsvolle und äusserst<br />

aufschlussreiche Gratwanderung. Anhand eines reichhaltigen Quellenfundus, der<br />

sich in erster Linie auf den deutschen und amerikanischen Diskurs bezieht, versucht<br />

sie das befreiende, aber auch das diskriminierende Potenzial von Pornographie auszuloten.<br />

Kein einfaches Unterfangen. Etwas ernüchternd kommt sie zum Schluss:<br />

«Die Zusammenhänge von Macht, Gewalt, sexueller Begierde und Geschlechterverhältnis<br />

sind komplex, manchmal gefährlich und oft alles andere als klar.» Fest<br />

steht: Pornographie lässt sich von Sexualität nicht trennen.

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