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Die Säugetiere des Fürstentums Liechtenstein (Mammalia)

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Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus)<br />

Ordnung: Fledermäuse (Chiroptera)<br />

Familie: Glattnasen (Vespertilionidae)<br />

Merkmale<br />

Foto: René Güttinger<br />

<strong>Die</strong> namengebenden breiten Flügel, verbunden mit einer<br />

Spannweite von rund 35 cm, ergeben für diese grosse Fledermaus<br />

eine stattliche Flügelfläche, die es der Breitflügelfledermaus<br />

erlaubt, in gemächlichem, wendigem Flug auf<br />

Insektenjagd zu gehen. Mit ihren fast schwarzen Hautpartien<br />

im Gesicht und an den Flügeln, mit abgerundeten<br />

Ohren und einem kurzen, stumpfen, nach vorne gerichteten<br />

Tragus gleicht sie einer überdimensionierten Zwergoder<br />

Rauhautfledermaus. Wie bei diesen kleinen Arten ist<br />

auch bei der Breitflügelfledermaus das langhaarige Rückenfell<br />

mittel- bis dunkelbraun, die Bauchseite etwas heller<br />

gefärbt.<br />

Biologie<br />

Ihre Quartiere findet die Breitflügelfledermaus fast ausschliesslich<br />

im Siedlungsraum. Obwohl Spaltenbewohner,<br />

benötigt sie für ihre Wochenstuben grossräumige Dachstöcke,<br />

wo sie sich aber geschickt in Verstecke zurückzieht<br />

(Abb. 103). <strong>Die</strong> Weibchen der Breitflügelfledermaus bilden<br />

meist nur kleine Wochenstubenkolonien mit 10-60 Individu-<br />

Abb. 103 Nur selten verlassen die Breitflügelfledermäuse<br />

im alten Pfarrhof in Balzers ihr Versteck und zeigen sich<br />

dem Besucher. (Foto: René Güttinger)<br />

en. Es wird in der Regel nur ein einzelnes Jungtier geboren.<br />

Oftmals sind Jungtiere deutlich dunkler gefärbt als Erwachsene.<br />

<strong>Die</strong> Nahrung besteht aus Grossinsekten, wie Mai-, Mist- und<br />

Dungkäfer, Nachtfalter, Blattwanzen, aber auch kleineren-<br />

Schwarminsekten wie Zuckmücken, Köcher- und Eintags -<br />

fliegen, die in Gewässernähe erbeutet werden. <strong>Die</strong> eingangs<br />

erwähnte grosse Flügelfläche erlaubt der Breitflügelfledermaus,<br />

die verschiedensten Jagdmethoden anzuwenden. So<br />

geht sie beispielsweise im freien Luftraum auf Beutefang,<br />

umkreist Baumkronen oder liest Insekten direkt von der Vegetation<br />

ab. Sogar die Bodenjagd, die sonst vor allem vom<br />

Grossen Mausohr praktiziert wird, gehört zum Repertoire<br />

dieser Art.<br />

In den Jahren 2002-2004 wurden Kotproben aus der<br />

Wochenstube der Breitflügelfledermaus in der Vaduzer<br />

Pfarrkirche gesammelt und die Zusammensetzung <strong>des</strong> Beutespektrums<br />

bestimmt (BECK et al. 2006). Zwei Arten dominieren<br />

den Speisezettel der Vaduzer Kolonie: Der Maikäfer<br />

und die Rotbeinige Baumwanze (Abb. 104) mit jeweils gut<br />

20 % Volumenanteilen.<br />

Verbreitung<br />

In ganz Mittel- und Südeuropa verbreitet, erreicht die Breitflügelfledermaus<br />

in Mittelengland, Dänemark, dem äussersten<br />

Süden von Schweden und Lettland ihre nördliche Verbreitungsgrenze.<br />

Ähnlich der Mückenfledermaus erreicht<br />

sie im Mittelmeerraum und in ihrem nördlichen Verbreitungsgebiet,<br />

speziell in der Norddeutschen Tiefebene, ihre<br />

grössten Bestan<strong>des</strong>dichten, während sie das südliche Mitteleuropa<br />

eher schwach besiedelt.<br />

In der Zentral- und Ostschweiz sind nur im Bodenseegebiet<br />

und im Alpenrheintal einige wenige Fortpflanzungskolonien<br />

dieser seltenen Art bekannt. Mit <strong>Die</strong>poldsau, Eichberg,<br />

Vaduz und Balzers sind es gerade einmal vier Wochenstuben<br />

am st.gallisch-vorarlbergisch-liechtensteinischen Rhein-<br />

Abb. 104 Mit 20 % Volumenanteilen stellt die Rotbeinige<br />

Baumwanze (Pentatoma rufipes) neben dem Maikäfer<br />

die häufigste Beuteart der Breitflügelfledermäuse aus der<br />

Vaduzer Pfarrkirche dar. (Foto: Angela Schwarz)

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