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Die Säugetiere des Fürstentums Liechtenstein (Mammalia)

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Verbreitung<br />

Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet <strong>des</strong> Marderhun<strong>des</strong><br />

liegt in Asien und erstreckt sich von Sibirien bis China und<br />

Japan. In der zweiten Hälfte <strong>des</strong> 19. Jahrhunderts und in der<br />

ersten Jahrhunderthälfte <strong>des</strong> 20. Jahrhunderts wurden aus<br />

dem Amur stammende Marderhunde in den europäischen<br />

Republiken der ehemaligen Sowjetunion ausgewildert. Sie<br />

wurden dort auch in Pelztierfarmen gezüchtet. <strong>Die</strong>se Popu -<br />

la tionen entwickelten sich in breiter Front in Richtung<br />

Westen. Es handelt sich also bei ihnen um sog. Neozoen<br />

(griechisch Neutiere). 1951 gab es die ersten Marderhunde<br />

in Rumänien, 1955 in Polen und seit 1960 ist der Marder -<br />

hund zu einem Teil der deutschen Fauna geworden. Er ist inzwischen<br />

auch in Bayern vertreten. 98% aller erlegten Tiere<br />

fallen in den neuen Bun<strong>des</strong>ländern an. In Brandenburg<br />

wurden allein im Jagdjahr 1999/2000 2‘500 Tiere erlegt, im<br />

Jahr 2006 betrug die Zahl der erlegten Marderhunde in der<br />

Bun<strong>des</strong>republik Deutschland bereits über 27‘000 Stück<br />

(Quelle Deutscher Jagschutzverband). In Österreich ist er seit<br />

1954 bekannt, wo er das Wein-, Wald- und Mühlviertel bis<br />

zum Salzkammergut kolonisierte.<br />

Aus der Schweiz werden inzwischen sechs Marderhundvorkommen<br />

gemeldet, der erste im Jahre 1997 bei Leuggern im<br />

Kanton Aargau, weitere Beobachtungen stammen aus der<br />

Ajoie im Kanton Jura, wo ein Marderhund überfahren wur -<br />

de. Am 1. Oktober 2003 wurde ein Marderhund auf der<br />

Göschenenalp in Uri erlegt, weitere Angaben stammen aus<br />

dem Jura und zwei aus dem Kanton Aargau (der vorletzte<br />

vom Klingnauer Stausee) ergänzen diese sehr dispersen<br />

Beobachtungen. In der Neozoen-Publikation <strong>Liechtenstein</strong>s<br />

<strong>des</strong> Jahres 2006 haben wir geschrieben, dass eine Einwanderung<br />

aus Bayern ins Alpenrheintal in den nächsten Jahren<br />

möglich sei (BROGGI 2006). <strong>Die</strong>s bewahrheitete sich inzwi -<br />

schen eher schneller als erwartet. Am 27. April 2009 haben<br />

zwei Balzner Jogger auf den Steigwiesen unterhalb der<br />

St.Luziensteig (Graubünden) unweit der Grenze zu Balzers<br />

einen toten Marderhund gefunden (M. Fasel im Vaterland<br />

vom 6. Juni 2009). Das Tier wurde vermutlich durch einen<br />

Hund gerissen. Es dürfte von Bayern über Vorarlberg eingewandert<br />

sein. In Vorarlberg wurde bereits im Jahre 2001 ein<br />

Marderhund im Rheindelta geschossen (UMG UMWELTBÜRO<br />

GRABHER).<br />

Lebensraum<br />

Der Marderhund ist ein scheuer und nachtaktiver Bewohner<br />

von Wäldern. Er bevorzugt strukturierte Lebensräume im<br />

Flachland, in landwirtschaftlich genutzten Flächen mit Ge -<br />

wäs sern mit schilfbestandenen Ufern. Beim Marderhund<br />

scheint weniger das Klima als die Ausstattung seines Lebensraumes<br />

die Besiedlungsgeschwindigkeit zu beeinflussen.<br />

Gefährdungssituation und Schutzmassnahmen<br />

Nach der Berner Konvention von 1999 soll die Ausbreitung<br />

invasiver Arten streng kontrolliert werden. In <strong>Liechtenstein</strong><br />

unterliegt er noch nicht dem Jagdrecht. Eine Bejagungsnotwendigkeit<br />

wegen erwiesener Schäden aus der Sicht <strong>des</strong><br />

Naturschutzes ist wissenschaftlich noch nicht nachgewiesen.<br />

<strong>Die</strong> heimische Fauna muss sich wohl inskünftig mit ihm wie<br />

mit Fuchs und Dachs arrangieren.<br />

Mario. F. Broggi<br />

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