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Nachhaltig bauen: Themen, Trends und Tipps

Explodierende Immobilienpreise in der Stadt und ein immenser Ressourcenverbrauch im Bausektor: Längst ist das Wohnen zu einer sozialen und ökologischen Frage geworden. Hier sind nachhaltige Lösungen aus Politik und Wirtschaft gefragt. Aber auch der Einzelne kann seine Art zu Wohnen verantwortungsvoll gestalten. Wie, das zeigt das neue UmweltDialog-Magazin „Trautes Heim, Glück allein? So können wir nachhaltig bauen und wohnen“.

Explodierende Immobilienpreise in der Stadt und ein immenser Ressourcenverbrauch im Bausektor: Längst ist das Wohnen zu einer sozialen und ökologischen Frage geworden. Hier sind nachhaltige Lösungen aus Politik und Wirtschaft gefragt. Aber auch der Einzelne kann seine Art zu Wohnen verantwortungsvoll gestalten. Wie, das zeigt das neue UmweltDialog-Magazin „Trautes Heim, Glück allein? So können wir nachhaltig bauen und wohnen“.

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Bauen <strong>und</strong> Wohnen<br />

ein weiter Weg, weil die Wiederverwertung<br />

von Bauschutt aufwendig<br />

<strong>und</strong> teuer ist. Das Problem: Wenige<br />

denken beim Bauen das Recycling mit<br />

<strong>und</strong> verwenden die Materialien so,<br />

dass sie im Nachhinein nur schwer<br />

voneinander zu trennen sind.<br />

Wenn also das Baustoffrecycling noch<br />

nicht die benötigte Menge an einsetzbaren<br />

Materialien liefert, müssen Alternativen<br />

her, um künftig genügend<br />

Wohnungen <strong>und</strong> Häuser <strong>bauen</strong> zu<br />

können. Und das im großen Stil. Wie<br />

das funktionieren kann, zeigen die<br />

Fortschritte beim Bau von Holzhäusern.<br />

Hier hat sich jüngst ein richtiger<br />

Wettbewerb der Superlative entwickelt,<br />

bei dem mehrere Bauherren<br />

versprechen, das jeweils höchste Gebäude<br />

ihrer Art zu errichten.<br />

Ein Beispiel dafür ist das Wohngebäude<br />

Skaio, das bis 2019 in Heilbronn<br />

fertiggestellt wird. Es besteht aus<br />

insgesamt zehn Geschossen <strong>und</strong> soll<br />

Platz für 60 Mietwohnungen bieten.<br />

Nach Angaben der ausführenden Firma<br />

Züblin Timber ist es mit 34 Metern<br />

Höhe das erste Holzhochhaus<br />

Deutschlands. Das Gebäude wird in<br />

einer sogenannten Holz-Hybrid-Bauweise<br />

errichtet: Wände <strong>und</strong> Decken<br />

sind dabei aus Holz <strong>und</strong> werden den<br />

überwiegenden Teil der Konstruktion<br />

ausmachen. Ganz ohne Beton kommt<br />

die Hybrid-Konstruktion aber nicht<br />

aus. Sockelgeschoss <strong>und</strong> Treppenhaus<br />

bestehen jeweils aus Stahlbeton. Das<br />

verlangt das deutsche Baurecht aus<br />

Brandschutzgründen.<br />

Ein großer Vorteil der Holzbauweise<br />

ist die vergleichsweise kurze Bauzeit;<br />

die Holzbauteile werden weitgehend<br />

vorgefertigt <strong>und</strong> vor Ort lediglich<br />

montiert. „Wir <strong>bauen</strong> ein Stockwerk<br />

pro Woche“, sagt Markus Brandl,<br />

Projektleiter bei Züblin Timber. Die<br />

Stützen der beiden Neubauten bestehen<br />

aus Brettschichtholz. Für die<br />

Holzwände <strong>und</strong> -decken verwendet<br />

das Unternehmen ausschließlich Fichtenholz<br />

– überwiegend aus deutschen<br />

Wäldern <strong>und</strong> durchweg versehen mit<br />

