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Gewalt in der Familie und im nahen sozialen Umfeld

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Österreichische Prävalenzstudie zur <strong>Gewalt</strong> an Frauen <strong>und</strong> Männern3.2.2 Individuelle Situationsschil<strong>der</strong>ungen körperlicher <strong>Gewalt</strong>situationen 15Etliche <strong>der</strong> beschriebenen körperlichen <strong>Gewalt</strong>erfahrungen wurden von Männern <strong>und</strong> Frauen<strong>in</strong> ihrer Jugend bzw. <strong>im</strong> jungen Erwachsenenalter sowie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Herkunftsfamilie gemacht(beispielsweise Ohrfeigen von Vater o<strong>der</strong> Mutter). Auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> befragten Frauenf<strong>in</strong>den sich dabei Aussagen, angefangen von „harmlosen Rangeleien”, „K<strong>in</strong>dheitssachen”über Bedrohungen mit Messer o<strong>der</strong> Luftdruckgewehr durch e<strong>in</strong> <strong>Familie</strong>nmitglied bis h<strong>in</strong> zu„heftigen Schlägen <strong>und</strong> Tritten von me<strong>in</strong>er Mama, me<strong>in</strong>em Papa <strong>und</strong> me<strong>in</strong>em Bru<strong>der</strong>”.„Ich wurde von me<strong>in</strong>em sehr dom<strong>in</strong>anten Vater während me<strong>in</strong>er ganzen K<strong>in</strong>dheit <strong>und</strong>Jugend laufend geohrfeigt <strong>und</strong> teilweise auch geschlagen. Als ich mit 19 Jahren e<strong>in</strong>malden Mut hatte, ihm me<strong>in</strong>e Me<strong>in</strong>ung dazu zu sagen, hat er mich rausgeworfen.”(Frau, I 1542)Meist wird bei Bestrafungen durch die Eltern auch <strong>der</strong> eigene angebliche Fehler genannt:„Ungehorsam”, „als ich nicht um 22 Uhr zu Hause war”, „weil ich me<strong>in</strong>er Mutter nicht <strong>im</strong>mergefolgt habe” o<strong>der</strong> die „schlechten Noten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule”.Wird e<strong>in</strong>e Situation mit dem Partner angesprochen, so liegt diese meist lange zurück bzw.wird se<strong>in</strong> Verhalten danach <strong>und</strong> <strong>der</strong> Auslöser dafür geschil<strong>der</strong>t. Frauen beschreiben zudemSituationen, die sich <strong>in</strong> ehemaligen Beziehungen ereignet haben, <strong>in</strong> denen Ex-Partner„handgreiflich”, „rabiat” <strong>und</strong> „gewalttätig” waren:„Me<strong>in</strong> Ex-Mann war ab <strong>und</strong> zu gewalttätig, wenn etwas nicht so gemacht wurde, wie eres sich vorgestellt hatte.” (Frau, I 265)Gleichzeitig betonen Frauen, dass sie sich gewehrt beziehungsweise aus dieser Beziehunggelöst haben, dass es e<strong>in</strong>e Ursache für die <strong>Gewalt</strong>tätigkeit des Mannes gab („Alkoholsucht”,„Eifersucht”, „Hilflosigkeit”, „Ohnmacht”, etc.), o<strong>der</strong> sie berichten von körperlichen <strong>Gewalt</strong>handlungen,zu welchen sie selbst <strong>in</strong> best<strong>im</strong>mten Situationen gegriffen haben: „aus Wut”,„wenn me<strong>in</strong> Fre<strong>und</strong> <strong>und</strong> ich streiten”, „ich schlage zurück!”.Erwähnen Frauen körperliche <strong>Gewalt</strong>erfahrungen durch Unbekannte, handelt es sich vielfachum Diebstähle, Raubüberfälle, aber auch um Rangeleien <strong>in</strong> Menschenmengen o<strong>der</strong> umkörperliche <strong>Gewalt</strong> durch alkoholisierte Männer:„Vor Kurzem bei e<strong>in</strong>em Fußballmatch, Stänkerei von an<strong>der</strong>en Betrunkenen, die auf unserenPlätzen standen <strong>und</strong> dann handgreiflich wurden, auch mir gegenüber.”(Frau, I 1416)Im beruflichen <strong>Umfeld</strong> erleben Frauen körperliche <strong>Gewalt</strong> durch K<strong>und</strong>en, Patienten/Klienten<strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausübung ihrer Arbeit als Sozialarbeiter<strong>in</strong>nen, als K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärtner<strong>in</strong>nen, Pfleger<strong>in</strong>neno<strong>der</strong> Kellner<strong>in</strong>nen.Aus den Schil<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> befragten Männer zur offenen Frage erfährt man von „Ohrfeigen<strong>im</strong> Elternhaus” <strong>und</strong> vielfach von den Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen mit Gleichaltrigen: „K<strong>in</strong><strong>der</strong>spiele”,„Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung unter Jugendlichen, nichts Beson<strong>der</strong>es”, „dumme Jungmännergeschichtenhalt”.15 Die Möglichkeit, die erlebten Übergriffe <strong>und</strong> Situationen stichwortartig <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er offenen Frage zu schil<strong>der</strong>n,wurde nicht von allen Befragten <strong>in</strong> Anspruch genommen; daher stellen die <strong>in</strong> diesem Kapitel beschriebenen Situationennur e<strong>in</strong>en Teilausschnitt <strong>der</strong> gesamten Stichprobe da, illustrieren jedoch anschaulich die erfahrenenÜbergriffe <strong>und</strong> <strong>Gewalt</strong>handlungen.94

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