Gewalt in der Familie und im nahen sozialen Umfeld
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4 – Schweregrade <strong>der</strong> erfahrenen <strong>Gewalt</strong>4.1.1 Bildung des Schweregrades <strong>der</strong> Vikt<strong>im</strong>isierungDie Basis für den Schweregrad <strong>der</strong> Vikt<strong>im</strong>isierung bilden die folgenden Parameter:a) die Schwere <strong>der</strong> jeweilig erlebten <strong>Gewalt</strong>handlung bzw. <strong>Gewalt</strong>situationb) allfällige Folgen <strong>der</strong> <strong>Gewalt</strong>handlungen (psychische, körperliche <strong>und</strong> langfristige Folgen)c) die subjektive Bewertung <strong>der</strong> Bedrohlichkeit e<strong>in</strong>er Situationd) die Häufigkeit <strong>der</strong> erlebten Situation.Zur Bildung des Schweregrades <strong>der</strong> Vikt<strong>im</strong>isierung wurden die e<strong>in</strong>zelnen Items <strong>der</strong> jeweiligenParameter folgen<strong>der</strong>maßen kategorisiert:A) Schwere <strong>der</strong> erlebten <strong>Gewalt</strong>handlung bzw. <strong>Gewalt</strong>situationJe nach <strong>Gewalt</strong>form wurde für die möglichen Nennungen e<strong>in</strong>e Anzahl unterschiedlicher<strong>Gewalt</strong>handlungen bzw. Übergriffe zur Auswahl angeboten. Um den jeweiligen Grad <strong>der</strong>Schwere <strong>der</strong> jeweiligen <strong>Gewalt</strong>form zu best<strong>im</strong>men, wurden die e<strong>in</strong>zelnen <strong>Gewalt</strong>handlungenje e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> folgenden drei Kategorien zugeordnet:n mäßig schwere <strong>Gewalt</strong>handlungenn schwere <strong>Gewalt</strong>handlungenn sehr schwere <strong>Gewalt</strong>handlungenE<strong>in</strong>e solche Zuordnung wurde auf Basis e<strong>in</strong>er systematischen Untersuchung von Schweregradenkörperlicher <strong>und</strong> sexueller <strong>Gewalt</strong> vorgenommen, wie sie von Schröttle/Ansorge2009 vorgelegt wurde <strong>und</strong> sich aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Vergleichbarkeit <strong>der</strong> verwendeten Fragestellungenauf diese Studie übertragen ließ. 19 Während die körperlichen <strong>Gewalt</strong>übergriffe<strong>und</strong> die sexuellen <strong>Gewalt</strong>handlungen anhand <strong>der</strong> konkreten Situationen diesen Kategorienzugeordnet werden konnten, war es <strong>in</strong> Bezug auf die Bereiche <strong>der</strong> psychischen <strong>Gewalt</strong>sowie <strong>der</strong> sexuellen Belästigung nicht möglich, e<strong>in</strong>zelne Situationen bzw. Handlungen als„sehr schwere”, „schwere” o<strong>der</strong> „mäßige” <strong>Gewalt</strong> zu klassifizieren, da es dazu noch ke<strong>in</strong>esystematischen Studien h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Schweregrade von sexueller Belästigung <strong>und</strong> psychischer<strong>Gewalt</strong> bezogen auf erlebte E<strong>in</strong>zelhandlungen gibt. Daher wurde zur Best<strong>im</strong>mung<strong>der</strong> Schwere <strong>der</strong> erlebten <strong>Gewalt</strong> <strong>in</strong> diesen beiden <strong>Gewalt</strong>formen die Anzahl <strong>der</strong> erlebtenItems <strong>der</strong> psychischen <strong>Gewalt</strong> (max<strong>im</strong>al fünfzehn Items) <strong>und</strong> <strong>der</strong> sexuellen Belästigungals Hilfskonstruktion herangezogen (max<strong>im</strong>al elf Items). Dabei wird davon ausgegangen,dass e<strong>in</strong>e Vikt<strong>im</strong>isierung durch viele verschiedene Handlungen aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Kumulation19 In <strong>der</strong> Studie von Schröttle/Ansorge (2009) wurden verschiedene Situationen von körperlicher <strong>und</strong> sexueller<strong>Gewalt</strong> daraufh<strong>in</strong> untersucht, ob sie mit e<strong>in</strong>er höheren Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit ges<strong>und</strong>heitliche/psychische Folgenhatten <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> als bedrohlich erlebt wurden. Es ergab sich e<strong>in</strong>e Klassifizierung <strong>der</strong> <strong>Gewalt</strong>handlungen, dieauch auf an<strong>der</strong>e europäische Studien übertragen werden kann, welche oft mit recht ähnlichen Itemlisten arbeiten.Die frühere Klassifizierung <strong>der</strong> Schweregrade <strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong> Conflict-Tactic-Scales, wie sie etwa <strong>im</strong>British Cr<strong>im</strong>e Survey noch heute verwendet wird, ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>teilung demgegenüber zu grob <strong>und</strong> zu ungenau<strong>und</strong> gilt vielfach als veraltet. Auch wurde sie h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Folgen <strong>der</strong> <strong>Gewalt</strong> nicht systematisch wissenschaftlichüberprüft (vgl. auch Mart<strong>in</strong>ez/Schröttle et al. 2007).117