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Perspektiven2018Stahl

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Exkurs:<br />

Europäische Zentralbank - Zwischen „Pro“ 1) und „Contra“ 2)<br />

Die Europäische Zentralbank wurde 1998 als gemeinsame Währungsbehörde der Europäischen Währungsunion gegründet<br />

und hat ihren Sitz in Frankfurt. Präsident ist seit 1. November 2011 der Italiener Mario Draghi. Zu den wichtigsten Aufgaben<br />

gehören die Regulierung der Geldmenge und die Überwachung des europäischen Bankensystems. Ihr Ziel ist es, große<br />

Schwankungen des Geldwertes zu verhindern und das Preisniveau in der Eurozone stabil zuhalten. Ihr wichtigster<br />

Steuerungsmechanismus ist dabei der Leitzins, der bestimmt, zu welchem Zinssatz die nationalen Geschäftsbanken Geld<br />

leihen können. Weitere wichtige Steuerungsinstrumente sind die Festlegung der Mindestreserve und die Intervention am<br />

Devisenmarkt.<br />

Die europäische Zentralbank hat auf ihrer 1. Sitzung in 2018 (25. Januar) an ihrer ultralockeren Geldpolitik<br />

festgehalten. Der Leitzins wurde weiterhin auf dem Rekordtief von 0,00% belassen; der Strafzins, den<br />

Banken zahlen müssen, wenn sie Geld über Nacht bei der EZB parken, bleibt bei minus 0,4 Prozent. Das<br />

Wertpapierprogramm, das inzwischen auf 2,3 Billionen Euro angewachsen ist, wird durch Käufe von Staatsund<br />

Unternehmensanleihen noch bis September ds. J. fortgesetzt und dürfte ein Niveau von rd. 2,55<br />

Billionen Euro erreichen.<br />

Nach wie vor versucht die EZB mit Blick auf die Krisenländer in Südeuropa, die expansive Geldpolitik<br />

fortzusetzen. Mit dem vor allem in Deutschland umstrittenen ultralockeren Verhalten versucht die Notenbank<br />

seit Jahren, Konjunktur und Inflation europaweit anzuschieben. Eine Verlängerung des Ankaufprogramms im<br />

Notfall bleibt sogar denkbar, falls sich die Inflation dem Zielwert der EZB von knapp zwei Prozent nicht<br />

nachhaltig annähert.<br />

Die Stimmung im Rat der Europäischen Zentralbank hat sich jedoch in jüngster Zeit zuungunsten der Befürworter<br />

der weiterhin expansiven Geldpolitik der EZB gewandelt; es wird damit gerechnet, dass die Gegner<br />

bis zum Ende der Amtszeit des EZB-Präsidenten (Okt. 2019) mehr und mehr die Oberhand gewinnen, zumal<br />

sich die EZB schon länger schwer tut, überhaupt ausreichend Anleihen zu erwerben, um die eigenen<br />

Kaufregeln zu erfüllen. Insofern deutet manches darauf hin, dass die EZB nicht umhinkommen wird, die<br />

Geldpolitik zu straffen.<br />

1)<br />

Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank EZB), u.a. Befürworter der expansiven Geldpolitik der EZB<br />

2)<br />

Jens Weidemann, Präsident der Deutschen Bundesbank, u.a. Kritiker der in 12/ 2017 beschlossenen Verlängerung des Anleihekäufe durch die EZB<br />

Kurz- und mittelfristige Perspektiven für das Stahlgeschäft | Seite 9

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