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Sportlerinnen. Spitzenleistungen vor leeren Rängen?

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… und von sexualisierten Models<br />

Die visuelle Präsentation folgt augenscheinlich anderen Kriterien. Die Pressefotos<br />

über SportlerInnen lassen sich in drei Kategorien unterscheiden: Bilder, in denen<br />

die SportlerInnen «in Aktion» sind, d.h. laufen, springen oder in der Zweikampfsituation<br />

um den Ball sind etc.; Bilder, die den Sportler oder die Sportlerin in ihrem<br />

sportlichen Umfeld zeigen (z.B. in Sportkleidung, auf dem Wettkampfplatz); oder<br />

solche, die gänzlich ohne sportlichen Kontext sind (z.B. mit Familie, im Restaurant<br />

etc.). Bei der fotografischen Darstellung von <strong>Sportlerinnen</strong> überwiegen mit 61% Fotomotive,<br />

die Frauen lediglich in einem sportlichen Umfeld zeigen, nicht aber beim<br />

eigentlichen sportlichen Handeln, d.h. in Bewegung, beim Training oder beim sportlichen<br />

Wettkampf (siehe Abb. 1 und 2) – der Anteil dieser Bilder macht nur 25%<br />

aus.<br />

90 91<br />

7 Ganz anders die Darstellung von Sportlern: Auf 43% der Bilder werden sie in<br />

unmittelbarer Aktion gezeigt und auf weiteren 37% in einem sportlichen Kontext.<br />

Da Fotos von Sportlern im Sportteil von Tageszeitungen gleichzeitig in deutlicher<br />

Abb. 1<br />

Abb. 2<br />

Überzahl sind, ist das Bild vom Sport in der Presse somit durch dynamisch-aktive<br />

«die attraktive Blonde» oder «die Sportlerin mit den schlanken langen Bei-<br />

Sportler geprägt. Das Bild der aktiven Sportlerin ist hingegen eine Randerscheinen»,<br />

womit immer auch das Aussehen der <strong>Sportlerinnen</strong> ins Blickfeld gerät.<br />

nung.<br />

Das mediale Bild von <strong>Sportlerinnen</strong> ist somit ein zweideutiges: Frauen erscheinen<br />

Darüber hinaus existieren auch in den Sportmedien Muster der Inszenierung von<br />

in den Medien als sportliche Leistungsträgerinnen und attraktive Schönheiten. Dies<br />

Frauen, wie sie aus anderen Medienformaten bekannt sind, nämlich die besondere<br />

birgt für Mädchen und Frauen eine doppelte Anforderung, nämlich nicht nur sport-<br />

Betonung des weiblichen Äusseren bis hin zu sexualisierten Inszenierungen weiblich<br />

erfolgreich sein, sondern sich gleichzeitig auch als Schönheit oder sogar als Erolicher<br />

Erotik.<br />

Diese Art der Inszenierung von Weiblichkeit wird besonders an einzelnen Fällen<br />

tik-Diva vermarkten lassen zu müssen.<br />

deutlich, wie z.B. der medialen Darstellung von Anna Kournikova. Nach Franziska<br />

3. produktionsregeln im Sportressort: von Männern für Männer<br />

von Almsick und Magdalena Brezka ist Anna Kournikova die Sportlerin, mit der<br />

Der Sportjournalismus ist im Vergleich zu anderen Medienbereichen (Politik, Wirt-<br />

die modern gewordene Inszenierung von «sportlicher Erotik» in den Medien auf die<br />

schaft, Kultur etc.) das Ressort mit der grössten Männerdominanz. Der Anteil von<br />

Spitze getrieben wurde. Sie erscheint in den Medien (insbesondere in den Boule-<br />

Frauen am Beschäftigungsfeld nimmt zwar zu, liegt aber insgesamt bei ca. 8%.<br />

vardmedien) nicht «nur» als Sportlerin, sondern als Sportlerin und Diva der Erotik,<br />

als sexualisiertes Fotomodell, das den Lesern des Sportteils von Tageszeitungen erregende<br />

Anblicke ermöglicht. Die Marketingstrategien ihrer Manager haben diese<br />

Art der Selbstpräsentation durchaus forciert, und sie wurde von den Medien gerne<br />

aufgegriffen.<br />

Zweideutiges Bild der <strong>Sportlerinnen</strong><br />

Neben solchen sehr deutlichen Fällen, die auch von gegenseitigem Einvernehmen<br />

getragen sein können, ist die Darstellung von <strong>Sportlerinnen</strong> auch durch eine<br />

subtile Inszenierung weiblicher Attraktivität gekennzeichnet. Verweise auf<br />

das Aussehen kommen in den Medienberichten über <strong>Sportlerinnen</strong> häufiger<br />

als in jenen über Sportler <strong>vor</strong> und beziehen sich bei <strong>Sportlerinnen</strong> <strong>vor</strong> allem auf<br />

ihr allgemeines Äusseres. So heisst es dann beiläufig «die hübsche Sprinterin»,<br />

8 Ob<br />

die Sportberichterstattung anders ausfallen würde, wenn mehr Journalistinnen in<br />

den Sportredaktionen arbeiten würden, ist noch eine offene Frage. Sie sind keine<br />

reinen Übermittlerinnen von Informationen, sondern arbeiten in Sportredaktionen,<br />

in denen sich über Jahrzehnte hinweg (informelle) Regeln für die Produktion von<br />

Nachrichten etabliert haben, die nicht allein durch eine höhere Zahl von Journalistinnen<br />

in diesem Feld geändert werden können.<br />

In einer Interviewstudie mit Journalisten und Journalistinnen aus Sportredaktionen<br />

der grossen deutschen Tageszeitungen, Fernsehsender und Nachrichtenagenturen<br />

haben wir die Handlungsorientierungen sportjournalistischer Produktion in<br />

den Blick genommen. Im Hinblick auf die Inszenierung von <strong>Sportlerinnen</strong> sind<br />

hierbei einige aufschlussreiche «Regeln» zu finden. 9 Nach Aussagen der Redakteurinnen<br />

und Redakteure werden <strong>Sportlerinnen</strong> bei der Berichterstattung grösstenteils<br />

genauso behandelt wie Sportler. Im Vordergrund sportjournalistischer<br />

Olympe 21/05

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