Regionales Wissensmanagement - Österreichisches Institut für ...
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REGIONALES<br />
WISSENSMANAGEMENT<br />
Nutzen und Ergebnisse<br />
Güssing hat sich durch das Engagement im Bereich erneuerbare Energie zur Parade-Ökostadt entwickelt und ist<br />
bei Wärme und Strom mittlerweile energieunabhängig. Seit 1990 sind rund 1.300 neue Arbeitsplätze in einer der<br />
ehemals ärmsten Regionen Österreichs entstanden, mehr als 20 neue Betriebe haben sich angesiedelt. In der Jah-<br />
resbilanz wird in Güssing mehr Energie aus regionalen Rohstoffen erzeugt, als die Stadt tatsächlich benötigt, wo-<br />
durch eine regionale Wertschöpfung von jährlich 13 Mio. € erreicht wird. Zusätzlich wurde ein beachtlicher Ökotou-<br />
rismus aufgebaut. Jährlich kommen rund 50.000 BesucherInnen aus aller Welt in die Stadt, um sich das „Modell<br />
Güssing“ anzusehen, bis zu 14.000 Nächtigungen pro Jahr werden dem Ökotourismus zugerechnet. Die Folgewir-<br />
kungen dieser Besuche sind schwer einschätzbar, viele verlassen Güssing mit dem Bestreben, in der eigenen Re-<br />
gion unabhängig von fossilen Brennstoffen zu werden, und starten dementsprechende Projekte.<br />
Was sind die entscheidenden Erfolgsfaktoren <strong>für</strong> das Projekt?<br />
Die wichtigste Initialzündung <strong>für</strong> die Entwicklung in Güssing seit Beginn der 90er Jahre war das Bekenntnis zum<br />
Ausstieg aus der fossilen Energie und die Erkenntnis, über das Thema erneuerbare Energie die Wertschöpfung und<br />
damit die Lebensqualität in der Region steigern zu können. Dazu sind zum einen die richtigen Personen mit Durch-<br />
setzungskraft notwendig, zum anderen hat man gerade in der Region Güssing die Förder-Optionen, die erst durch<br />
den Beitritt zur EU möglich geworden sind, voll ausgeschöpft. Mit Hilfe der Ziel 1-Förderungen und der ELER-<br />
Förderungen zur Entwicklung des ländlichen Raums konnten viele Projekte umgesetzt werden, die anders nur<br />
schwer möglich gewesen wären. Natürlich ist auch ein gutes Zusammenspiel aller Beteiligten eine wichtige Grund-<br />
voraussetzung <strong>für</strong> das Umsetzen der Ideen.<br />
Hürden und Fehler, von denen wir lernen können?<br />
Zur Umsetzung diverser Projekte (wie z. B. der Fernwärme Güssing) war viel Überzeugungs- und Aufklärungsarbeit<br />
in der Bevölkerung notwendig, zumal diese Initiativen zu einer Zeit gesetzt wurden, in der Öl noch billig und von<br />
Klimaerwärmung noch lange keine Rede war. Der Wald wurde in der Region lange Zeit nicht als Ressource wahr-<br />
genommen. Einzelne Pioniere, die im Bereich Hackschnitzelheizungen tätig waren, wurden belächelt. Auch<br />
musste erst ein Vertrauen in neue Technologien aufgebaut werden. Viele waren am Anfang skeptisch, wie so ein<br />
Fernwärmenetz funktionieren soll. Hier ist die Gemeinde Güssing mit gutem Beispiel vorangegangen, indem gleich<br />
zu Beginn öffentliche Gebäude an das Netz angeschlossen wurden. Heute sind mehr als die Hälfte aller privaten<br />
Haushalte in Güssing am Fernwärmenetz angeschlossen, Tendenz steigend. Viele Betriebe beziehen ihre Wärme<br />
aus erneuerbarer Energie, ja wurden dadurch erst angelockt. Heute ist man in Güssing stolz, österreichweit eine<br />
Vorreiterrolle inne zu haben. Bewusstseinsbildung und Aufklärung bei der eigenen Bevölkerung sind aber nach wie<br />
vor sehr wichtig und sollten jedes Projekt von Anfang an begleiten.<br />
4.3 REGIONALES WISSEN VERANSTALTEN<br />
Lernen und Spaß – zwei Dinge, die sich widersprechen? Wissensaneignung – Lernen im klassischen Sinn – hat <strong>für</strong><br />
viele Menschen aufgrund früherer Schulerfahrungen einen negativen Beigeschmack und führt zu Widerstand. Dass<br />
Wissensaneignung und Wissensweitergabe aber sehr viel Spaß machen können, zeigen Veranstaltungen, wie sie<br />
in den nachfolgenden beiden Projekten durchgeführt wurden. Sowohl beim Lernfest des Bezirks Kirchdorf als auch<br />
beim Symposion KulturLANDschaffen 09 wurde das Wissen bzw. die künstlerische Vielfalt einer Region mit allen<br />
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