Sportlerinnen. Spitzenleistungen vor leeren Rängen?

Gefühl aus der dritten Klasse. Die Ungeduld, immer nur zu sitzen und zu reden, zu
sitzen und zu reden, die Ungeduld mit mir, mit uns, denen nichts anderes einfiel. Die
wir kein Fussball hatten.
Wann war das, 1971?
Ich weiss. Ich weiss.
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Rein zufällig ergatterten wir das letzte Hotelzimmer in San José, an einem Wochenende,
an dem gleichzeitig das Gay Rodeo und das Eröffnungsspiel der Fussball-WM
stattfanden. «Es wird laut werden heute abend», entschuldigte sich die
Dame am Empfang, «vielleicht möchten Sie die Kinder im Zimmer behalten.» In
Amerika hält man viel von der grundsätzlichen Unschuld des Kindes, die durch
den Anblick tanzender Männer in knappen Badehosen und Cowboyhüten kompromittiert
werden könnte – aber versuchen Sie mal, Kinder von einem Swimming-Pool
fern zu halten! Und so feierten wir eben mit, Pouletschenkel vom Grill,
dröhnende Bässe, ertrunkene Cowboyhüte – und irgendwann spät marschierten
die Fussballerinnen ein, Schwedinnen, glaube ich, Kanadierinnen, Amerikanerinnen
– Herrgott, ich kann mir aber auch gar nichts merken, nicht einmal die Farbe
ihrer Trikots! Müde vom Training, verschwitzt, aber mit akkurat hochgezogenen
Kniestrümpfen. Grosse Frauen, konzentrierte Frauen, vollkommen unberührt
von dem Trubel schritten sie am Pool vorbei, und die Cowboys wichen zur Seite
wie das Rote Meer.
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«Dann geht sie ins Fussball.»
Ich wohne neben einer Schule. Jedes Mal, wenn ein Ball über den Zaun fliegt, springe
ich einen Schritt zurück. Manchmal hebe ich die Arme, nicht um den Ball zu
fangen, sondern um mein Gesicht zu schützen.
«Dann geht sie ins Fussball.»
Diese Trikots kosten auch nicht alle Welt.
Olympe 21/05