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Die Säugetiere des Fürstentums Liechtenstein (Mammalia)

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etwa 300 Gramm. Um genügend Fettreserven für die Winterruhe<br />

zu haben, müssen sie ihr Gewicht vor Wintereinbruch<br />

auf min<strong>des</strong>tens 600 Gramm verdoppeln.<br />

Igel haben eine hohe Lebenserwartung von acht bis zehn<br />

Jahren, jedoch ist die Sterblichkeitsrate von 80% im ersten<br />

Lebensjahr sehr hoch. Gegen Angreifer und Gefahren wehren<br />

sie sich durch das Zusammenrollen zu einer stacheligen<br />

Kugel. Sie verstecken dabei den stachellosen, verletzlichen<br />

Kopf und Bauch. Zusätzlich sind Igel sehr gift-tolerant;<br />

weder das Gift von Bienen, Wespen und Ölkäfern, noch<br />

Blausäure oder Tetanusinfektionen können ihnen schaden.<br />

Igel wurden ausserdem öfter dabei beobachtet, wie sie<br />

ihren Stachelpanzer mit Speichel benetzen. Ob dies der Eigengeruchsintensivierung<br />

bzw. -verringerung, dem Schutz<br />

vor Ektoparasiten oder sonst einer Funktion dient, ist unbekannt.<br />

Verbreitung<br />

Der Braunbrustigel ist in Europa von Portugal über Spanien,<br />

Frankreich und Deutschland bis nach West-Polen verbreitet.<br />

Ebenso findet sich ein ausgedehntes Vorkommen in den Baltischen<br />

Staaten und West-Russland über Finnland, Schweden<br />

Abb. 24 Der Igel ist lan<strong>des</strong>weit mit einem Schwerpunkt in<br />

den Tieflagen verbreitet. <strong>Die</strong> Karte beruht auf Sichtmeldungen<br />

aus der Bevölkerung. <strong>Die</strong>se konzentrieren sich entsprechend<br />

auf das Siedlungsgebiet.<br />

2 1 0Kilometer<br />

und Norwegen. Im Süden reicht seine Verbreitung bis Italien.<br />

Ebenfalls besiedelt werden die Britischen Inseln sowie<br />

die grösseren Mittelmeerinseln. In Osteuropa und Nordasien<br />

wird der Braunbrustigel durch den eng verwandten Weissbrustigel<br />

ersetzt. In Neuseeland wurden Braunbrustigel ausgesetzt.<br />

In der Schweiz ist der Braunbrustigel lan<strong>des</strong>weit verbreitet,<br />

während er in Österreich nur die westliche Lan<strong>des</strong>hälfte besiedelt<br />

und im Osten vom Weissbrustigel abgelöst wird.<br />

In <strong>Liechtenstein</strong> ist der Braunbrustigel lan<strong>des</strong>weit bis in eine<br />

Höhe von etwa 1000 m ü. M. und in den Niederungen von<br />

Balzers bis Ruggell häufig anzutreffen. Da er tagsüber versteckt<br />

lebt und nur schwer zu beobachten ist, stammen die<br />

meisten Nachweise aus den Siedlungsgebieten Schaan,<br />

Vaduz, Balzers und Eschen, wo er abends im Scheinwerferlicht<br />

und in Gärten beobachtet wird. In <strong>Liechtenstein</strong> sind<br />

Einzelbeobachtungen bis ins Gebiet Steg-Malbun bekannt,<br />

wobei es sich dabei vermutlich um umherstreifende Männchen<br />

handeln dürfte.<br />

Lebensraum<br />

Der Igel ist ursprünglich Bewohner von Laubwaldrändern<br />

und reich strukturierten Kulturlandschaften. Da natürliche<br />

heckenreiche Landschaften zunehmend verschwinden, hat<br />

sich der Igel als Kulturfolger die reich strukturierten Gärten<br />

und Parks in Siedlungen als Lebensraum erobert. Offenes,<br />

deckungsloses Gelände wird gemieden. Zur Winterruhe und<br />

als Tagesversteck nutzt der Igel Laub- und Asthaufen, dichte<br />

Hecken, Erdbauten anderer Tiere und enge Höhlen. Auf den<br />

nächtlichen Streifzügen können Igel mehrere Kilometer pro<br />

Nacht zurücklegen. Besonders die Männchen beanspruchen<br />

grosse Gebiete bis zu 100 Hektaren.<br />

Gefährdung und Schutzmassnahmen<br />

Obwohl der Igel durch seinen dichten Stachelpanzer sehr<br />

gut vor Angriffen geschützt ist, vermögen doch einige Arten<br />

diese Abwehr zu durchdringen. So kann der Uhu mit seinen<br />

langen Fängen den Stachelpanzer durchstechen. Ebenso ist<br />

der Dachs in der Lage, den eingerollten Igel mit seinen kräftigen<br />

Pfoten zu überlisten. In der Nähe menschlicher Siedlungen<br />

ist der Strassenverkehr sicherlich die grösste Gefahr,<br />

der jährlich unzählige Igel zum Opfer fallen. Durch die zunehmende<br />

Lebensraumfragmentierung wird sich diese Gefahr<br />

in Zukunft weiter vergrössern. Biozide und Insektizide,<br />

die in Gärten und in der Landwirtschaft eingesetzt werden,<br />

töten nicht nur die Nahrung <strong>des</strong> Igels, sondern sind auch für<br />

diesen selbst schädlich. Durch den Schutz und Erhalt struktur-<br />

und heckenreicherer Landschaften, mehr Rücksicht beim<br />

Strassenverkehr und vermindertem Einsatz von Pestiziden<br />

kann dem Igel geholfen werden.<br />

Rudolf Staub<br />

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