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Baltische Studien. - Digitalisierte Bestände der UB Greifswald

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„gefahr in die tobende Brandung hineinwagen. Endlich bestiegen<br />

„einige Seeleute aus dem zur Altenkirchen Gemeinde gehörenden<br />

„Dorfe Breege ein Boot und wagten den Versuch. Es gelang<br />

„ihnen, die Mannschaft von dem Schiff herabzubringen und ans<br />

„Land zu führen; doch starben schon mehrere davon während <strong>der</strong><br />

„Ueberfahrt und nur zwei blieben am Leben erhalten".<br />

Dergleichen Eindrücke und Erfahrungen trieben den Knaben<br />

schon zur Einkehr in sich selbst und zu einem über seine Jahre<br />

hinaus bedächtigen Sinne. Als <strong>der</strong> einzige Sohn ohne gleichgestimmte<br />

Altersgenossen war er überdies auf den Umgang mit<br />

altern Männern hingewiesen. Sein Vater war, wie seine<br />

Schriften bezeugen, ein Mann von lebhafter Phantasie, dichterisch<br />

angeregt mitten in einer vielfältigen practischen Thätigkeit,<br />

dabei sehr belesen und von großer litterarischer Productivität.<br />

Die Geschichte war sein Lieblingsstudium und er weckte frühzeitig<br />

auch in seinem Sohne das Interesse dafür. Zu einem tiefern<br />

Verständnisse aber <strong>der</strong> Landesgeschichte mußten schon die gegebenen<br />

Verhältnisse den Grund legen. Kosegarten hat uns a. a. O.<br />

S. 152 ff. die zahlreichen Geschäfte geschil<strong>der</strong>t, welche seinem<br />

Vater daraus erwuchsen, daß <strong>der</strong> Altenkirchen Pfarrherr zugleich<br />

Grundherr des Kirchdorfes Altenkirchen ist und folglich nach <strong>der</strong><br />

damaligen Landesverfassung die Patrimonialgerichtsbarkeit über<br />

das Kirchdorf ausüben mußte, eine Rechtspflege, welche noch<br />

dadurch erschwert wurde, daß für die drei Classen <strong>der</strong> Einwohner<br />

dreierlei Recht galt, Kaiserrecht, Lübisches Recht, Bauernrecht und<br />

neben dem allen das Herkommen. Der Iustitiarius wohnte<br />

drei starke Meilen entfernt in Bergen jenseits des Wassers, so<br />

daß in vielen Fällen <strong>der</strong> Pfarrer selbst die Parteien beschied, und<br />

<strong>der</strong> Vater Kosegarten durfte von sich sagen: „Ich habe das<br />

„Recht gepflegt in meinem Volk sechszehn Jahre lang unparteiisch,<br />

unbeugsam und unentgeltlich." Der Pfarrer galt überhaupt<br />

als <strong>der</strong> je<strong>der</strong>zeit bereite Berather und Fürsprecher für alle<br />

Angehörigen <strong>der</strong> Gemeinde, die in Noth und Bedrängniß waren.<br />

Namentlich die damals noch bestehende Unterthä'nigkeit o<strong>der</strong> Leibeigenschaft<br />

und das damit zusammenhängende Legen <strong>der</strong> Bauern,<br />

welches gar manche traurige und schreckliche Auftritte herbeiführte,

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