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Nachhaltig bauen: Themen, Trends und Tipps

Explodierende Immobilienpreise in der Stadt und ein immenser Ressourcenverbrauch im Bausektor: Längst ist das Wohnen zu einer sozialen und ökologischen Frage geworden. Hier sind nachhaltige Lösungen aus Politik und Wirtschaft gefragt. Aber auch der Einzelne kann seine Art zu Wohnen verantwortungsvoll gestalten. Wie, das zeigt das neue UmweltDialog-Magazin „Trautes Heim, Glück allein? So können wir nachhaltig bauen und wohnen“.

Explodierende Immobilienpreise in der Stadt und ein immenser Ressourcenverbrauch im Bausektor: Längst ist das Wohnen zu einer sozialen und ökologischen Frage geworden. Hier sind nachhaltige Lösungen aus Politik und Wirtschaft gefragt. Aber auch der Einzelne kann seine Art zu Wohnen verantwortungsvoll gestalten. Wie, das zeigt das neue UmweltDialog-Magazin „Trautes Heim, Glück allein? So können wir nachhaltig bauen und wohnen“.

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Bauen <strong>und</strong> Wohnen<br />

ben. Diese Merkmale erklären, warum<br />

sich heute das Wohnen in einer Wohnung<br />

mit hierarchisch-funktionell angeordneten<br />

Räumen – Wohnzimmer,<br />

Schlafzimmer, Kinderzimmer, Küche,<br />

Bad, Flur – als „Wohnleitbild“ stark<br />

verfestigt hat.<br />

Zu den idealtypischen Kennzeichen<br />

zählen:<br />

f Trennung von Arbeiten <strong>und</strong> Wohnen:<br />

Wohnen als Ort der „Nichtarbeit"<br />

f Begrenzung von Personen: Wohnen<br />

als Lebensform der Kleinfamilie<br />

f Auseinandertreten von Öffentlichkeit<br />

<strong>und</strong> Privatheit – Wohnen als Ort der<br />

Intimität<br />

f Entstehung des Wohnungsmarkts –<br />

Wohnung als Ware<br />

f Einfluss technischer Entwicklungen<br />

– Wohnen als Ort der Technisierung<br />

Postmoderne Transformation der<br />

Lebensverhältnisse<br />

Waren Sozialer Wohnungsbau <strong>und</strong><br />

technische Normierungen kennzeichnend<br />

für die Entwicklungen in der<br />

zweiten Hälfte des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts,<br />

wandelt sich das Wohnen heute vor allem<br />

durch die postmoderne Transformation<br />

aller Lebensverhältnisse, insbesondere<br />

durch Individualisierung,<br />

Alterung sowie Entgrenzung <strong>und</strong> Subjektivierung<br />

der Erwerbsarbeit.<br />

Individualisierung<br />

Individualisierung meint einen mit<br />

der Industrialisierung <strong>und</strong> Modernisierung<br />

der westlichen Gesellschaften<br />

einhergehenden Übergangsprozess<br />

des Individuums von der Fremd- zur<br />

Selbstbestimmung. In der gegenwärtigen<br />

postmodernen Gesellschaft prägt<br />

eine qualitativ neue Radikalität diesen<br />

Prozess. Gesellschaftliche Gr<strong>und</strong>muster,<br />

wie die klassische Kernfamilie,<br />

zerfallen. Der zunehmende Zwang<br />

zur reflexiven Lebensführung bewirkt<br />

die Pluralisierung von Lebensstilen,<br />

<strong>und</strong> Identitäts- <strong>und</strong> Sinnfindung werden<br />

zur individuellen Leistung. Für<br />

das Wohnen relevant ist dabei vor<br />

allem die Singularisierung als freiwillige<br />

oder unfreiwillige Form des<br />

Alleinwohnens <strong>und</strong> der Schrumpfung<br />

