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Die Säugetiere des Fürstentums Liechtenstein (Mammalia)

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tigt werden. Der erste Pressehinweis stammt vom 5.11.2008<br />

(Liecht. Vaterland). Hinweise aus dem gleichen Jahr stammen<br />

auch aus dem Naturschutzgebiet Loo/Wichenstein in Oberriet<br />

(SG) (<strong>Liechtenstein</strong>er Vaterland, 12. August 2008). Am 6.<br />

April 2009 meldet das liechtensteinische Presseportal, dass<br />

dem Wildhüter Wolfgang Kersting vom Amt für Wald, Natur<br />

und Landschaft ein ausgewachsener Biber in die Fotofalle gegangen<br />

sei (Liecht. Volksblatt und Liecht. Vaterland vom<br />

7.4.2009). Xaver Roser aus Ruggell schreibt im Ruggeller Informationsblatt<br />

«Nordwind» vom Dezember 2009, dass er im<br />

Binnenkanal drei Biber gesehen habe, darunter ein Jungtier.<br />

Kurz darauf gelang es dem Grabser Wildhüter Peter Eggenberger<br />

auf der Schweizer Seite im Bereich Haag-Buchs zwei<br />

Exemplare zu fotografieren (<strong>Liechtenstein</strong>er Vaterland vom<br />

15. April 2009). <strong>Die</strong> Biberpopulation scheint sich an diesen<br />

beiden Standorten zu stabilisieren. Spuren sind inzwischen<br />

auch im Schaaner Riet an der Grenze zu Gamprin und Eschen<br />

bis nach Vaduz entdeckt worden. Der Biber hat sich inzwischen<br />

in Ruggell auch fortgepflanzt, wobei Xaver Roser<br />

(pers. Mitt.) meint, dass die Jungen durch das Hochwasser im<br />

Jahr 2009 umgekommen seien. <strong>Die</strong> gleiche Beobachtung<br />

wird auch von der Schweizer Seite gemacht. 2010 findet hingegen<br />

eine erfolgreiche Reproduktion mit zumin<strong>des</strong>t einem<br />

Jungtier in Ruggell statt (Xaver Roser pers. Mitt.).<br />

Abb. 123 <strong>Die</strong> Verbreitungskarte zeigt die Ausbreitung <strong>des</strong><br />

Bibers entlang der Gewässer <strong>Liechtenstein</strong>s.<br />

2 1 0Kilometer<br />

Lebensraum<br />

<strong>Die</strong> vorwiegend dämmerungs- und nachtaktiven Biber ruhen<br />

tagsüber in ihrem Bau. Sie hinterlassen ihre typischen Spuren<br />

mit den Bauen, Nagespuren, Ausstiege, Dämme, Trittsiegel.<br />

Das semiaquatische Tier beansprucht neben Gewässern auch<br />

Uferbereiche mit Nahrung in unmittelbarer Gewässernähe<br />

(bis ca. 20 m vom Gewässerrand). <strong>Die</strong> Gewässer sollten langsam<br />

fliessend sein. Am geeignetsten sind unverbaute, naturnahe<br />

Uferbereiche, Auengebiete, Seen im Tiefland. Sind die<br />

Weichhölzer übernutzt, so zieht der Biber weiter, bis sie vielleicht<br />

wenige Jahre später einem Biber wieder als Lebensgrundlage<br />

dienen. Biber-Lebensräume erfahren einen deutlichen<br />

Anstieg an Artenvielfalt. Für zahlreiche Tier- und<br />

Pflanzenarten eröffnen sich erst nach Biberaktivitäten geeignete<br />

Lebensräume, beispielsweise amphibien- und fischreiche<br />

Gewässer. In unseren Breiten profitieren davon auch der<br />

Laubfrosch, die Libellen und Eisvogel im besonderen Masse.<br />

Gefährdung und Schutzmassnahmen<br />

Der Biber ist in der Schweiz durch das Jagdgesetz geschützt.<br />

Er ist dort auf der Roten Liste als «vom Aussterben gefährdet»<br />

angegeben. Zumin<strong>des</strong>t bis zur nächsten Revision behält<br />

er diesen Status. In der österreichischen Roten Liste 2005 gilt<br />

er als nicht gefährdet, in der Vorarlberger Roten Liste gilt er<br />

als ausgestorben (SPITZENBERGER 2006).<br />

Bereits wird über Schäden an landwirtschaftlichen Kulturen<br />

geklagt. Doch sind nennenswerte Schäden bisher ausgeblieben,<br />

die Frassschäden in der Schweiz belaufen sich im langjährigen<br />

Durchschnitt auf rund 5‘000 Franken. <strong>Die</strong> Summe<br />

der Bagatellschäden wird auf ca. 50‘000 Franken im Jahr geschätzt<br />

(Gregor Klaus, Rückkehr eines Landschaftsarchitekten,<br />

NZZ 30. Juli 2010). Immerhin gab es im Thurgau Ende der<br />

1980er Jahren schon einen «Biberkrieg» mit Konflikten zwischen<br />

der Land- und Forstwirtschaft und dem Naturschutz.<br />

Ein beidseitiger 10-15 m breiter Uferstreifen reicht nach bisheriger<br />

Kenntnis aus, um Konflikte zu minimieren. Allzu<br />

häufig liegen heute aber landwirtschaftliche Kulturen direkt<br />

neben dem Wasserlauf. Es braucht also – und nicht nur zum<br />

Biberschutz – mehr Raum für die Gewässer, damit diese ihre<br />

ökologische Funktion erfüllen und bei Hochwasser den Abfluss<br />

auch wirksam bremsen können.<br />

Mario F. Broggi<br />

Abb. 124 Erstnachweis <strong>des</strong> Bibers im Jahres 2009 in der<br />

Fotofalle. (Foto: AWNL)<br />

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