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Regionales Wissensmanagement - Österreichisches Institut für ...

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REGIONALES<br />

WISSENSMANAGEMENT<br />

3. SOZIALKAPITAL – DAS „SCHMIERMITTEL“ FÜR<br />

WISSENSMANAGEMENT<br />

Damit sich Wissen vervielfältigen kann, braucht es Bindungen und Beziehungen zwischen Menschen. Es braucht<br />

Kommunikation und Interaktion, sowohl innerhalb der eigenen „kleinen Welt“ (Familie, Freundeskreis, Verein …) als<br />

auch zu Menschen außerhalb dieses engeren Kreises. Für ein erfolgreiches <strong>Wissensmanagement</strong> kommt daher<br />

dem Sozialkapital einer Gemeinschaft eine besondere, eine zentrale Rolle zu, ja es bildet sozusagen das<br />

„Schmiermittel“ <strong>für</strong> gelingendes <strong>Wissensmanagement</strong>.<br />

Deutlich wird dies auch in der Machbarkeitsstudie „<strong>Wissensmanagement</strong> Regionalentwicklung“ 24 , in der die Autoren<br />

ausdrücklich festhalten, dass „<strong>Wissensmanagement</strong> in erster Linie eine Angelegenheit zwischen Menschen“ ist.<br />

Organisatorische Aufbau- und Ablaufprozesse und technische Möglichkeiten ergänzen die Dimension „Mensch“ und<br />

bilden zusammen mit dieser das Dreigestirn des <strong>Wissensmanagement</strong>s (vgl. Kapitel 1).<br />

Aufgrund seiner zentralen Bedeutung geben wir daher im Folgenden eine kurze Einführung zum Begriff „Sozialkapi-<br />

tal“, aufbauend auf den Forschungen von Prof. DI Ernst Gehmacher 25 , der unter anderem <strong>für</strong> den österreichischen<br />

Beitrag zum laufenden OECD-Forschungsprogramm "Measuring Social Capital" verantwortlich zeichnet. Auch wer-<br />

den in diesem Handbuch einige beispielhafte Projekte und Prozesse, die besonders zur Stärkung des lokalen bzw.<br />

regionalen Sozialkapitals beitragen, vorgestellt.<br />

3.1 SOZIALKAPITAL – WAS STECKT HINTER DIESEM BEGRIFF?<br />

Der Begriff „Sozialkapital“ als soziologischer Fachbegriff wurde in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts aus<br />

der Erkenntnis heraus geprägt, dass die sozialen Wirkkräfte <strong>für</strong> das Funktionieren von Gesellschaften ebenso be-<br />

deutsam sind wie das Finanzkapital der Wirtschaft und das Humankapital der Bildung. Der Begriff wurde in der<br />

soziologischen Theorie hauptsächlich von Pierre Bourdieu 26 und James S. Coleman 27 geprägt.<br />

„Sozialkapital“ ist die Summe derjenigen sozialen Bindungskräfte – von Liebe, Freundschaft und Kameradschaft bis<br />

zu Betriebsloyalität, Parteitreue, Patriotismus und Weltethik –, die einen Einzelnen gesund, glücklich und tüchtig<br />

machen und eine Gemeinschaft effizient und erfolgreich. Der Begriff umfasst Zusammenhalt und Zusammenarbeit<br />

in einer Gesellschaft, Solidarität und Gemeinsinn, sehr weit gegriffen: das Wesen und das Funktionieren von Ge-<br />

sellschaft überhaupt.<br />

Die Sozialkapital-Theorie unterscheidet drei Ebenen der Bindung:<br />

• die Mikroebene der persönlichen Nahbeziehungen: enge persönliche Kooperation und gegenseitige Hilfe<br />

(Verwandtschaft, Freunde …)<br />

24 Schnell, Klaus-Dieter u.a. (2005): Machbarkeitsstudie. <strong>Wissensmanagement</strong> Regionalentwicklung Schweiz, Universität St. Gallen.<br />

25 Gehmacher, Ernst u.a. (2006): Sozialkapital – Neue Zugänge zu gesellschaftlichen Kräften. Verlag Mandelbaum<br />

26 Bourdieu, Pierre (1983): Ökonomisches Kapital, kulturelles Kapital, soziales Kapital, Göttingen<br />

27 Coleman, James S. (1988): Social Capital in the Creation of Human Capital<br />

28

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