PEFC-Zertifikat, dem Siegel für nachhaltige<br />

Forstwirtschaft.<br />

Baumaterialien aus nachwachsenden<br />

Rohstoffen haben den Vorteil, dass<br />

die Produktion relativ wenig Energie<br />

benötigt. Stammen sie darüber hinaus<br />

aus der Region, ist auch ihr Transport<br />

energie- <strong>und</strong> emissionsarm. Neben<br />

Holz testen Wissenschaftler noch weitere<br />

nachwachsende Materialien wie<br />

Hanf, Stroh, Schafwolle oder Seegras,<br />

die künftig beim Bauen vermehrt Einsatz<br />

finden können. Hier allerdings in<br />

erster Linie als Dämmstoffe.<br />

Wenn das mal nicht aufweicht<br />

Auch Häuser aus Altpapier sind möglich,<br />

wie die Schweizer Firma Ecocell<br />

mit ihrem Bausystem zeigt. Sowohl<br />

feuer- als auch wasserresistent, besteht<br />

der Kern aus einer Wabenstruktur<br />

aus 100 Prozent Recyclingpapier<br />

mit einer hauchdünnen Schicht aus<br />

Zement. Im Sandwichverb<strong>und</strong> mit<br />

Holz ergibt die Betonwabe die erste<br />

statisch belastbare Isolation <strong>und</strong> zugleich<br />

tragende Hauswand in einem –<br />

ohne dabei auf die üblichen Baumittel<br />

wie Beton, Kies oder Sand zurückgreifen<br />

zu müssen.<br />

Gebaut wird mit fertigen Wandelementen,<br />

auch Baukastenprinzip genannt.<br />

Dies macht den Aufbau nicht<br />

nur schnell, sondern auch preiswert.<br />

Die Wandelemente werden nach dem<br />

Nut- oder auch Federprinzip verb<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> sind somit wieder lösbar. Ein<br />

weiterer Vorteil: die Häuser sind erdbebensicher.<br />

So können die Bausätze<br />

in Containern verschickt <strong>und</strong> für die<br />

Katastrophenhilfe in anderen Ländern<br />

eingesetzt werden. Auch der Hausbau<br />

hierzulande für Flüchtlingsunterkünfte<br />

könnte so vereinfacht <strong>und</strong> vorangetrieben<br />

werden. f<br />

(H)ausgedruckt<br />

Ohne Bagger, Bauschutt <strong>und</strong><br />

Gerüst – Häuser könnten in<br />

Zukunft einfach <strong>und</strong> schnell mit<br />

einem 3-D-Drucker entstehen.<br />

Das klingt unglaublich, ist aber<br />

Realität. Ein Vorzeigeobjekt<br />

dafür ist die chinesische Stadt<br />

Suzhou in der Nähe von Shanghai.<br />

Die Stadt hat mehr als zehn<br />

Millionen Einwohner – <strong>und</strong> einen<br />

enormen Engpass an Wohnfläche.<br />

Auf einem Industriegelände<br />

der Millionenstadt steht<br />

seit 2015 ein Prototyp für ein<br />

ausgedrucktes Haus. Mit einem<br />

selbst entwickelten 3-D-Drucker<br />

setzte das Bauunternehmen<br />

Winsu die einzelnen Elemente zu<br />

1.100 Quadratmetern Wohnfläche<br />

auf zwei Stockwerken<br />

zusammen. Insgesamt soll das<br />

nur zwei Tage gedauert haben.<br />

Die Häuser werden schichtweise<br />

ausgedruckt <strong>und</strong> als einzelne<br />

Elemente auf herkömmliche<br />

Stahlträger gesetzt <strong>und</strong> dann<br />

zusammengefügt. Dabei wird<br />

kein Baustoff verschwendet. Die<br />

Wände sind hohl <strong>und</strong> bestehen<br />

aus Rohstoffresten <strong>und</strong> Bauabfällen.<br />

Für den Bau verwendet<br />

Winsu ausschließlich recycelten<br />

Beton.<br />

Ausgabe 9 | Mai 2018 | Umweltdialog.de<br />

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