Gewalt in der Familie und im nahen sozialen Umfeld
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Österreichische Prävalenzstudie zur <strong>Gewalt</strong> an Frauen <strong>und</strong> Männernn das <strong>Gewalt</strong>opfer wehrlos ist (sei es körperlich o<strong>der</strong> psychisch),n die <strong>Gewalt</strong> <strong>in</strong> gesellschaftliche Über-/Unterordnungs-Verhältnisse <strong>und</strong> Diskr<strong>im</strong><strong>in</strong>ierungene<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en ist.Darüber h<strong>in</strong>aus kann auch die Nähe <strong>der</strong> Beziehung o<strong>der</strong> das Ausnutzen von Abhängigkeitsverhältnissene<strong>in</strong>e Rolle <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bewertung <strong>der</strong> Schwere <strong>der</strong> <strong>Gewalt</strong> spielen. Zum Beispielwird von <strong>Gewalt</strong>opfern berichtet, dass gerade die Nähe <strong>der</strong> Beziehung, etwa bei e<strong>in</strong>emprügelnden Partner, als beson<strong>der</strong>er Vertrauensverlust erlebt wurde <strong>und</strong> fortgesetzte Demütigungengerade <strong>im</strong> Kontext von <strong>Familie</strong>n- <strong>und</strong> Paarbeziehungen, die vielfach von ökonomischen<strong>und</strong> psychischen Abhängigkeiten geprägt s<strong>in</strong>d, sich als beson<strong>der</strong>s schädigen<strong>der</strong>weisen (Schröttle/Hornberg et al. 2009).Vikt<strong>im</strong>isierungsstudien bilden konsequent die Aussagen <strong>der</strong> Befragten ab, da den Forschern<strong>und</strong> Forscher<strong>in</strong>nen nur diese Informationen zur Verfügung stehen. Bei e<strong>in</strong>er Studie wie <strong>der</strong>vorliegenden, bei <strong>der</strong> beide Geschlechter nach Opferwerdung <strong>und</strong> Täterschaft befragt werden,ist jedoch zu berücksichtigen, dass gerade <strong>im</strong> Geschlechtervergleich unterschiedlicheWahrnehmungen <strong>und</strong> Sensibilisierungen <strong>in</strong> Bezug auf die (Schwere <strong>der</strong>) eigene(n) Täterschaft<strong>und</strong> Opferwerdung bestehen können <strong>und</strong> auch Unterschiede <strong>im</strong> H<strong>in</strong>blick auf sozialerwünschtes Antwortverhalten. So wird zum Beispiel aus <strong>der</strong> Täterarbeit berichtet, dassmännliche <strong>Gewalt</strong>täter ihr <strong>Gewalt</strong>handeln oftmals herunterspielen <strong>und</strong> banalisieren <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> sich selbst als Opfer von <strong>Gewalt</strong> darstellen, um das eigene Handeln zu rechtfertigen.Aus <strong>der</strong> sozialwissenschaftlichen Forschung ist darüber h<strong>in</strong>aus bekannt, dass Frauen eigeneTäterschaft oftmals sensibler <strong>und</strong> kritischer beschreiben (vgl. Schröttle/Müller 2004)<strong>und</strong> schneller e<strong>in</strong>e eigene (Mit-)Schuld an erlebter <strong>Gewalt</strong> konstruieren (Schröttle 2010).Letzteres wird auch aus <strong>der</strong> Arbeit mit weiblichen <strong>Gewalt</strong>opfern <strong>in</strong> Frauenberatungsstellenberichtet, ist aber auch anhand von wissenschaftlichen Untersuchungen belegt (Glammeier2010). In Bezug auf männliche Opferwerdung ist außerdem davon auszugehen, dass vielekörperliche Übergriffe eher heruntergespielt <strong>und</strong> banalisiert bzw. normalisiert werden,da Opferse<strong>in</strong> mit <strong>der</strong> männlichen Geschlechteridentität kollidiert (Lenz 2006; Hagemann-White/Lenz 2002). Solche Mechanismen können e<strong>in</strong>en erheblichen verzerrenden E<strong>in</strong>flussauf die Ergebnisse <strong>der</strong> Opferwerdung <strong>und</strong> Täterschaft von Frauen <strong>und</strong> Männern <strong>im</strong> Rahmenvon <strong>Gewalt</strong>prävalenzstudien haben, die <strong>im</strong> Zuge <strong>der</strong> Auswertung <strong>und</strong> Interpretation <strong>der</strong>Ergebnisse kritisch e<strong>in</strong>zubeziehen s<strong>in</strong>d.<strong>Gewalt</strong>schutz <strong>in</strong> ÖsterreichDie gesellschaftliche Haltung zu <strong>Gewalt</strong> <strong>und</strong> die konkreten Wirkungen auf das <strong>in</strong>dividuelleVerhalten <strong>der</strong> Normadressaten werden maßgeblich durch die jeweiligen gesetzlichen Regelungen<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Land mitbest<strong>im</strong>mt (vgl. Bussmann et al. 2010 <strong>und</strong> Bussmann et al. 2009).Österreich n<strong>im</strong>mt <strong>im</strong> <strong>in</strong>ternationalen Vergleich zweifellos e<strong>in</strong>e Vorreiterrolle <strong>in</strong> Bezug aufSchutz vor <strong>Gewalt</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Familie</strong> e<strong>in</strong>. So hat Österreich mit dem K<strong>in</strong>dschaftsrechts-Än<strong>der</strong>ungsgesetz1989 als viertes Land weltweit nach Schweden (1979), F<strong>in</strong>nland (1983) <strong>und</strong>Norwegen (1987) das absolute <strong>Gewalt</strong>verbot <strong>in</strong> <strong>der</strong> Erziehung e<strong>in</strong>geführt. Vorausgegangenwar dem die Neuordnung des K<strong>in</strong>dschaftsrechtes <strong>im</strong> Jahr 1977, womit das bis dah<strong>in</strong>38