Gewalt in der Familie und im nahen sozialen Umfeld
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Österreichische Prävalenzstudie zur <strong>Gewalt</strong> an Frauen <strong>und</strong> Männern7.3 Bee<strong>in</strong>flussung <strong>der</strong> beteiligten Personen7.3.1 Bee<strong>in</strong>flussung des Täters/<strong>der</strong> Täter<strong>in</strong>E<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schätzung des Kontextes, <strong>in</strong> dem es zu <strong>Gewalt</strong>handlungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Familie</strong> bzw. <strong>im</strong><strong>sozialen</strong> Nahraum kam, sollte auch durch die Frage abgebildet werden, ob man selbst o<strong>der</strong><strong>der</strong> Täter bzw. die Täter<strong>in</strong> unter dem E<strong>in</strong>fluss von Alkohol o<strong>der</strong> Drogen gestanden ist o<strong>der</strong>die <strong>Gewalt</strong>situation durch e<strong>in</strong>en Streit bzw. e<strong>in</strong>en psychischen Ausnahmezustand best<strong>im</strong>mtwar. Diese Fragen wurden für alle <strong>Gewalt</strong>formen, außer für die psychische <strong>Gewalt</strong>, abgefragt.Alkohol spielt bei <strong>der</strong> Hälfte <strong>der</strong> geschil<strong>der</strong>ten <strong>Gewalt</strong>situationen nach Aussagen <strong>der</strong> Betroffenendie zentralste Rolle: So berichten Frauen <strong>und</strong> Männer, dass r<strong>und</strong> je<strong>der</strong> zweite Täterbzw. jede zweite Täter<strong>in</strong> bei den körperlichen Übergriffen, den sexuellen Belästigungen<strong>und</strong> <strong>der</strong> sexuellen <strong>Gewalt</strong> zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>mal unter dem E<strong>in</strong>fluss von Alkohol stand. Männer<strong>und</strong> Frauen schil<strong>der</strong>n dies <strong>in</strong> fast je<strong>der</strong> <strong>Gewalt</strong>form gleich, e<strong>in</strong>zige Ausnahme ist die sexuelle<strong>Gewalt</strong>, bei <strong>der</strong> Männer etwas häufiger berichten, <strong>der</strong> bzw. die Täter/<strong>in</strong> sei unter demE<strong>in</strong>fluss von Alkohol gestanden (59,8 % Männer vs. 46,8 % Frauen). Der E<strong>in</strong>fluss an<strong>der</strong>erDrogen spielt nur e<strong>in</strong>e sehr ger<strong>in</strong>ge Rolle <strong>in</strong> den <strong>Gewalt</strong>situationen.Relativierend muss jedoch h<strong>in</strong>zugefügt werden, dass Alkohol häufig von Opfern auch alsentschuldigen<strong>der</strong> Gr<strong>und</strong> <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei <strong>Gewalt</strong> <strong>in</strong> <strong>Familie</strong>n- <strong>und</strong> Paarbeziehungen angegebenwird, um sich nicht e<strong>in</strong>gestehen zu müssen, e<strong>in</strong>e/n gewalttätige/n Partner/Partner<strong>in</strong>bzw. e<strong>in</strong> solches <strong>Familie</strong>nmitglied zu haben. Zugleich zeigt sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> vorliegenden Auswertungauch, dass e<strong>in</strong> relevanter Anteil <strong>der</strong> Taten <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em Zusammenhang mit Alkoholgestanden ist. Insofern sollte die Rolle von Alkohol für die Täterschaft bei <strong>Gewalt</strong> we<strong>der</strong>über- noch unterschätzt werden.Zu körperlichen Übergriffen kommt es beson<strong>der</strong>s häufig <strong>in</strong> Streitsituationen. Zwei Drittel<strong>der</strong> Frauen (67,1 %) <strong>und</strong> je<strong>der</strong> zweite Mann (49,0 %) geben an, die körperlichen Übergriffeseien zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Streitsituation mit <strong>der</strong> befragten Person selbst erfolgt. Fürdie sexualisierten <strong>Gewalt</strong>formen trifft dies für r<strong>und</strong> jede zehnte Frau <strong>und</strong> für anteilsmäßigetwa halb so viele Männer zu. Auch <strong>der</strong> psychische Ausnahmezustand des Täters/<strong>der</strong> Täter<strong>in</strong>wird von etwa jeden fünften Frau (19,1 %) als e<strong>in</strong> situativer Kontext von körperlicher<strong>Gewalt</strong> angegeben <strong>und</strong> von 14,7 % <strong>der</strong> Männer.186