Gewalt in der Familie und im nahen sozialen Umfeld
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2 – Prävalenz – psychische, körperliche <strong>und</strong> sexualisierte <strong>Gewalt</strong> <strong>in</strong> Österreich2 Prävalenz – psychische,körperliche <strong>und</strong> sexualisierte<strong>Gewalt</strong> <strong>in</strong> Österreich2.1 Was drückt die Prävalenz aus?Methodische VorbemerkungenPrävalenzen drücken die Häufigkeit <strong>der</strong> erlebten Übergriffe bzw. <strong>der</strong> <strong>Gewalt</strong> gegenüberFrauen <strong>und</strong> Männern <strong>im</strong> gesamten bisherigen Lebenszyklus o<strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em best<strong>im</strong>mtenErfassungszeitraum (K<strong>in</strong>dheit, Jugend, <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> letzten drei Jahre) aus. Sie bietensomit e<strong>in</strong>e Möglichkeit, den Grad <strong>der</strong> Betroffenheit <strong>der</strong> Bevölkerung durch <strong>Gewalt</strong> <strong>in</strong> unsererGesellschaft quantitativ zu erfassen. Gr<strong>und</strong>sätzlich s<strong>in</strong>d vor allem <strong>im</strong> sensiblen Bereich<strong>der</strong> <strong>Gewalt</strong>, <strong>und</strong> hier beson<strong>der</strong>s <strong>im</strong> Bereich <strong>der</strong> <strong>in</strong>nerfamilialen <strong>Gewalt</strong>, Feststellungen zuMöglichkeiten <strong>und</strong> Grenzen <strong>der</strong> Sozialforschung sowie <strong>der</strong> Erhebung von Prävalenzen <strong>und</strong><strong>der</strong> Aufdeckung des Dunkelfeldes zu machen.Die Datengew<strong>in</strong>nung <strong>in</strong> diesem Bereich hängt sehr stark davon ab, ob <strong>und</strong> <strong>in</strong>wieweit diee<strong>in</strong>zelnen Personen bereit s<strong>in</strong>d, Angaben zu unterschiedlichen erlebten <strong>Gewalt</strong>formen zumachen. Hier sei beson<strong>der</strong>s auf den äußerst sensiblen <strong>und</strong> oft schambesetzten Bereich<strong>der</strong> sexuellen <strong>Gewalt</strong> verwiesen. Nicht nur die gr<strong>und</strong>sätzliche Bereitschaft, Angaben zumachen, ist e<strong>in</strong>e zentrale Voraussetzung zur Datengew<strong>in</strong>nung, son<strong>der</strong>n auch die nötigeSelbstreflexion, gewalttätige Übergriffe, sofern diese <strong>der</strong> eigenen Er<strong>in</strong>nerung zugänglichs<strong>in</strong>d, sich e<strong>in</strong>zugestehen <strong>und</strong> diese auch wie<strong>der</strong>zugeben. Außerdem ist <strong>der</strong> Grad <strong>der</strong> sozialerwünschten Antworten <strong>in</strong> diesem Bereich nicht zu unterschätzen: Kann die <strong>Gewalt</strong>, diedurch den eigenen Partner o<strong>der</strong> die eigene Mutter erfahren wird, zugegeben werden? KönnenMänner <strong>in</strong> unserer Gesellschaft auch <strong>Gewalt</strong>handlungen, die sie durch Frauen erlebthaben, ansprechen? Können Frauen, die durch <strong>Gewalt</strong>handlungen ihres Partners massiv <strong>in</strong>ihrem Selbstwertgefühl verletzt wurden, darüber berichten? Können Frauen <strong>und</strong> Männerüber sexuelle <strong>Gewalt</strong>erfahrungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong>dheit sprechen?Die erhobenen Daten zur Verbreitung von <strong>Gewalt</strong>handlungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gesellschaft s<strong>in</strong>dselbstverständlich auch durch sozio-kulturelle Muster, das aktuelle Diskussionskl<strong>im</strong>a <strong>und</strong>medial transportierte Bil<strong>der</strong> mitbest<strong>im</strong>mt. So müssen Interpretationen auch <strong>im</strong>mer vordem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> <strong>der</strong> gesellschaftlichen Realität <strong>und</strong> Geschichte des jeweiligen Landes geschehen.In Österreich ist z. B. zu berücksichtigen, dass nach wie vor e<strong>in</strong> Machtungleichgewichtzwischen den Geschlechtern besteht, welches sich <strong>in</strong> ungleichen Bildungschancen,ungleichen <strong>sozialen</strong> Ressourcen <strong>und</strong> entsprechend ungleichen beruflichen Aufstiegsmöglichkeitenzeigt. <strong>Gewalt</strong> gegen Frauen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> <strong>im</strong> <strong>sozialen</strong> Nahraum wird seitJahrzehnten thematisiert <strong>und</strong> durch entsprechende Gesetzgebungsakte wie z. B. die beiden<strong>Gewalt</strong>schutzgesetze bekämpft (siehe Kapitel 1.1). <strong>Gewalt</strong> gegen Männer <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Familie</strong>bzw. <strong>im</strong> Beziehungskontext ist dagegen noch e<strong>in</strong> relativ neues Thema, <strong>und</strong> Frauen alsTäter<strong>in</strong>nen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> selten diskutiertes gesellschaftliches Phänomen. Je mehr e<strong>in</strong> Thema53