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Gewalt in der Familie und im nahen sozialen Umfeld

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7 – <strong>Gewalt</strong>bereitschaft <strong>und</strong> Kontext <strong>der</strong> <strong>Gewalt</strong>handlungenvokation: Immerh<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Drittel <strong>der</strong> Männer <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Viertel <strong>der</strong> Frauen hält <strong>Gewalt</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong>Partnerschaft für legit<strong>im</strong>, wenn diese vom Partner bzw. <strong>der</strong> Partner<strong>in</strong> provoziert wordensei.Beson<strong>der</strong>s kontrovers wird das Thema Gegenwehr beurteilt. Jeweils e<strong>in</strong>e Hälfte <strong>der</strong> Befragtenerachtet e<strong>in</strong> „Zurückschlagen bei körperlichen Angriffen” für gerechtfertigt, die an<strong>der</strong>enicht. Gleichzeitig ist das Thema Gegenwehr aber jenes, welches die Befragten am ehestenzu eigenen <strong>Gewalt</strong>anwendungen motivieren würde. Entlang von verschiedenen Szenarienwerden eigene Handgreiflichkeiten am ehesten dort vermutet, wo man von „Fremdenkörperlich bedroht” wird o<strong>der</strong> sich durch „Berührungen o<strong>der</strong> Besch<strong>im</strong>pfungen provoziertfühlt”. Auffallend ist, dass Frauen häufiger <strong>Gewalt</strong> befürwortende E<strong>in</strong>stellungen abgelehnt<strong>und</strong> sich als gewaltbereiter positioniert haben als dies Männer tun, was <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gewissenWi<strong>der</strong>spruch zu ihrer ger<strong>in</strong>geren faktischen Täterschaft nach Aussagen männlicher <strong>und</strong>weiblicher <strong>Gewalt</strong>opfer steht. Auch gaben Frauen <strong>im</strong> Interview bei fast allen <strong>Gewalt</strong>situationenhäufiger an, dass sie sich körperlich zur Wehr setzen würden. Dies trifft vor allemfür die 16- bis 20-jährigen Frauen zu. Bildung spielt ebenfalls e<strong>in</strong>e große Rolle: Es wurdegezeigt, dass sich Personen bildungsferner Schichten nach eigener E<strong>in</strong>schätzung deutlicheher körperlich zur Wehr setzen würden als Bildungsnahe.E<strong>in</strong> genereller Zusammenhang zwischen Bildungsniveau <strong>und</strong> <strong>Gewalt</strong>bereitschaft (d. h. auchfür an<strong>der</strong>e Kontexte) war jedoch kaum erkennbar, auch wenn die Tendenz besteht, dassvor allem akademisch Gebildete seltener angeben, <strong>in</strong> spezifischen Situationen physische<strong>Gewalt</strong> anzuwenden.Wie wirken E<strong>in</strong>stellungen <strong>und</strong> tatsächliche <strong>Gewalt</strong>bereitschaft zusammen? Immerh<strong>in</strong> geben79 % <strong>der</strong> Männer <strong>und</strong> 67 % <strong>der</strong> Frauen an, dass sie „<strong>Gewalt</strong> gr<strong>und</strong>sätzlich <strong>in</strong> je<strong>der</strong>Form ablehnen”. Die sog. „<strong>Gewalt</strong>freien” geben tatsächlich weniger oft an, <strong>in</strong> spezifischenSituationen „wahrsche<strong>in</strong>lich” handgreiflich zu werden. Doch auch sie zeigen sich situativgewaltbereit: Unter ihnen akzeptieren e<strong>in</strong> Viertel <strong>der</strong> Männer <strong>und</strong> 14,9 % <strong>der</strong> Frauen dieOhrfeige <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>erziehung; weiters würden sich 18,1 % <strong>der</strong> Männer <strong>und</strong> 29,1 % <strong>der</strong>Frauen bei körperlichen Angriffen von Fremden zur Wehr setzen. Und etwa jede/r Zehnte<strong>der</strong> <strong>Gewalt</strong> ablehnenden Personen st<strong>im</strong>mt <strong>der</strong> Aussage zu, dass Partner/<strong>in</strong>nen manchesMal „so provozieren, dass sie selbst schuld s<strong>in</strong>d, wenn sie härter angefasst werden.”E<strong>in</strong>e zentrale Kontextbed<strong>in</strong>gung, <strong>in</strong> <strong>der</strong> es zu <strong>Gewalt</strong>handlungen kommt, ist <strong>der</strong> Alkohol.R<strong>und</strong> die Hälfte <strong>der</strong> Frauen <strong>und</strong> Männer gibt an, dass <strong>der</strong> Täter bzw. die Täter<strong>in</strong> unter demE<strong>in</strong>fluss von Alkohol bei körperlichen <strong>und</strong> sexuellen <strong>Gewalt</strong>handlungen sowie bei <strong>der</strong> sexuellenBelästigung stand. Aber Alkohol spielt auch für die Opfer von <strong>Gewalt</strong>handlungenselbst e<strong>in</strong>e Rolle: Männer geben deutlich häufiger als Frauen an, bei den erfahrenen <strong>Gewalt</strong>handlungenauch selbst unter dem E<strong>in</strong>fluss von Alkohol gestanden zu se<strong>in</strong>. Dies trifftauf knapp die Hälfte <strong>der</strong> Männer mit sexueller <strong>Gewalt</strong>erfahrung zu, gegenüber knapp je<strong>der</strong>fünften Frau; es gilt zudem für e<strong>in</strong> Drittel <strong>der</strong> Männer <strong>und</strong> für 13,9 % <strong>der</strong> Frauen bei körperlichenÜbergriffen.E<strong>in</strong>e weitere Kontextbed<strong>in</strong>gung von <strong>Gewalt</strong>handlungen ist die Streitsituation mit dem Opferselbst. So geben z. B. zwei Drittel <strong>der</strong> Frauen <strong>und</strong> je<strong>der</strong> zweite Mann an, dass die körperlichenÜbergriffe zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Streitsituation mit <strong>der</strong> befragten Person selbsterfolgt s<strong>in</strong>d.199

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