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Die Säugetiere des Fürstentums Liechtenstein (Mammalia)

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Verbreitung<br />

Sein Lebensraum erstreckt sich über Eurasien und Nordamerika.<br />

<strong>Die</strong> heutigen grösseren europäischen Elchpopulationen<br />

finden sich in Norwegen, Schweden, Finnland, den Bal ti -<br />

schen Staaten und Russland. Kleinere Ansiedlungen gibt es<br />

in Polen, Weissrussland und Tschechien. Der Elch wird in<br />

Mitteleuropa in den Abfalllagern der älteren Pfahlbauten<br />

allgemein angetroffen. Wann er aus der Gegend verschwun -<br />

den ist, erscheint unsicher, da keine Notizen aus historischer<br />

Zeit über ihn vorliegen. Zu dieser Zeit kam der Elch jeden -<br />

falls auch in Westeuropa vor. Um die Zeitenwende war er<br />

noch in ganz Germanien verbreitet. Informationen zu Elch-<br />

Vorkommen im früheren Germanien wurden unter anderem<br />

von Caesar, Strabo und Pausanias überliefert. Caesar schreibt<br />

in seinem Bellum gallicum lib. VI, 26, «der Elch habe keine<br />

Gelenke, infolge<strong>des</strong>sen er nicht imstande sei, sich niederzulassen<br />

oder aufzustehen, daher das Tier sich an die einen<br />

Baum lehne, so es der Ruhe pflegen wolle» (BÄCHLER 1911).<br />

Auch wir in <strong>Liechtenstein</strong> haben einen diesbezüglichen Hinweis<br />

auf ein früheres Elch-Vorkommen, und zwar in Form<br />

eines Knochenfun<strong>des</strong> aus dem spätrömischen Kastell zu<br />

Schaan im 4. Jahrhundert n.Chr. (WÜRGLER 1958). <strong>Die</strong> Kno -<br />

chen wurden im Innern <strong>des</strong> Kastells mitten unter Nahrungsüberresten<br />

gefunden. Im frühen Mittelalter dürfte also der<br />

Elch noch im Alpenrheintal vorgekommen sein. BÄCHLER<br />

(1911) schildert alle damals bekannten Elchknochenfunde in<br />

der Ostschweiz, die sich auf die Spät- und Nacheiszeit be zie -<br />

hen.<br />

Mit dem Verschwinden der grossen Wälder und der Ausweitung<br />

<strong>des</strong> Kulturraumes ging der Elchbestand zurück.<br />

Noch im 8. Jahrhundert n.Chr. soll es in Bayern grössere Bestände<br />

gegeben haben. Nach dem heutigen Forschungsstand<br />

ist der Elch in der Schweiz bis ins 10. Jahrhundert<br />

(BAYERISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR LANDWIRTSCHAFT UND FORSTEN<br />

2008) nachgewiesen. Eine scharfe Bejagung der Rest popu -<br />

lationen scheint im frühen Mittelalter die zentrale Rolle für<br />

das Verschwinden gewesen zu sein. Ausdauernd erhielt sich<br />

der Elch in Ostpreussen.<br />

Das heutige Verbreitungsgebiet <strong>des</strong> Elchs ist im 20. und 21.<br />

Jahrhundert sehr dynamisch, vor allem auch in Richtung<br />

Mitteleuropa. Nach dem 2. Weltkrieg erholte sich der Elchbestand<br />

in Osteuropa wieder. Einzeltiere und kleine Grup -<br />

pen begannen sich langsam in Richtung Süden und<br />

Südwesten auszubreiten. So kehrten nach 400 Jahren Ab we -<br />

senheit Elche in den späten 1950-er Jahren wieder nach<br />

Mitteleuropa zurück. Der Weg der Elche führte von Polen<br />

ausgehend über den Biosphärenpark Trebon, nördlich der<br />

Waldviertler Stadt Gmünd, in den Böhmerwald. Am Beginn<br />

der 1970-er Jahre werden hier erste Jungtiere beobachtet.<br />

Seither gibt es regelmässige Beobachtungen im nördlichen<br />

Mühlviertel in Österreich. In Bayern wurde wegen der zunehmenden<br />

Einwanderung der Tiere aus Tschechien sogar<br />

ein «Elchplan» im Mai 2008 (BAYERISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR<br />

LANDWIRTSCHAFT UND FORSTEN) zum Umgang mit Elchen herausgegeben.<br />

Bereits im Jahre 1976 ist ein Elch bis in die Isarauen<br />

vorgestossen. Inzwischen ist der Elch im Bayerischen Wald<br />

und in den östlichen Regierungsbezirken regelmässiger<br />

Gast.<br />

Lebensraum<br />

Der Elch ist anpassungsfähig, stellt aber doch Lebensraumansprüche,<br />

die in Mitteleuropa nicht mehr leicht zu finden<br />

sind. Das sind Äsungsgebiete mit Laub- und vor allem Weichholzarten,<br />

die gross genug sind, dass eine Regeneration<br />

möglich ist. Ebenso braucht er störungsfreie Rückzugsge -<br />

biete, die vor allem für die Jungenaufzucht bedeutsam sind.<br />

Wasser ist ein weiterer wichtiger Faktor, da Elche an ein<br />

kühles Klima angepasst sind und während der Sommerhitze<br />

Wasser zum Abkühlen suchen. Er ist relativ ortstreu, wobei<br />

er ein Territorium von bis zu 1500 ha nutzt. Elche sind in der<br />

baumlosen Arktis, auf alpinen Matten, in der Prärie und in<br />

Sumpfwälder zu finden.<br />

Gefährdung und Schutzmassnahmen<br />

Der Elch dürfte bei uns im frühen Mittelalter ausgestorben<br />

sein, wobei die grossflächigen Rodungen und der Jagddruck<br />

eine Rolle gespielt haben dürften. Auch beim Elch zeigt sich<br />

eine Wiederausbreitungstendenz aus seinen Rückzugsgebieten<br />

im Baltikum in Richtung Westen. <strong>Die</strong> nächsten<br />

Elchvorkommen finden sich im östlichen Bayern ca. 350 Kilometer<br />

von <strong>Liechtenstein</strong> entfernt.<br />

Mario F. Broggi<br />

177<br />

Abb. 213 Der Elch weist ein eindrückliches Geweih auf. Wie bei allen<br />

Hirschartigen üblich wird dieses je<strong>des</strong> Jahr erneuert. (Foto: Markus Stähli)

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