Gewalt in der Familie und im nahen sozialen Umfeld
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Österreichische Prävalenzstudie zur <strong>Gewalt</strong> an Frauen <strong>und</strong> MännernUnterschiede lassen sich auch h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> höchsten abgeschlossenen Schulbildung ausmachen:So weisen z. B. Frauen mit e<strong>in</strong>em Studienabschluss die höchsten Nennungen beibe<strong>in</strong>ahe allen <strong>Gewalt</strong>formen – ausgenommen bei körperlicher <strong>Gewalt</strong> – auf. Gänzlich umgekehrtverhält es sich bei Männern: Hier s<strong>in</strong>d es vor allem jene mit Pflichtschulabschlussohne Lehre, die <strong>in</strong> be<strong>in</strong>ahe allen <strong>Gewalt</strong>formen, mit Ausnahme <strong>der</strong> sexuellen Belästigung,die höchsten Nennungen vornehmen.Konkret zeigt sich z. B. bei Männern mit e<strong>in</strong>er Pflichtschule ohne Lehre e<strong>in</strong>e deutlich höherePrävalenz <strong>der</strong> körperlichen <strong>Gewalt</strong> (75,0 %) als bei allen an<strong>der</strong>en Bildungsabschlüssen.Bei Frauen verhält es sich, wie bereits erwähnt, umgekehrt. Frauen mit e<strong>in</strong>em Studienabschlussweisen z. B. bei <strong>der</strong> sexuellen Belästigung e<strong>in</strong>e Prävalenz von 86,1 % auf, gegenüber68,1 % <strong>der</strong> Frauen mit Pflichtschulabschluss ohne Lehre. Von sexueller <strong>Gewalt</strong> s<strong>in</strong>d37,3 % <strong>der</strong> Frauen mit Studienabschluss betroffen, <strong>im</strong> Vergleich zu 32,7 % <strong>der</strong> Frauen, dielediglich e<strong>in</strong>en Pflichtschulabschluss haben.Männer mit ger<strong>in</strong>gerer Bildung erleben häufiger körperliche <strong>Gewalt</strong> <strong>und</strong> Frauen mit entsprechen<strong>der</strong>Bildung häufiger sexuelle Belästigung; dieses Ergebnis kann damit <strong>in</strong> Zusammenhangstehen, dass <strong>in</strong> diesen Bildungsgruppen <strong>Gewalt</strong> von <strong>und</strong> zwischen jüngerenMännern häufiger vorkommt <strong>und</strong> auch sexuelle Belästigung gegenüber Frauen wenigerproblematisiert wird. Frauen mit <strong>der</strong> höchsten Bildung haben darüber h<strong>in</strong>aus aber häufigeran<strong>der</strong>e Formen von <strong>Gewalt</strong> genannt – dies kann unterschiedliche Gründe haben. Gr<strong>und</strong>sätzlichist nicht davon auszugehen, dass es bei <strong>Gewalt</strong> <strong>in</strong> Paarbeziehungen zw<strong>in</strong>gende<strong>in</strong>en Bildungs- <strong>und</strong> Schichtzusammenhang geben muss; vielmehr kam auch die deutsche<strong>Gewalt</strong>prävalenzstudie zum Ergebnis, dass Frauen <strong>in</strong> gehobenen Bildungsschichten<strong>und</strong> Soziallagen nicht seltener <strong>und</strong> auch nicht weniger schwere Formen von <strong>Gewalt</strong> <strong>in</strong>Paarbeziehungen erfahren, was ja die am häufigsten von Frauen genannte <strong>Gewalt</strong>formist (vgl. Schröttle/Ansorge 2009). Auch wurde <strong>in</strong> <strong>der</strong> deutschen <strong>Gewalt</strong>prävalenzstudiebereits festgestellt, dass Frauen mit den höchsten Bildungsabschlüssen am häufigsten sexuelle<strong>Gewalt</strong> angegeben haben (vgl. ebd. <strong>und</strong> Schröttle/Müller 2004). Letzteres könntemit e<strong>in</strong>er stärkeren Sensibilisierung für sexuelle Übergriffe, aber auch mit e<strong>in</strong>er erhöhtenMobilität <strong>und</strong> Selbstständigkeit dieser Gruppe von Frauen <strong>in</strong> Zusammenhang stehen sowiemit häufigerem Partnerwechsel, mehrere Faktoren, die Gelegenheiten für sexuelle Übergriffeerhöhen. Die stärkere Betroffenheit durch psychische (<strong>und</strong> körperliche?) <strong>Gewalt</strong> <strong>in</strong>Paarbeziehungen, die sich auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> deutschen Studie bei den höher gebildeten Frauenab 45 Jahren abzeichnete, könnte darüber h<strong>in</strong>aus mit Geschlechterkämpfen um Positionen<strong>im</strong> Zusammenhang stehen, denn <strong>in</strong> <strong>der</strong> deutschen Studie hatten dies höher gebildeteFrauen vor allem dann erlebt, wenn sie mit dem Mann <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick auf Bildung, Beruf <strong>und</strong>E<strong>in</strong>kommen auf Augenhöhe waren.78