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Die Säugetiere des Fürstentums Liechtenstein (Mammalia)

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Es klang wie Jägerlatein als Mitte Februar 1977 im Eschner -<br />

riet in <strong>Liechtenstein</strong> erstmals ein Waschbär erlegt wurde<br />

(<strong>Liechtenstein</strong>er Vaterland vom 18. Februar 1977, Volksblatt<br />

19. Februar 1977). Am 29. Februar <strong>des</strong> gleichen Jahres wurde<br />

erneut ein Waschbär oberhalb von Eschen geschossen<br />

(<strong>Liechtenstein</strong>er Vaterland 1. März 1977). Ein Foto im Liech -<br />

ten steiner Vaterland vom 9. März 1977 zeigte die erfolgreichen<br />

Schützen Josef Goop aus Schellenberg und Franz<br />

Oehri aus Mauren. Im Winter 1980/81 wird von einem<br />

Waschbär im Villenviertel von Vaduz berichtet. Am 28. Juni<br />

1985 soll gemäss Aussage <strong>des</strong> örtlichen Jagdaufsehers und<br />

eines Grenzwärters im Ruggeller Riet ein Waschbär gesehen<br />

worden sein. Anfangs November 1988 wird schliesslich erstmals<br />

auf der St.Galler Seite ein Waschbär überfahren<br />

(Werdenberger und Obertoggenburger vom 3. November<br />

1988). Unter dem Drei Schwestern-Massiv wurde gemäss Angaben<br />

der Vorarlberger Zeitschrift Jagd und Fischerei vom<br />

Mai/Juni 1991 auf der grenznahen Alp Saroja ein Rauhaar -<br />

dackel in einen Kampf mit einem Waschbären verwickelt.<br />

Mit einem Knüppelhieb <strong>des</strong> Jägers wurde das Tier erschlagen,<br />

welches sich als Waschbär entpuppte. Der bisher<br />

letzte Nachweis gelang am 21. Oktober 2001 in Balzers. Dem<br />

Balzner Jagdaufseher Hans-Peter Frick war ein Waschbär in<br />

eine Kastenfalle (Lebendfalle) geraten. An diesem Standort<br />

soll dann noch ein zweites Tier gesehen worden sein. Der<br />

gefangene Waschbär wurde eingeschläfert und ist nun als<br />

Beleg in die Naturkundliche Sammlung <strong>Liechtenstein</strong>s integriert<br />

(NIEDERKLOPFER 2002).<br />

Lebensraum<br />

Von verstädterten Tieren abgesehen – in der Stadt Kassel<br />

sollen ungefähr 100 Waschbären pro Quadratkilometer vorkommen,<br />

was zehnmal so viel ist, wie natürlicherweise im<br />

Waldareal nachgewiesen wird – sind gewässerreiche Mischund<br />

Laubwälder der bevorzugte Lebensraum <strong>des</strong> Waschbären.<br />

Hier findet er geeigneten Unterschlupf, Waschbären<br />

sind zudem gute Schwimmer.<br />

Gefährdungssituation und Schutzmassnahmen<br />

Viele Förster und Jäger sind der Meinung, dass die als unkontrolliert<br />

bezeichnete Ausbreitung negative Auswirk un -<br />

gen auf das Ökosystem habe. Es wird von Verdrängung heimischer<br />

Raubtiere und von Beeinträchtigung geschützter<br />

Vogelarten gesprochen. Dem wird nach langjährigen Untersuchungen<br />

(HOHMANN et al. 2001) widersprochen. Eine starke<br />

Bejagung in geeigneten Lebensräumen erhöhe zudem ihre<br />

Fortpflanzungsraten bzw. lasse Einwanderungen aus der<br />

Umgebung zu. <strong>Die</strong> Waschbären sind dem <strong>Liechtenstein</strong>er<br />

Jagdrecht unterstellt und vom 1. Juni bis 28. Februar jagdbar.<br />

Eine Bejagung kann somit erfolgen, ein Jagderfolg wird<br />

wohl eher zufällig bleiben.<br />

Mario F. Broggi<br />

Marderhund (Nyctereutes procynoi<strong>des</strong>)<br />

Ordnung: Raubtiere (Carnivora)<br />

Familie: Wildhunde (Canidae)<br />

Merkmale<br />

Foto: Biopix JC Schou<br />

Der Marderhund wird auch Enok oder Waschbärhund genannt,<br />

da er mit seinen kurzen Beinen, dem dichten langen<br />

Haarkleid und der schwarz-weissen Gesichtsmaske dem<br />

Waschbären ähnelt. Er besitzt jedoch nicht die für Waschbären<br />

typische schwarze Schwanzbinde. Ein dunkles<br />

Schulterband zieht sich bis zu den Vorderläufen. Das Gesicht<br />

ist weisslich-grau mit grossen schwarzen Augenringen. Der<br />

Marderhund ist in seiner Gestalt bei einer Mischform aus<br />

Marder und Hund anzusiedeln. <strong>Die</strong> Kopfrumpflänge beträgt<br />

50-65 cm, bis zur Schulter steht ein Marderhund 20-30 cm<br />

hoch und sein Gewicht beträgt 8 bis 9 kg.<br />

Biologie<br />

<strong>Die</strong> Ranzzeit liegt im Februar/März und die Welpen kommen<br />

nach einer Tragzeit von 60-64 Tagen im April/Mai zur Welt.<br />

Seine Wurfrate ist mit sechs bis sieben Jungen relativ hoch<br />

und gehört zur Überlebensstrategie in seiner östlichen Heimat,<br />

wo er Feinde hat. <strong>Die</strong> Welpen sind in den ersten zehn<br />

Tagen blind. Sie verlassen nach ca. zwei bis drei Wochen den<br />

Bau und nach acht bis zehn Monaten sind sie geschlechtsreif.<br />

<strong>Die</strong> Neigung zum eigenen Graben von Bauen ist gering,<br />

gerne werden Dachsbauten genutzt, aber auch Reisighaufen<br />

und Schilf werden angenommen. Der Marderhund ist ein<br />

Allesfresser und eher Sammler als Räuber. Er nutzt Nage -<br />

tiere, Amphibien, Insekten, Fische, Eier von Bodenbrütern,<br />

Aas, aber auch einen hohen Anteil pflanzlicher Stoffe (Mais,<br />

Obst, Pilze, Beeren). Er kann sich auf Müll spezialisieren, ist<br />

aber wenig klettertauglich. Feinde – wie Luchs, Bär und Wolf<br />

- hat er im westlichen Europa praktisch keine. Der<br />

Marderhund ist monogam und bleibt als Paar zusammen.<br />

Als einziger Vertreter der Hunde halten Marderhunde eine<br />

Winterruhe, aber wohl keinen eigentlichen Winterschlaf,<br />

wobei er nur gelegentlich im Winter den Bau verlässt.

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