GesteinsPerspektiven 02/18
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MACH MAL WAS<br />
Exklusives Penthouse<br />
SUCHT<br />
fliegende Bewohner<br />
GLEICH GEHT’S LOS: Martin Keller (l.) und Olaf Oczko bauen dem Eulenvogel eine alternative Brutstätte in 40 m Höhe und legen<br />
zusätzlich noch eine weitere Alternative an.<br />
Uhus nisten gerne in Felswänden und Nischen. Steinbrüche gehören inzwischen<br />
zu ihren Favoriten. Auch in den Neuhausener Steinbruch der Firma<br />
Storz hatte es im Vorjahr ein Uhu-Pärchen gelockt. Hoch oben in einer<br />
Kalkstein-Wand nisteten sie – dummerweise allerdings in einem Bereich,<br />
der bald zur Gewinnung ansteht. So haben Firmenmitarbeiter und Naturschützer<br />
zwei komfortable Alternativen geschaffen.<br />
KEINE GUTE WAHL: Der alte Uhu-Nistplatz<br />
lag ungünstig. Susanne Gräfin Kesselstatt<br />
ließ deshalb zwei komfortable Alternativen<br />
anlegen.<br />
„Wenn unsere Uhus diese Plätze nicht annehmen,<br />
bin ich ihnen persönlich böse …“<br />
Martin Kellers Stimme hört sich etwas<br />
krächzend an im Funkgerät, aber das ist ja<br />
auch kein Wunder. Der Leiter des Storz-<br />
Schotterwerks Neuhausen ob Eck hängt in<br />
40 m Höhe im Korb eines Mobilkranes, dessen<br />
Ausleger bis zum Anschlag ausgefahren<br />
ist. Zusammen mit Olaf Oczko, Vogelschützer<br />
und Experte für Uhus, schlägt<br />
Keller oben in die Kalksteinwand einen<br />
neuen Nistplatz für die Eulenvögel, die diesen<br />
Steinbruch zu ihrem Zuhause gewählt<br />
haben. Die künstliche Höhle ist deutlich<br />
geschützter vor Wind und Wetter als der<br />
bisherige Nistplatz, und sollte sie nicht gefallen,<br />
gibt es noch eine zweite Alternative.<br />
Kellers Funkspruch lässt die „Bodenmannschaft“<br />
schmunzeln, denn er bedeutet: Die<br />
beiden da oben im Korb haben es geschafft.<br />
„Wir freuen uns natürlich sehr über unsere<br />
neuen Steinbruchbewohner“, sagt<br />
Susanne Gräfin Kesselstatt, geschäftsführende<br />
Gesellschafterin von J. Friedrich<br />
Storz Baustoffe. „Das zeigt, dass sich Gesteinsgewinnung<br />
und Natur durchaus vertragen.<br />
Allerdings hat sich dieses Pärchen<br />
bislang einen ziemlich unpassenden Ort<br />
zum Nisten ausgewählt.“ Tatsächlich lag<br />
der selbst gewählte Brutplatz auf einem<br />
wenig witterungsgeschützten Felsvorsprung<br />
in unmittelbarer Nähe der Brechanlagen,<br />
wo reger Schwerlastverkehr<br />
herrscht. Nicht gut für die Familienplanung,<br />
aber auch nicht für den Gewinnungsfortschritt,<br />
der als Nächstes diese<br />
Felswand anpeilt.<br />
Neben der Firmenchefin stehen Johannes<br />
Luippold vom Baurechts- und Umweltamt<br />
des Landkreises Tuttlingen, sowie<br />
Manfred Boll, ehrenamtlicher Kreis-Naturschutzbeauftragter.<br />
Sie beraten das Unternehmen<br />
bei der Anlage der neuen Nistplätze.<br />
„Erstaunlich, wie gut sich solche<br />
Tiere mit einem Industriebetrieb arrangieren“,<br />
sagt Boll. „Es ist erfreulich, dass sich<br />
die Uhu-Populationen wieder positiv entwickeln.<br />
Und dabei spielen Abbaustätten<br />
eine wichtige Rolle.“<br />
GESTEINS PERSPEKTIVEN 2/20<strong>18</strong>