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Die Säugetiere des Fürstentums Liechtenstein (Mammalia)

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stände der Sicherung <strong>des</strong> Waldnachwuchses künftig absolute<br />

Priorität eingeräumt werden (NIGSCH 2009). Anderseits ist<br />

es wichtig, dass innerhalb <strong>des</strong> Wal<strong>des</strong> offene oder halboffene<br />

Flächen bestehen, wo ausreichend Licht auf den Waldboden<br />

gelangen kann und dadurch genügend pflanzliche Biomasse<br />

auch als Futter für die Pflanzenfresser zur Verfügung<br />

steht. In einem Wald mit geschlossenem Kronendach und<br />

ungenügendem Lichteinfall befindet sich die grüne Biomasse<br />

und damit auch das nutzbare Futter der Pflanzenfresser<br />

unerreichbar in den Kronen der Waldbäume. Entsprechende<br />

Massnahmen wurden von den Gemeindeförstern in den letzten<br />

zehn bis fünfzehn Jahren grossflächig durchgeführt. Für<br />

den Schutz der Wildtiere ist die Einrichtung von Wildruhezonen<br />

künftig unabdingbar.<br />

3.3 <strong>Die</strong> Grenzen der Jagd und <strong>des</strong> Jägers<br />

Vor allem bei der Jagd auf den Rothirsch stossen die Jäger<br />

heute an ihre Grenzen. Durchschnittlich werden in <strong>Liechtenstein</strong><br />

jährlich 85% der im Rahmen der Nachtaxation im Spätwinter<br />

erhobenen Rothirschbestände jagdlich abgeschöpft.<br />

26 Stück Rotwild werden pro 1‘000 Hektar Rotwildlebensraum<br />

erlegt. In Vorarlberg liegt diese Zahl bei 15 Stück, in<br />

Graubünden bei 6 Stück (NÄSCHER 2009). Obwohl sehr hohe<br />

Abschusszahlen seit Jahren erfüllt werden (Durchschnitt 211<br />

Stück pro Jahr seit 1993) und dadurch das Standwild in<br />

<strong>Liechtenstein</strong> mehr oder weniger schon abgeschöpft wurde,<br />

wird der Rothirschbestand durch Zuwanderung aus dem benachbarten<br />

Vorarlberg je<strong>des</strong> Jahr wieder aufgestockt. In<br />

Vorarlberg wird das Rotwild noch immer durch Intensivfütterung<br />

durch den Winter gebracht und der Kälberzuwachs<br />

wird jagdlich nicht abgeschöpft. <strong>Die</strong> hohen Abschüsse beim<br />

Schalenwild erfordern sehr viel Präsenzzeit <strong>des</strong> Jägers im<br />

Revier. <strong>Die</strong> intensive Bejagung wird damit auch zu einem<br />

bedeutenden Störfaktor für das Wild. Zusammen mit den<br />

Störungseinflüssen der nichtjagenden Bevölkerung wird dadurch<br />

die Scheuheit der Wildtiere erhöht und die Bejagung<br />

immer mehr erschwert und in die Dämmerungszeit der<br />

Nacht verschoben. In dieser Teufelsspirale stösst die Jagd bei<br />

ihrer Pflicht zur Erfüllung der vorgegebenen Abschusszahlen<br />

an ihre Grenzen.<br />

Seit 2010 wird in <strong>Liechtenstein</strong> und in den benachbarten Gebieten<br />

Graubündens und Vorarlbergs das Wanderverhalten<br />

der Rothirsche durch Markierung und Besenderung untersucht,<br />

um Klarheit über die grenzüberschreitenden Wechselbeziehungen<br />

zu erhalten und zielführende Massnahmen<br />

treffen zu können.<br />

3.4 Warum jagen?<br />

<strong>Die</strong> Jagd auf wildlebende, jagbare Tiere ist eine Tätigkeit,<br />

die tief in der Geschichte der Menschheit verankert ist. In<br />

der heutigen modernen Zeit mag die Jagd für viele Menschen<br />

als überholtes, archaisches Überbleibsel aus vergangenen<br />

Zeiten gelten. Heute spricht man eher von Wildtiermanagement<br />

und beschafft sich das nötige Wissen über<br />

Wildtiere bei Google und aus Fernsehfilmen. Eine zuneh-<br />

mende Vermenschlichung <strong>des</strong> Tieres und damit verbundenes<br />

Mitleid ist feststellbar. Viele Menschen haben Abstand genommen<br />

wenn es darum geht, Tiere zu töten um sie zu<br />

essen. Der Jäger gibt sich dieser Aufgabe hin und versucht<br />

auf zeitgerechte, moderne Weise die Bestände von jagdbaren<br />

Wildtieren artgerecht zu nutzen und zu regulieren. Er<br />

verbringt viel Zeit im Revier und sammelt dabei praktische<br />

Erfahrung und Wissen über den Ort, wo er jagt. Eine Art<br />

Ehrenkodex existiert in Form der traditionellen und über<br />

viele Jägergenerationen überlieferten Begriffe «Weidgerechtigkeit»<br />

und «Hege». Jäger lernen während der gesetzlich<br />

vorgeschriebenen Ausbildung und mit dem von erfahrenen<br />

Kollegen weiter gegebenen Wissen, wie die Jagd mit<br />

dem nötigen Respekt gegenüber der Natur und zur Förderung<br />

und Erhaltung der Wildtierbestände und derer Lebensräume<br />

ausgeübt wird. <strong>Die</strong>se Aufgabe ist sehr anspruchsvoll,<br />

weil bei jeder Wildart und in jedem Wildlebensraum andere<br />

Voraussetzungen berücksichtigt werden müssen. Jäger<br />

jagen aus Freude an der Jagd und nicht in erster Linie aus<br />

dem Pflichtgefühl heraus, dass kranke und schwache Tiere<br />

aus der Wildbahn entnommen werden müssen. Dabei ist die<br />

Suche nach möglichst grossen Trophäen nicht Bestandteil<br />

von Weidgerechtigkeit und Hege. <strong>Die</strong> Jagd kann nur dann<br />

nachhaltig sein, wenn Wildbestände und deren Lebensräume<br />

in einem ausgewogenen Verhältnis stehen. <strong>Die</strong> Regulierung<br />

von Wildbeständen ist <strong>des</strong>halb eine wichtige öffentliche<br />

Aufgabe, die der Jäger unentgeltlich erfüllt und über<br />

den Jagdpachtschilling sowie seine persönlichen Ausgaben<br />

auch noch bezahlt. Für die moderne Entwicklung der Jägerei<br />

ist es wichtig, dass sich die Jäger nach ökologischen<br />

Grundsätzen ausrichten. <strong>Die</strong>se Forderung gilt jedoch für alle<br />

Naturnutzer, nicht nur für die Jäger.<br />

Michael Fasel<br />

Abb. 13 Das Reh wird neben dem Hirsch in <strong>Liechtenstein</strong> am stärksten<br />

bejagt. (Foto: Xaver Roser)<br />

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