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Nachhaltig bauen: Themen, Trends und Tipps

Explodierende Immobilienpreise in der Stadt und ein immenser Ressourcenverbrauch im Bausektor: Längst ist das Wohnen zu einer sozialen und ökologischen Frage geworden. Hier sind nachhaltige Lösungen aus Politik und Wirtschaft gefragt. Aber auch der Einzelne kann seine Art zu Wohnen verantwortungsvoll gestalten. Wie, das zeigt das neue UmweltDialog-Magazin „Trautes Heim, Glück allein? So können wir nachhaltig bauen und wohnen“.

Explodierende Immobilienpreise in der Stadt und ein immenser Ressourcenverbrauch im Bausektor: Längst ist das Wohnen zu einer sozialen und ökologischen Frage geworden. Hier sind nachhaltige Lösungen aus Politik und Wirtschaft gefragt. Aber auch der Einzelne kann seine Art zu Wohnen verantwortungsvoll gestalten. Wie, das zeigt das neue UmweltDialog-Magazin „Trautes Heim, Glück allein? So können wir nachhaltig bauen und wohnen“.

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Bauen <strong>und</strong> Wohnen<br />

der Sharing Economy steckt. Sie beruht<br />

auf dem Prinzip der Schnittstelle.<br />

Über diese Schnittstellen in Form<br />

von Homepages oder Apps werden<br />

Wohnungen, Mitfahrgelegenheiten,<br />

Autos etc. vermittelt. Im Falle von<br />

Airbnb betreibt das Start-up lediglich<br />

die Plattform, über die sich jeder kostenlos<br />

anmelden <strong>und</strong> sein Haus, seine<br />

Wohnung oder einen Teil davon zur<br />

Vermietung anbieten kann.<br />

Kann man Wohnen auslagern?<br />

Wenn es allerdings um das Wohnen<br />

geht, ist die Sache nicht ganz so einfach<br />

wie im Fall von Uber oder Airbnb.<br />

Insbesondere mir als Architekten<br />

stellen sich Fragen, die das gängige<br />

Weltbild von traditioneller Wohnarchitektur<br />

auf den Kopf stellen: Wie<br />

ist es praktisch umsetzbar, in der eigenen<br />

Wohnung keine Küche mehr<br />

zu haben? Wird dann nur ab <strong>und</strong> zu<br />

eine gemeinschaftlich nutzbare Küche<br />

verwendet? Schon diese erste Überlegung<br />

stößt in der Praxis auf erhebliche<br />

Schwierigkeiten. Wenn bestimmte<br />

Wohnbereiche eingespart <strong>und</strong> dazu<br />

aus den eigenen vier Wänden ausgelagert<br />

werden sollen, wird der vorhandene<br />

Wohnraum nicht automatisch<br />

kleiner oder günstiger.<br />

Sprich: Der große Teil des Bestands<br />

an Wohnungen in den Städten ist entsprechend<br />

für solche strukturellen<br />

Veränderungen der Wohnkultur nur<br />

bedingt geeignet. Meiner Überzeugung<br />

nach wird es darum in Zukunft<br />

eine steigende Nachfrage nach neuen<br />

architektonischen Entwürfen geben,<br />

die sich besser für Collaborative<br />

Living eignen. Im Zentrum wird es darum<br />

gehen, die Frage zu beantworten:<br />

Wie sehen solche architektonischen<br />

Modelle aus, die einer Sharing Economy<br />

entgegenkommen?<br />

Inbegriff für Mobilität: Der Container<br />

als Lebens- <strong>und</strong> Wohnraum<br />

Seit den 1920er Jahren gab es immer<br />

wieder Versuche, modulare Bauweisen<br />

zu erproben <strong>und</strong> dafür standardisierte<br />

Bauteile zu entwickeln, die<br />

beliebig je nach Bedarf kombiniert<br />

werden können. Das Prinzip des Teilens<br />

<strong>und</strong> temporären Nutzens ist mit<br />

so einer Vorstellung durchaus kompatibel.<br />

Einer der am erfolgreichsten<br />

standardisierten, modularen Gegenstände<br />

ist der Container.<br />

Der Container ist eine Erfindung der<br />

globalisierten Welt, die seit dem Ausbau<br />

des Eisenbahnschienennetzes<br />

immer mehr zusammenwuchs. Der<br />

Container ist der Inbegriff für Mobilität<br />

<strong>und</strong> Globalisierung. Der internationale<br />

Frachtverkehr machte es im 20.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert notwendig, sich auf einen<br />

standardisierten Transportbehälter zu<br />

verständigen. 1956 wurde erstmals<br />

ein solcher internationaler Standard<br />

für den Frachtverkehr auf LKWs <strong>und</strong><br />

Schiffen festgelegt. Seit den 1970er<br />

Jahren wurden diese Frachtcontainer<br />

für temporäre Nutzungen wie Büroräume,<br />

temporäre Kliniken oder als<br />

Wohnraum genutzt. Vor allem in den<br />

USA fand diese Form des Wohnens<br />

großen Anklang.<br />

Das Wohnen im Container hat seinen<br />

ganz eigenen Reiz. Einer der großen<br />

Vorteile, die diese Wohnform hat,<br />

ist sicher an erster Stelle der Preis.<br />

Schnell <strong>und</strong> kostengünstig lassen sich<br />

Container in Wohnraum verwandeln –<br />

beispielsweise für Studenten. Die Vorstellung<br />

aber, dass im Container nur<br />

billiger Wohnraum entstehen kann,<br />

ist allerdings falsch.<br />

Collaborative Living setzt sich<br />

durch<br />

Die Dezentralisierung des Wohnens<br />

kommt den Gegebenheiten unserer<br />

Gesellschaft entgegen. Die demografische<br />

Entwicklung in den letzten<br />

Jahren hat mehrere <strong>Trends</strong> gezeigt.<br />

Die traditionelle Familie ist – leider<br />

– ein Auslaufmodell. Neben jungen<br />

Menschen leben immer mehr ältere<br />

Menschen allein <strong>und</strong> lassen damit die<br />

Single-Haushalte zur meistverbreiteten<br />

Wohnform werden. Patchwork-Familien<br />

<strong>und</strong> Mehrgenerationen-Haushalte<br />

liegen ebenfalls wieder im<br />

Trend.<br />

Angesichts dieser demografischen<br />

<strong>und</strong> gesellschaftlichen Entwicklung<br />

scheint es nur konsequent zu sein,<br />

dass sich das Collaborative Living als<br />

neuer Megatrend durchsetzen wird.<br />

Die Funktionen, die eine Wohnung<br />

erfüllen muss, lassen sich auf das<br />

Wesentliche reduzieren, wenn es eine<br />

entsprechende Ausweichmöglichkeit<br />

gibt, die dazu noch einen Mehrwert<br />

hat. Für ältere Menschen können<br />

Gemeinschaftsküchen <strong>und</strong> gemeinsam<br />

benutzte Esszimmer insbesondere<br />

deswegen interessant sein, weil<br />

sie zugleich als Orte der Begegnung<br />

dienen. >><br />

Ausgabe 9 | Mai 2018 | Umweltdialog.de<br />

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