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Interview<br />
Mit Veredelung<br />
zum Mehrwert<br />
<strong>Tirol</strong>s oberster Agrarmarketer und graue Schnaps-Eminenz Wendelin<br />
Juen illustriert, dass die <strong>Tirol</strong>er Landwirtschaft keinesfalls musealen<br />
Charakter hat, sondern jung und innovativ ist.<br />
Zur Person<br />
Der gebürtige Fließer Wendelin Juen studierte<br />
an der Universität für Bodenkultur<br />
in Wien und ist seit 2004 Geschäftsführer<br />
des Vereins Agrarmarketing <strong>Tirol</strong>.<br />
Neben unterschiedlichen Fachartikeln<br />
publizierte Juen mehrfach über den<br />
Feuerbrand, über die Wildbienen und<br />
zeichnet für das <strong>Tirol</strong>er und Vorarlberger<br />
Schnapsbuch verantwortlich.<br />
Vor Jahren wurde die Vision formuliert, <strong>Tirol</strong> zum Feinkostladen<br />
Europas zu machen. Wie weit ist diese Vision<br />
mittlerweile zur Realität geworden?<br />
Wendelin Juen: Wir haben viele feine, sehr gute<br />
Produkte, die aus der kleinstrukturierten <strong>Tirol</strong>er<br />
Landwirtschaft kommen. Ich denke, das ist ein<br />
wesentliches Merkmal der Landwirtschaft in <strong>Tirol</strong>,<br />
dass es keine Großbetriebe gibt. Es wird primär<br />
für den heimischen Markt produziert, weil die<br />
Mengen für den Weltmarkt nicht vorhanden sind.<br />
Wir haben tolle Produkte, etwa im Käsebereich,<br />
aber auch im Fleischbereich, mit dem Jahrling, dem<br />
Bergl<strong>am</strong>m und Almschwein. Da haben wir mittlerweile<br />
sehr sehr gute Fleischqualitäten erreicht.<br />
Natürlich gibt es noch Luft nach oben, es wird sich<br />
in Zukunft noch einiges entwickeln. Wir stehen<br />
nicht mehr <strong>am</strong> Anfang, andere Regionen wie etwa<br />
das Schweizer Emmental sind aber deutlich weiter.<br />
Zuversichtlich stimmt mich, dass bei uns eine<br />
junge, motivierte Truppe an Produzenten <strong>am</strong> Werk<br />
ist, die nach neuen Möglichkeiten sucht.<br />
Die Milchwirtschaft ist – zumindest was die Preise<br />
betrifft – in einem beklagenswerten Zustand. Wird<br />
sich die Landwirtschaft stärker darauf konzentrieren<br />
müssen, das an und für sich gute Grundprodukt Milch zu<br />
veredeln?<br />
Juen: Es ist wichtig, Spitzenprodukte zu haben.<br />
In <strong>Tirol</strong> gibt es viel Heumilch und Bio-Heumilch,<br />
die schon als Rohprodukt einen höheren Preis<br />
erzielen. Bei der gentechnikfreien Milch ist das<br />
leider nicht möglich, da ist man dem Weltmarkt<br />
Foto: Kröll<br />
12 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>