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Die Säugetiere des Fürstentums Liechtenstein (Mammalia)

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Alpenlangohr (Plecotus macrobullaris)<br />

Ordnung: Fledermäuse (Chiroptera)<br />

Familie: Glattnasen (Vespertilionidae)<br />

Merkmale<br />

Foto: René Güttinger<br />

Das Alpenlangohr wird erst seit 2002 als eigene Art geführt.<br />

<strong>Die</strong> Unterscheidung der Art vom Braunen und Grauen Langohr<br />

anhand von äusseren Merkmalen ist nur für Spezialisten<br />

möglich. Das Alpenlangohr unterscheidet sich in der Farbe<br />

deutlicher vom Braunen Langohr, etwas weniger klar vom<br />

Grauen Langohr. So ist beim Alpenlangohr das Rückenfell<br />

graubraun, das farblich deutlich abgesetzte Bauchfell dagegen<br />

hell bis reinweiss gefärbt. Gesicht und Ohren sind dunkelbraun<br />

pigmentiert. Charakteristisch ist ein dreieckiges<br />

Feld auf der Unterlippe, welches beim Braunen wie beim<br />

Grauen Langohr fehlt. Ebenfalls typisch ist bei männlichen<br />

Alpenlangohren ein auf der ganzen Länge nahezu gleichbreiter<br />

Penis. Eine sichere Artbestimmung im Feld stützt sich<br />

auf diese Merkmale sowie die Kombination verschiedener<br />

Körpermasse ab. Trotzdem gelingt es auf diesem Weg nicht<br />

immer, die Artzugehörigkeit eindeutig festzulegen. In solchen<br />

Fällen kann nur ein DNA-Test weiterhelfen.<br />

Biologie<br />

Zur Biologie <strong>des</strong> Alpenlangohrs ist noch sehr wenig bekannt.<br />

Wochenstubenverbände im Rheintal scheinen ihre Sommerquartiere<br />

von April bis September-Oktober zu bewohnen.<br />

<strong>Die</strong> Kolonien umfassen bis zu 30 Alttiere und bestehen nahezu<br />

ausschliesslich aus Weibchen. In Dachstühlen sind die<br />

Tiere tagsüber meist versteckt.<br />

Im Gegensatz zum Braunen Langohr fängt das Alpenlangohr<br />

seine Beute vor allem im Flug. <strong>Die</strong> Nahrung besteht zu fast<br />

90 Prozent aus Faltern (ASHRAFI et al. 2011). Weitere anteilmässig<br />

wichtige Beutetiere sind Käfer und Zweiflügler.<br />

Verbreitung<br />

<strong>Die</strong> Kenntnisse über die Verbreitung <strong>des</strong> Alpenlangohrs sind<br />

noch gering. Nachweise existieren aus den Pyrenäen und<br />

dem gesamten Alpenbogen, sowie in fragmentierter Form<br />

aus dem südlichen Balkan, einigen Mittelmeerinseln sowie<br />

von der Osttürkei bis zum Kaukasus und dem Nahen Osten.<br />

Auch im Bereich <strong>des</strong> Alpenrheintals sind in den wenigen<br />

Jahren seit Bekanntwerden der neuen Art erst einzelne<br />

Nachweise <strong>des</strong> Alpenlangohrs gelungen. So sind im Kanton<br />

Graubünden bisher zwei gesicherte Wochenstubennachweise<br />

aus dem Lugnez bekannt (MÜLLER ET AL. 2010). Im St. Galler<br />

Rheintal sind aktuell ein Wochenstubenquartier aus dem<br />

Seeztal sowie drei Wochenstubenquartiere und ein Einzeltierfund<br />

aus dem Rheintal nachgewiesen (GÜTTINGER &<br />

BARANDUN 2010), während aus Vorarlberg bislang noch keine<br />

Funde vorliegen (REITER, mündl. Mitteilung).<br />

Ein 2008 gestartetes Projekt, bei welchem in <strong>Liechtenstein</strong><br />

sowie den Kantonen St. Gallen, Appenzell Ausserhoden und<br />

Appenzell Innerrhoden bei zahlreichen Langohrquartieren<br />

mittels DNA-Analyse die Artzugehörigkeit bestimmt werden<br />

konnte, hat auch in <strong>Liechtenstein</strong> zu zwei Nachweisen geführt.<br />

So lebt jeweils eine Wochenstubenkolonie in Balzers<br />

in der Maria-Hilf-Kapelle sowie in der Pfarrkirche Ruggell. Es<br />

ist zurzeit noch unklar, wie die kleinräumige Verteilung <strong>des</strong><br />

Alpenlangohrs in <strong>Liechtenstein</strong> und den benachbarten Regionen<br />

zu interpretieren ist. Im Gegensatz zum Braunen<br />

Langohr scheint das Alpenlangohr nur tiefe Lagen zu besiedeln<br />

(GÜTTINGER, HOCH & GSTÖHL in Vorb.).

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