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Die Säugetiere des Fürstentums Liechtenstein (Mammalia)

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24<br />

Ordnung Insektenfresser (Insectivora)<br />

Merkmale<br />

Früher zählten die Systematiker viele Gruppen von <strong>Säugetiere</strong>n,<br />

die sich vorwiegend von wirbellosen Tieren ernähren,<br />

zu den Insektenfressern. Dank genetischen Studien wurde<br />

aber klar, dass zum Beispiel die Goldmulle und die Elefantenspitzmäuse<br />

nicht zu den eigentlichen Insektenfressern<br />

gehören und eigene Entwicklungslinien darstellen. Daher<br />

werden die Insectivora im engeren Sinn neu als «Eulipotyphla»<br />

bezeichnet, ein Name, der sich noch nicht durchgesetzt<br />

hat. <strong>Die</strong> Insektenfresser sind eine ursprüngliche Gruppe<br />

von <strong>Säugetiere</strong>n und weisen viele urtümliche Merkmale<br />

auf. So sind sie Halbsohlen- oder Sohlengänger. Sie besitzen<br />

noch die ursprüngliche Zahl von fünf Zehen und fünf Fingern.<br />

Der Schädel ist lang und flach. Das Gebiss besteht aus<br />

zahlreichen spitzhöckrigen Zähnen. Es ist ein typisches<br />

Fleisch fressergebiss. Der Maulwurf besitzt noch die ursprüngliche<br />

Zahl von 4 x 11 oder 44 Zähnen. <strong>Die</strong> Insektenfresser<br />

haben eine lange rüsselförmige Schnauze und verfügen<br />

über einen leistungsfähigen Geruchs- und Tastsinn.<br />

Es wäre falsch, die Insektenfresser nur als primitive <strong>Säugetiere</strong><br />

anzusehen. Verschiedene Arten oder Gruppen zeigen<br />

ausgeprägte Spezialisierungen. Der Maulwurf baut mit<br />

seinen als Grabschaufeln ausgebildeten Vorderextremitäten<br />

Gangsysteme, um seine Hauptnahrung, die Regenwürmer<br />

effizient zu jagen. Der Igel verfügt zur Feindabwehr über<br />

ein Stachelkleid. <strong>Die</strong> Wasserspitzmaus macht unter Wasser<br />

Jagd auf wirbellose Tiere und besitzt dazu zahlreiche<br />

Anpassungen wie etwa einen Ruderschwanz.<br />

Mit Ausnahme Australiens, der Antarktis, Grönlands und<br />

grosser Teile Südamerikas leben Insektenfresser auf der ganzen<br />

Erde. Sie besiedeln die verschiedensten Lebensräume<br />

von den Regenwäldern der Tropen bis zu den Kältezonen<br />

der Gebirge und der Nordhalbkugel.<br />

Biologie<br />

Insektenfresser sind eher kleine Tiere. Mit der knapp zwei<br />

Gramm schweren Etruskerspitzmaus gehört auch das kleinste<br />

nicht fliegende Säugetier in diese Gruppe. Zur Nahrung<br />

gehören neben Insekten der verschiedensten Gruppen und<br />

Stadien auch andere Gliederfüssler, Weichtiere und sogar<br />

kleine Wirbeltiere. Aas wird regelmässig gefressen, seltener<br />

hingegen pflanzliche Nahrung. Wegen der verhältnismässig<br />

grossen Körperoberfläche sind der tägliche Nahrungsbedarf<br />

und der Energieumsatz sehr hoch. Hoch ist auch die Fortpflanzungsrate,<br />

dafür ist die Lebensdauer der einheimischen<br />

Arten mit meistens einem knappen Jahr sehr kurz<br />

(Ausnahme Igel). <strong>Die</strong> Jungen werden als ausgeprägte Nesthocker<br />

geboren und sind bei der Geburt nackt, blind und<br />

zahnlos.<br />

Bei der innerartlichen Kommunikation spielt der Geruchssinn<br />

eine grosse Rolle. Viele Arten leben einzelgängerisch<br />

und territorial, es kommen aber auch soziale Systeme vor.<br />

Familien<br />

Igel (Erinaceidae)<br />

In <strong>Liechtenstein</strong> kommt nur eine Art vor, die man korrekterweise<br />

immer Westigel nennen sollte. Bereits im Tirol lebt der<br />

nahe verwandte Ost- oder Weissbrustigel. Das besondere<br />

Merkmal der Igel ist ihr Stachelkleid, das der Feindabwehr<br />

dient und mit einer speziellen Muskulatur in Stellung gebracht<br />

werden kann. Igel nehmen im Gegensatz zu anderen<br />

Insektenfressern regelmässig pflanzliche Kost zu sich. Im FL:<br />

1 Art<br />

Spitzmäuse (Soricidae)<br />

<strong>Die</strong>se relativ kleinen Insektenfresser besitzen eine spitze und<br />

sehr bewegliche Schnauze und kleine Augen. Spitzmäuse<br />

sind ausgesprochen kurzbeinig. Der Geruchssinn und der<br />

Tastsinn sind sehr gut entwickelt. <strong>Die</strong> einzelnen Arten haben<br />

sich oft an ganz spezielle Lebensbedingungen angepasst wie<br />

zum Beispiel die Wasserspitzmaus. <strong>Die</strong> meisten Spitzmäuse<br />

bevorzugen Lebensräume mit einer reich strukturierten Bodenoberfläche,<br />

die viel Deckung bietet. Im FL: 8 Arten<br />

Maulwürfe (Talpidae)<br />

<strong>Die</strong> Maulwürfe besitzen einen langen, walzenförmigen Körper,<br />

vom dem der Kopf kaum abgesetzt ist. <strong>Die</strong> Vorderfüsse<br />

sind zu breiten Grabschaufeln umgeformt. <strong>Die</strong> Augen sind<br />

klein oder funktionslos. Das Fell besitzt keinen Strich, also<br />

keine eindimensionale Ausrichtung der Haare. Maulwürfe<br />

sind hervorragend an das Leben im Boden und an das Graben<br />

angepasst. Südlich der Alpen kommt neben dem Europäischen<br />

Maulwurf noch der Blindmaulwurf vor. Im FL: 1 Art<br />

Abb. 22 Wasserspitzmaus (Foto: René Güttinger)<br />

Jürg Paul Müller

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