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Sportlerinnen. Spitzenleistungen vor leeren Rängen?

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Männermannschaften und einzelkämpferinnen<br />

Kommentare (oder Polemiken) kommen sie jedoch meist trotzdem nicht heran<br />

Analysiert man die Berichterstattung von Zeitungen, Radio und Fernsehen zum<br />

– oder sie versuchen es erst gar nicht.<br />

Thema Sport auch nur oberflächlich, wird sofort deutlich, dass sie sich bei der über-<br />

Ein ähnliches Bild zeigt sich beim Fernsehen. Dort sind Frauen entweder als Mowiegenden<br />

Mehrheit um einige wenige Mannschafts-Sportarten dreht, die sich von<br />

deratorinnen im Studio zu sehen (jedoch kaum in Live-Sendungen wie dem «Sport-<br />

Land zu Land leicht unterscheiden. In der Schweiz sind das Fussball und Eishockey,<br />

panorama» bei SF DRS; entsprechende Ausnahmen gibt es natürlich, wie etwa<br />

also Sportarten, die zwar im Freizeit- bzw. im Kinder- und Jugendsport längst auch<br />

die ehemalige Tennisspielerin Monica Lierhaus bei der ARD oder jahrelang auch<br />

von Frauen und Mädchen ausgeübt werden, bei denen es aber keine sogenannten<br />

Monica Fasnacht bei SF DRS), oder aber sie sind für zusammenfassende Berichte<br />

Profi-Ligen (wo Sport als bezahlter Beruf ausgeübt werden kann) für Frauen gibt.<br />

zuständig (bei denen sie nicht ins Bild kommen). Manchmal dürfen sie auch Kurz-<br />

Zu wirklichem Profistatus haben es Frauen hierzulande bisher nur in Einzelsportinterviews<br />

aus der sogenannten Mixed Zone liefern (das ist jener Bereich z.B. im<br />

arten gebracht: Ski alpin, Tennis, Leichtathletik. Daraus lässt sich die einfache These<br />

Zielraum, zu dem ZuschauerInnen keinen Zugang haben). Das eigentliche Liveableiten,<br />

dass es für Frauen eher möglich ist, ins Rampenlicht zu kommen, wenn sie<br />

Kommentieren der grossen Anlässe aber ist praktisch noch reine Männersache.<br />

als Einzelkämpferin in einer Sportart aktiv sind, in der die Wettkämpfe der Frauen<br />

Auch als Co-Kommentatoren sind beim Frauensport meist männliche Experten im<br />

gemeinsam mit den Wettkämpfen der Männer stattfinden. In der Leichtathletik sind<br />

Einsatz (Ausnahme diesen Winter bei SF DRS, Karin Roten für die Frauenrennen<br />

alle Veranstaltungen gemischte Veranstaltungen, im Tennis sind die grossen Grand-<br />

Slam-Turniere (Wimbledon, Australian Open, Roland Garros, US-Open) gemischte<br />

an den alpinen Ski-WM).<br />

Turniere, und im Alpinskisport werden zumindest Weltmeisterschaften gemeinsam<br />

Der platz der frauen ist in den fussnoten<br />

ausgetragen. Im Windschatten der Männer werden Frauen also auch von den Me-<br />

8,5% aller Mitglieder des «Verbandes deutscher Sportpresse» waren nach Zahlen<br />

dien wahrgenommen. Windschatten ist hier gar nicht polemisch gemeint. Es ist in<br />

aus dem Jahr 2002 Frauen. Diese Quote bedeutet zwar im Vergleich zum Jahr 1987,<br />

96 der Tat so, dass die Prioritäten an diesen gemeinsamen Veranstaltungen ganz offi-<br />

als es noch 7% waren, einen langsamen Anstieg, und doch machen diese Zahlen 97<br />

ziell zugunsten der Männer gesetzt werden: Der Männerfinal bildet den krönenden<br />

deutlich, wie sehr der Schein trügt, wenn z.B. im Fernsehen doch immer wieder mal<br />

