Gewalt in der Familie und im nahen sozialen Umfeld
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7 – <strong>Gewalt</strong>bereitschaft <strong>und</strong> Kontext <strong>der</strong> <strong>Gewalt</strong>handlungenGenannt wurde hier: „Verfolgungswahn noch aus <strong>der</strong> Kriegszeit”; „Me<strong>in</strong> Vater hat Kriegstrauma”;„Trauma von früher (Verkehrsunfall)”. Zuletzt gibt es noch e<strong>in</strong>e Kategorie, die nurselten genannt wurde. Hier g<strong>in</strong>g es um das Mitmachen bei <strong>Gewalt</strong>, das e<strong>in</strong> Mann mit denWorten „Fanrandale” erwähnte. Offenbar wurde hier e<strong>in</strong>e mit <strong>Gewalt</strong> aufgeladene Situationals Auslöser für e<strong>in</strong>en psychischen Ausnahmezustand gedeutet, <strong>der</strong> bei se<strong>in</strong>em Gegenüberkörperliche <strong>Gewalt</strong> provozierte.Geschlechterunterschiede s<strong>in</strong>d für die vorliegende Zusammenstellung deshalb nicht <strong>in</strong>terpretierbar,weil hier – weitaus seltener als oben <strong>in</strong> <strong>der</strong> Erläuterung <strong>der</strong> Streitsituationen– nicht erkennbar wird, wer <strong>der</strong> Angreifer/die Angreifer<strong>in</strong> war <strong>und</strong> damit auch nicht, ob essich um e<strong>in</strong>en Mann o<strong>der</strong> um e<strong>in</strong>e Frau handelte.Was e<strong>in</strong>en etwaigen eigenen „psychischen Ausnahmezustand” <strong>der</strong>jenigen angeht, diekörperlich angegriffen wurden, s<strong>in</strong>d die Ergebnisse wenig gehaltvoll. 32 Die Befragten hatten<strong>in</strong> <strong>der</strong> Vielzahl <strong>der</strong> Fälle noch e<strong>in</strong>mal extra notiert, dass sie selbst sich <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em Ausnahmezustandbef<strong>und</strong>en hätten („ke<strong>in</strong>e!!!!”, „ich selbst nicht!”, „ke<strong>in</strong>e Beson<strong>der</strong>heit”) o<strong>der</strong>haben Situationen angeführt, die den obigen entsprechen, hier vor allem die „Trennung”.E<strong>in</strong>zelne Personen gaben an, „Depressionen” gehabt zu haben o<strong>der</strong> machten Notizen zueher situativen Gemütszuständen, wie „Wut”, „Zorn”, „Erregung” o<strong>der</strong> „Angst”. E<strong>in</strong>e Fraubeschreibt sich als selbst „nicht zurechnungsfähig, da me<strong>in</strong> ganzes Leben zu dem Zeitpunktam Abgr<strong>und</strong> stand <strong>und</strong> alles dunkel <strong>und</strong> grau wurde <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Leben”. E<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e erläutert,wie sie die Suizid-Drohung des Partners <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en „psychischen Ausnahmezustand”versetzt habe, <strong>und</strong> schreibt sich die daraus resultierende Verletzung zum Teil selbst zu:„Mir wurde etwas vorgeworfen, was nicht st<strong>im</strong>mte, <strong>und</strong> angedroht, dass sich <strong>der</strong> Partnerumbr<strong>in</strong>gt, dann habe ich <strong>im</strong> psychischen Ausnahmezustand dem Partner das Messer weggenommen<strong>und</strong> wurde dadurch selbst verletzt.”Wie werden die psychischen Ausnahmesituationen des Täters bzw. <strong>der</strong> Täter<strong>in</strong> bei sexualisierter<strong>Gewalt</strong> expliziert? 33 Von den fünf<strong>und</strong>vierzig Frauen <strong>und</strong> zwanzig Männern, dieOpfer von sexueller Belästigung o<strong>der</strong> sexueller <strong>Gewalt</strong> geworden waren <strong>und</strong> gesagt hatten,<strong>der</strong>/die Täter/<strong>in</strong> habe sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em solchen Zustand bef<strong>und</strong>en, erläuterten achtzehnFrauen <strong>und</strong> sechs Männer dies genauer. Dieser Anteil <strong>der</strong> Personen, die zur Erklärung <strong>der</strong>Begleitumstände bereit waren, ist damit ger<strong>in</strong>ger als be<strong>im</strong> Themenkreis <strong>der</strong> körperlichen<strong>Gewalt</strong>.Psychische Ausnahmesituationen, welche sexuelle <strong>Gewalt</strong> begleitet hatten, s<strong>in</strong>d mit denobigen vergleichbar (körperliche <strong>Gewalt</strong>). Auch hier spielen Verlustängste <strong>in</strong> verschiedenenKontexten e<strong>in</strong>e Rolle („Arbeitsplatzverlust”; „Diese Frau wollte sich gerade von ihrem Manntrennen”) <strong>und</strong> ebenso psychische Krankheiten („geistig beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ter Mann”; „Schizophrenie,Wahnerkrankung, Essstörung”). H<strong>in</strong>zu kommen zwei Nennungen (von Frauen), welchedie psychische Ausnahmesituation <strong>der</strong> angreifenden Person mit e<strong>in</strong>em nicht zu kontrollierendenSexualtrieb erklären („Übererregung”, „Erregung”). Für die sexuelle Belästigung32 Die dazugehörige Frage lautete: „Standen Sie selbst bei e<strong>in</strong>er o<strong>der</strong> mehreren <strong>der</strong> zuvor beschriebenen Situationen(Anm.: körperliche <strong>Gewalt</strong>) unter dem E<strong>in</strong>fluss von Alkohol o<strong>der</strong> Drogen o<strong>der</strong> war die Situation durchan<strong>der</strong>e Faktoren wie z. B. e<strong>in</strong>en Streit best<strong>im</strong>mt?” – Bei Antwort „e<strong>in</strong>en psychischen Ausnahmezustand”: „welchen?_____________”33 Die dazugehörige Frage lautete: „Standen die Person bzw. die Personen, von denen Sie angegriffen wurden,bei e<strong>in</strong>er o<strong>der</strong> mehreren <strong>der</strong> zuvor beschriebenen Situationen (Anm.: sexuelle <strong>Gewalt</strong> o<strong>der</strong> sexuelle Belästigung)unter dem E<strong>in</strong>fluss von Alkohol o<strong>der</strong> Drogen o<strong>der</strong> war die Situation durch an<strong>der</strong>e Faktoren wie z. B.e<strong>in</strong>en Streit best<strong>im</strong>mt?” – Bei Antwort „e<strong>in</strong>en psychischen Ausnahmezustand”: „welchen? _____________”197