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Die Säugetiere des Fürstentums Liechtenstein (Mammalia)

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4. Datenquellen<br />

4.1 Zur Geschichte der säugetierkundlichen Erforschung<br />

<strong>Liechtenstein</strong>s<br />

Eine erste, sehr summarische Übersicht über die Pflanzenund<br />

Tierwelt <strong>Liechtenstein</strong>s erhalten wir durch ein Kapitel in<br />

der Lan<strong>des</strong>kunde von W. Fach: «<strong>Liechtenstein</strong>, das so eingehend<br />

botanisch erforscht ist, wurde bisher noch nie zoologisch<br />

bearbeitet» (FACH 1938). Tatsächlich findet sich bis zu<br />

diesem Zeitpunkt keine eigenständige zoologische Arbeit<br />

über <strong>Liechtenstein</strong>. Den ersten Beitrag über liechtensteinische<br />

<strong>Säugetiere</strong> veröffentlichte Ernst von Lehmann, damaliger<br />

Kurator <strong>des</strong> Zoologischen Forschungsinstitutes und Museums<br />

Alexander Koenig in Bonn (VON LEHMANN 1954). Seine<br />

weiteren Beiträge mündeten in die erste liechtensteinische<br />

Säugetiermonografie <strong>des</strong> Jahres 1962 (VON LEHMANN 1955 und<br />

1962).<br />

Geringe Erkenntnisse über die Säugetierfauna im Alpenrheintal<br />

bis zur Mitte <strong>des</strong> 20.Jh.<br />

Ähnlich spärlich sind die säugetierkundlichen Publikationen<br />

für das weitere Alpenrheintal. In der Lan<strong>des</strong>kunde von K. ILG<br />

(1961) für Vorarlberg wird von H. Janetschek für die Tierwelt<br />

festgestellt, dass «dieses Bun<strong>des</strong>land zu den zoologisch noch<br />

wenig untersuchten Alpenländern gehört». <strong>Die</strong> entsprechende<br />

Arbeit wurde erstmals mit Fokus auf die Kleinsäuger<br />

durch BAUER et al. (1967) für dieses Bun<strong>des</strong>land geleistet,<br />

wobei man auf frühe Quellen von BRUHIN (1867, 1868) und<br />

von DALLA TORRE (1887) zur Wirbeltierfauna Vorarlbergs zurückgreifen<br />

konnte. SPITZENBERGER (2006) erstellte für das<br />

österreichische Bun<strong>des</strong>land Vorarlberg eine Rote Liste der<br />

gefährdeten <strong>Säugetiere</strong> und behandelt darin auch die Erkenntnisse<br />

über die Kleinsäuger.<br />

In der Schweiz verfasste STEINMÜLLER (1821), Pfarrer in Rheineck,<br />

eine Arbeit über die in der Schweiz einheimischen <strong>Säugetiere</strong>.<br />

HAUSSER (1995) gibt eine aktuelle Übersicht über die<br />

<strong>Säugetiere</strong> der Schweiz. Dabei fehlen vertieftere Übersichten<br />

für das St.Galler Rheintal. Das AMT FÜR RAUMENTWICKLUNG<br />

UND GEOINFORMATION (2009) <strong>des</strong> Kantons St.Gallens schreibt<br />

«über die meisten kleineren <strong>Säugetiere</strong> ist praktisch nichts<br />

bekannt». Eine Ausnahme bildet die Arbeit über die zoogeografische<br />

Kontaktzone im St.Galler Rheintal von Feldund<br />

Hausspitzmaus (GÜTTINGER et al. 2008). Im Kanton Graubünden<br />

wurde 2010 «<strong>Die</strong> <strong>Säugetiere</strong> Graubündens – eine<br />

Übersicht» publiziert (MÜLLER et al. 2010).<br />

Indirekte Hinweise über andere Quellen<br />

Ansonsten muss man sich für die Beurteilung früherer Verhältnisse<br />

auf indirekte Quellen stützen. <strong>Die</strong>se finden wir einerseits<br />

in der Auswertung von Speiseresten in neolithischen,<br />

römerzeitlichen bis mittelalterlichen Siedlungen am<br />

Eschnerberg, im Eschner Riet und in Schaan (WÜRGLER 1958,<br />

HARTMANN-FRICK 1959, 1964, BECK, 1957, SCHÜLKE 1965) sowie<br />

von der Burg Hohensax im benachbarten Sennwald (SG)<br />

(WÜRGLER 1956). Ebenso lässt sich einiges aus Archivunterlagen,<br />

z.B. Rentamtsrechnungen mit Angaben über die Auszahlung<br />

von Prämien für «Raubtiere» und auch Jagdstatistiken<br />

entnehmen. Damit werden vor allem die grösseren<br />

<strong>Säugetiere</strong> angesprochen und kaum die Kleinsäuger. Von<br />

den ausgerotteten Grosssäugern erhalten wir auch einige<br />

Auskünfte in MÜHLBERG (1887) und HESCHELER (1930), für den<br />

Biber in GIRTANNER (1885) und für den Elch in BÄCHLER (1911).<br />

Ernst von Lehmann – Pionier der säugetierkundlichen Erforschung<br />

<strong>Liechtenstein</strong>s<br />

Ernst von Lehmann (1912-1991) war als Deutschstämmiger in<br />

der polnischen Mathildenhöhe geboren und besuchte das<br />

Gymnasium in Posen. Er studierte 1932-36 Landwirtschaft<br />

und Zoologie im damals ebenfalls polnischen Danzig, in Heidelberg,<br />

Kiel und Wien. Er floh am Ende <strong>des</strong> 2. Weltkrieges<br />

in den Westen und präparierte Kleinsäuger für Museen in<br />

Bremen und später in Bonn. Er sammelte in den Jahren<br />

1953-1962 vorwiegend Kleinsäuger in <strong>Liechtenstein</strong>, was<br />

ihm hier den Spitznamen «Mäuse-Lehmann» eintrug. Sein<br />

Hauptwerk «<strong>Die</strong> <strong>Säugetiere</strong> <strong>des</strong> <strong>Fürstentums</strong> <strong>Liechtenstein</strong>»<br />

veröffentlichte er wie seine weiteren Arbeiten im Historischen<br />

Jahrbuch <strong>des</strong> <strong>Fürstentums</strong> <strong>Liechtenstein</strong> (VON LEHMANN<br />

1962, 1967). Für diese Monografie erhielt er vom Lan<strong>des</strong>fürsten<br />

Franz Josef II. den Titel eines FL-Professoren. In<br />

seiner Pensionszeit wurde er im Jahre 1981 von der Botanisch-Zoologischen<br />

Gesellschaft <strong>Liechtenstein</strong>-Sargans-Werdenberg<br />

nochmals beauftragt vergleichende Kontrollfänge<br />

bei den Kleinsäugern durchzuführen. Dabei behandelte er<br />

erstmals auch die Fledermäuse etwas ausführlicher (von LEH-<br />

MANN 1980, 1982). Er schrieb so insgesamt acht Beiträge über<br />

die Säugetierfauna <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>. Zusammen mit dem Studenten<br />

Heinz-Josef Knecht verfasste er noch einen Artikel über<br />

die alpine Gelbhalsmaus (VON LEHMANN & KNECHT 1969), wobei<br />

der Zweitautor im Jahre 1971 noch einen eigenständigen<br />

Beitrag über die vertikale Verbreitung einiger <strong>Säugetiere</strong><br />

schrieb (KNECHT 1971).<br />

Abb 14 Ernst von Lehmann – Pionier der säugetierkundlichen<br />

Erforschung in <strong>Liechtenstein</strong>.

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