Abschluss jedes Tennisturniers, und während im Skisport die Männer-Abfahrt als<br />

die eine oder andere Frau eine Sportsendung präsentiert. Übrigens stammen diese<br />

«Königsdisziplin» gilt, nimmt diese Rolle in der Leichtathletik der 100-Meter-Final<br />

Zahlen aus einer Dissertation (FU Berlin), in der es um die Sportpresse in Deutsch-<br />

der Männer ein.<br />

land geht. Allerdings stehen sie in einer Fussnote, und das ist symptomatisch. In<br />

Ausnahmen von dieser Regel sind an die Bedingung geknüpft, dass in der Männer-<br />

den vielen Buchpublikationen der letzten Jahrzehnte zum Thema Sport kommen<br />

abteilung einer Sportart gerade eine langweilige Konstellation oder auf nationaler<br />

die Frauen häufig nur in Nebensätzen, Fussnoten und Einleitungen <strong>vor</strong>, so nach<br />

Ebene Erfolglosigkeit herrscht. Dann kann es passieren, dass Frauen auf die Titel-<br />

dem Motto: Natürlich gibt es auch noch die Frauen, aber das ist ein anderes Thema.<br />

seiten geraten. Dabei hilft es natürlich, wenn sie auch noch einem gängigen Schön-<br />

Dass man sich auch unter Männern hin und wieder mit der Frage des Frauensports<br />

heitsideal entsprechen. Im Alltag dreht sich die Diskussion in den Redaktionen in<br />

bzw. der Frauen im Sportjournalismus beschäftigt, hat andere Gründe. «Wir sollten<br />

der Regel aber wenig um Frauensport. Die Erfolglosigkeit eines Fussballklubs oder<br />

wieder einmal ein Frauenthema bringen», lautet die diffuse Aufforderung an Redak-<br />

eine über Wochen geführte Trainerdiskussion sind wichtiger als sportliche Erfolge<br />

tionssitzungen. Aus Marktforschungsstudien weiss man, dass eine Steigerung der<br />

von Frauen in Randsportarten (wie z.B. eine Weltmeisterschaftsmedaille im Skele-<br />

Leser- bzw. Einschaltquote in Bezug auf die Sportseiten bzw. die Sportsendungen<br />

ton). Wenn es überhaupt Frauen gibt in Sportredaktionen von Zeitungen, dann in<br />

heute <strong>vor</strong> allem über das weibliche Publikum erreicht werden kann. Also müssen<br />

der Regel als Einzelgängerinnen. Häufig werden ihnen auch ganz bestimmte Funkti-<br />

ab und zu Frauenthemen her bzw. Themen, die Frauen traditionell interessieren.<br />

onen zugewiesen, nämlich die sogenannten Softthemen, bei denen es um Personali-<br />

Dazu gehören keineswegs nur Klatsch-und-Tratschgeschichten, Storys aus dem Prity-Storys<br />

geht, um Porträts oder stimmungsvolle Reportagen. Und es kann natürlich<br />

vatleben von Fussballern und Spielerfrauen (das interessiert die sportbegeisterten<br />

auch das eine oder andere «Frauenthema» dabei sein (wie ein Stimmungsbericht<br />

Männer häufig mindestens so sehr wie die Frauen). In Bezug auf ihre eigene sport-<br />

von einem Mädchen-Fussballturnier). Aber in der Regel wehren sich Frauen, die<br />

liche Tätigkeit sind viele Frauen an gesundheitlichen Fragen interessiert, an Berich-<br />

Sportjournalistinnen sein wollen, dagegen, <strong>vor</strong> allem «Frauensport» abdecken zu<br />

ten über besonders gesundheitsfördernde Sportarten wie «Aqua-Jogging», «Nordic<br />

müssen. An die «harten Themen» wie Fussballmatch-Berichte oder sportpolitische<br />

Walking» oder «Schneeschuhwandern».<br />

Olympe 21/05

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