der Haushaltsgrößen. Gerade die mit<br />

dem Alleinwohnen verb<strong>und</strong>enen<br />

Verhaltensweisen <strong>und</strong> Bedürfnisse<br />

verändern die Infrastruktur in den<br />

Innenstädten: Außerhäusliche Einrichtungen<br />

wie Cafés <strong>und</strong> Imbissmöglichkeiten<br />

bestimmen zunehmend die<br />

öffentlich sichtbare Infrastruktur in<br />

den Stadtteilen. Dies gilt gleichermaßen<br />

für Angebote von Dienstleistungen<br />

<strong>und</strong> Kommunikation aller Art.<br />

Alterung<br />

Ein immer größerer Anteil von Menschen<br />

wohnt im Alter allein. Dies betrifft<br />

insbesondere Frauen, die in Privatwohnungen<br />

leben, resultierend aus<br />

der nach wie vor längeren Lebenserwartung<br />

von Frauen <strong>und</strong> dem immer<br />

stärker <strong>und</strong> besser zu realisierenden<br />

Wunsch, länger in den eigenen vier<br />

Wänden zu bleiben. Vor allem aber<br />

bleiben „die Alten“ auch länger „jung“,<br />

aktiv <strong>und</strong> vital. Traditionelle Altenheime<br />

entsprechen nicht dem vorherrschenden<br />

Wunsch nach Erhaltung der<br />

gewohnten, selbstständigen Lebensführung.<br />

Neue Modelle sind hier etwa<br />

die Alten-Wohngemeinschaft <strong>und</strong> das<br />

Mehrgenerationenhaus.<br />

Entgrenzung <strong>und</strong> Subjektivierung<br />

der Arbeit<br />

Besonders einschneidend <strong>und</strong> für<br />

Stadtentwicklung <strong>und</strong> Veränderung<br />

der Ansprüche an das Wohnen besonders<br />

relevant ist die zeitliche Entgrenzung<br />

von Arbeit. Arbeitszeiten<br />

sind immer weniger an Tages- <strong>und</strong><br />

Nachtzeiten geb<strong>und</strong>en, wie beispielsweise<br />

bei der Schichtarbeit. Diese<br />

zeitliche Entgrenzung wird flankiert<br />

durch die räumliche: Flexible Arbeitsmodelle<br />

wie das Arbeiten am heimischen<br />

Schreibtisch oder außerhalb<br />

des Büros werden immer mehr zum<br />

Normalfall der Erwerbstätigkeit. Für<br />

die Lebensverhältnisse dramatisch ist<br />

vor allem die rechtliche Entgrenzung<br />

von Arbeit. Hier wird auch von Deregulierung<br />

gesprochen. Indikatoren<br />

für diese Wertung sind das vermehrte<br />

Aufkommen von Zeit- <strong>und</strong> Leiharbeit,<br />

von befristeten Verträgen <strong>und</strong> einem<br />

verringerten Kündigungsschutz.<br />

Von „Subjektivierung“ wird gesprochen,<br />

weil die Forschung eine Intensivierung<br />

von „individuellen“, das heißt<br />

persönlich involvierten Wechselverhältnissen<br />

zwischen Mensch <strong>und</strong><br />

Betrieb beziehungsweise betrieblich<br />

organisierten Arbeitsprozessen konstatiert.<br />

Gemeinsam ist diesen Entwicklungen,<br />

dass Entgrenzung <strong>und</strong><br />

Subjektivierung die systematische<br />

Ausdünnung zur Folge hat. So sind<br />

beispielsweise Tarifverträge für immer<br />

weniger Erwerbstätige relevant,<br />

immer mehr arbeiten in temporären<br />

Arbeitsverhältnissen, in Praktika oder<br />

in Projekten. Des Weiteren bedeuten<br />

Entgrenzung <strong>und</strong> Subjektivierung<br />

52 Ausgabe 9 | Mai 2018 | Umweltdialog.de

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