17.05.2018 Aufrufe

Nachhaltig bauen: Themen, Trends und Tipps

Explodierende Immobilienpreise in der Stadt und ein immenser Ressourcenverbrauch im Bausektor: Längst ist das Wohnen zu einer sozialen und ökologischen Frage geworden. Hier sind nachhaltige Lösungen aus Politik und Wirtschaft gefragt. Aber auch der Einzelne kann seine Art zu Wohnen verantwortungsvoll gestalten. Wie, das zeigt das neue UmweltDialog-Magazin „Trautes Heim, Glück allein? So können wir nachhaltig bauen und wohnen“.

Explodierende Immobilienpreise in der Stadt und ein immenser Ressourcenverbrauch im Bausektor: Längst ist das Wohnen zu einer sozialen und ökologischen Frage geworden. Hier sind nachhaltige Lösungen aus Politik und Wirtschaft gefragt. Aber auch der Einzelne kann seine Art zu Wohnen verantwortungsvoll gestalten. Wie, das zeigt das neue UmweltDialog-Magazin „Trautes Heim, Glück allein? So können wir nachhaltig bauen und wohnen“.

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Bauen <strong>und</strong> Wohnen<br />

Der Nutzer kann – wenn er nicht<br />

zufällig selbst vom Fach ist –<br />

die komplexen Anforderungen<br />

<strong>und</strong> Entstehungsprozesse kaum<br />

bewerten. Genauso wenig, wie<br />

ich den Vitamingehalt eines<br />

Orangensafts in meiner Küche<br />

prüfen kann <strong>und</strong> deshalb auf das<br />

entsprechende Zertifikat sehe.<br />

Genau hier liegt die Funktion<br />

von Zertifikaten <strong>und</strong> der Gr<strong>und</strong><br />

dafür, dass sie immer<br />

wichtiger werden.<br />

Umweltauswirkungen durch Baustellenaktivitäten<br />

oder aber die Berücksichtigung<br />

von Recyclingmöglichkeiten<br />

bei der Entsorgung – nicht erfüllt<br />

werden, ist eine Zertifizierung von<br />

vorne herein ausgeschlossen.<br />

Gebäudezertifizierung in Deutschland<br />

Prof. Alexander Rudolphie,<br />

Präsident DGNB<br />

Deutschland ist im internationalen<br />

Vergleich ein Nachzügler in Sachen<br />

Zertifizierungssysteme. Seit 2009<br />

gibt es hierzulande das Deutsche Gütesiegel<br />

<strong>Nachhaltig</strong>es Bauen (DGNB).<br />

Das System entstand als Gemeinschaftsprojekt<br />

des B<strong>und</strong>esbauministeriums<br />

<strong>und</strong> der Deutschen Gesellschaft<br />

für <strong>Nachhaltig</strong>es Bauen <strong>und</strong> gilt als<br />

eines der umfassendsten Zertifizierungssysteme<br />

weltweit. So bewertet<br />

es eine Vielzahl an ökonomischen,<br />

ökologischen, soziokulturellen, technischen<br />

<strong>und</strong> funktionalen Aspekten.<br />

Nach einer Pilotphase, in der das<br />

System erfolgreich erprobt wurde,<br />

trennten sich die Wege der Partner.<br />

Auf Basis des gemeinsam erarbeiteten<br />

Systems führte das B<strong>und</strong>esbauministerium<br />

ein eigenes Bewertungssystem<br />

fort: das Bewertungssystem <strong>Nachhaltig</strong>es<br />

Bauen für B<strong>und</strong>esbauten<br />

(BNB). Während das DGNB-Zertifikat<br />

von privaten Bauherren angewendet<br />

wird, gilt die BNB-Zertifizierung für<br />

öffentliche B<strong>und</strong>esbauten. Bei beiden<br />

Systemen können am Ende der Zertifizierungsphase<br />

die Qualitätsstandards<br />

Gold, Silber oder Bronze erreicht werden.<br />

Das Qualitätssiegel <strong>Nachhaltig</strong>er<br />

Wohnungsbau (NaWoh) ist ebenfalls<br />

an das DGNB-System angelehnt. Es<br />

ist jedoch kompakter <strong>und</strong> rechnet sich<br />

dadurch auch für typische Anwender<br />

des Wohnungsbaus wie Wohnungsbaugesellschaften<br />

<strong>und</strong> -genossenschaften.<br />

Das NaWoh-Bewertungssystem<br />

wurde in der AG <strong>Nachhaltig</strong>er<br />

Wohnungsbau entwickelt, findet seit<br />

2012 auf freiwilliger Basis Anwendung<br />

<strong>und</strong> ist auf die Bedürfnisse des<br />

Wohnungsneubaus zugeschnitten.<br />

Neben den britischen, US-amerikanischen<br />

<strong>und</strong> deutschen Gebäudezertifizierungssystemen<br />

gibt es viele weitere<br />

Methoden: so etwa das französische<br />

HQE (Haute Qualité Environnementale)<br />

aus dem Jahr 2004, das australische<br />

Green-Star-System, das seit 2003<br />

besonders umweltfre<strong>und</strong>liche Büro<strong>und</strong><br />

Gewerbebauten auszeichnet,<br />

sowie das asiatische Casbee (Comprehensive<br />

Assessment System for<br />

Building Environmental Efficiency),<br />

das 2001 in Japan eingeführt wurde.<br />

Der neue „WELL Building<br />

Standard“<br />

Der WELL Building Standard wurde<br />

vom International WELL Building Institute<br />

entwickelt <strong>und</strong> wird von der Organisation<br />

Green Business Certification<br />

Inc. zertifiziert. Das Besondere: Die<br />

Gebäudezertifizierung berücksichtigt<br />

vornehmlich Gebäudemerkmale, die<br />

einen Einfluss auf die Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong><br />

das Wohlbefinden der Gebäudenutzer<br />

haben. Dazu zählen etwa die Innenraumluftqualität<br />

<strong>und</strong> Akustik, ausreichend<br />

natürliches Tageslicht <strong>und</strong> die<br />

Integration biophiler Designelemente.<br />

Interface, ein Hersteller modularer<br />

Bodenbeläge, hat dazu jetzt den Design<br />

Guide „Positive Räume schaffen –<br />

Mit dem Well Building Standard“ veröffentlicht.<br />

Der Leitfaden richtet sich<br />

an Architekten, Designer <strong>und</strong> Planer<br />

<strong>und</strong> wurde mit dem Ziel entwickelt,<br />

sie bei der Umsetzung des Standards<br />

zu unterstützen. f<br />

Ausgabe 9 | Mai 2018 | Umweltdialog.de<br />

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