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Die Säugetiere des Fürstentums Liechtenstein (Mammalia)

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Ordnung Paarhufer (Artiodactyla)<br />

Merkmale<br />

<strong>Die</strong> einheimischen Paarhufer umfassen drei Familien. <strong>Die</strong><br />

spezialisierten Pflanzenfresser der Horn- und Geweihträger<br />

unterscheiden sich dabei von den nichtwiederkäuenden und<br />

wenig spezialisierten Allesfressern, den Wildschweinen. <strong>Die</strong><br />

Horn- und Geweihträger weisen im Oberkiefer keine Schneidezähne<br />

auf und besitzen einen vierteiligen Magen. Deren<br />

Beinmuskulatur ist körpernah angeordnet. Sie haben durch<br />

die stark verlängerten Mittelhand- und Mittelfussknochen<br />

lange, schlanke Beine, was sie zu schnellen Läufern macht<br />

und sie zu rascher Ortsänderung befähigt. Dadurch können<br />

sie relativ gut vor Raubtieren flüchten und schnell zu guten<br />

Nahrungsräumen gelangen. Sie sind in unterschiedlich hohem<br />

Masse klettergewandt und damit auch gut an das Leben<br />

im Gebirge angepasst.<br />

Alle Paarhufer zeichnen sich durch ausserordentlich gute<br />

Riechorgane aus, was sich jeweils durch den mit Nase und<br />

Mund nach vorn verlängerten Schädel zeigt. Alle vier Läufe<br />

(Beine) stehen auf den äussersten Spitzen der 3. und 4. Zehe<br />

(Zehenspitzengänger). <strong>Die</strong> 2. und 5. Zehe ist als sogenannte<br />

Afterklaue ausgebildet. Sie ist deutlich kleiner, rückwärtig erhöht<br />

angelegt und berührt den Boden in der Regel nicht, ausser<br />

bei festem Tritt durch schnelle Flucht oder bei Schweinen<br />

im nassen Untergrund. Bei Schweinen sind die Mittelhandknochen<br />

noch getrennt, bei Hirschen und Hornträgern sind<br />

sie zu einem festen Knochen verwachsen. <strong>Die</strong> erste Zehe ist<br />

bei allen Paarhufern im Laufe der Evolution mit den anderen<br />

Hand- oder Fussknochen verwachsen und nicht mehr sichtbar.<br />

Biologie<br />

Paarhufer leben häufig in Sozialverbänden, die je nach Art<br />

unterschiedlich aufgebaut sein können. Ausserhalb der<br />

Paarungszeit leben junge männliche Tiere oft in gleich -<br />

geschlechtlichen Gruppen, während alte Männchen Einzelgänger<br />

sein können. Männchen sind sowohl bei den Wiederkäuern<br />

als auch bei den Echten Schweinen bedeutend<br />

grösser, kräftiger, und schwerer gebaut als weibliche Tiere.<br />

Wiederkäuende Paarhufer gebären in der Regel nur ein bis<br />

zwei Jungtiere pro Jahr. <strong>Die</strong>se sind jedoch auf Grund der<br />

langen Tragzeit weitentwickelt und daher Nestflüchter, die<br />

schon nach wenigen Stunden laufen können. Schweine<br />

haben mit vier bis acht Jungen mehr Nachwuchs.<br />

Alle Paarhufer, mit Ausnahme der Echten Schweine, sind<br />

Wiederkäuer und besitzen spezialisierte vierkammerige<br />

Mägen und einen verlängerten Darm. <strong>Die</strong>se Anpassungen<br />

bieten den Vorteil, dass die schwer verdauliche zellulosehaltige<br />

Pflanzennahrung besser aufgeschlossen wird.<br />

Zahlreiche Feinde wie Fuchs, Wolf, Luchs, Bär, und Stein -<br />

adler stellen den Paarhufern nach. Der Gehörsinn und der<br />

Geruchsinn ist bei allen Arten hervorragend ausgeprägt. <strong>Die</strong><br />

vor allem auf Bewegungen empfindlich reagierenden<br />

Augen befinden sich seitlich am Kopf, um eine nahezu<br />

Rundumsicht zu gewährleisten.<br />

Familien<br />

Echte Schweine (Suidae)<br />

<strong>Die</strong> Schweine sind stämmig gebaut und gehen auf relativ<br />

kurzen, kräftigen Beinen. Sie sind Paarhufer, Allesfresser,<br />

aber keine Wiederkäuer. <strong>Die</strong> langen Eckzähne sind bei unserem<br />

einzigen Vertreter, dem Wildschwein, als Waffen und<br />

Grabwerkzeuge ausgebildet. Im FL: 1 Art<br />

Hirsche (Cervidae)<br />

Bei den Hirschartigen tragen, mit Ausnahme <strong>des</strong> Rentieres<br />

nur die Männchen Geweihe auf einem Knochenfortsatz am<br />

Scheitelpunkt <strong>des</strong> Schädels (Stirnzapfen). Beim Hirsch- oder<br />

Rehgeweih handelt es sich um totes Knochenmaterial, das<br />

mehrfach verzweigt ist und jährlich abgeworfen und neu<br />

gebildet wird. Nur während <strong>des</strong> jährlichen Wachstums sind<br />

die Geweihe durchblutet und mit Nervenbahnen versehen.<br />

Den Knochen umgibt eine schützende, behaarte Haut (Bast).<br />

<strong>Die</strong>ser vertrocknet nach Erreichen <strong>des</strong> Wachstumsendstadiums<br />

und wird abgestreift. Geweihe entspringen aus dem<br />

Knochenskelett. <strong>Die</strong> Anzahl der Geweihsprossen ist nicht mit<br />

dem Alter <strong>des</strong> Tieres gleich zu setzen. Im FL: 3 Arten (davon<br />

eine ausgestorben)<br />

Hornträger (Bovidae)<br />

Weibchen und Männchen der Boviden tragen Stirnwaffen.<br />

<strong>Die</strong> Hörner der Boviden sind je nach Tierart mehr oder weniger<br />

gekrümmt, nie verzweigt, bestehen aus Hornmaterial,<br />

entstammen aus der Haut und sitzen auf einem durchbluteten<br />

Knochenzapfen am Scheitel <strong>des</strong> Schädels. Hörner werden<br />

nicht abgeworfen und wachsen je<strong>des</strong> Jahr ein Stück<br />

weiter, wobei der Wachstumsstillstand im Winter einen<br />

sichtbaren Jahrring bildet, der die genaue Altersansprache<br />

erlaubt. Im FL: 4 Arten (davon zwei ausgestorben)<br />

Abb. 200 Rothirsch. (Foto: Markus Stähli)<br />

Michael Fasel

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