17.05.2018 Aufrufe

Nachhaltig bauen: Themen, Trends und Tipps

Explodierende Immobilienpreise in der Stadt und ein immenser Ressourcenverbrauch im Bausektor: Längst ist das Wohnen zu einer sozialen und ökologischen Frage geworden. Hier sind nachhaltige Lösungen aus Politik und Wirtschaft gefragt. Aber auch der Einzelne kann seine Art zu Wohnen verantwortungsvoll gestalten. Wie, das zeigt das neue UmweltDialog-Magazin „Trautes Heim, Glück allein? So können wir nachhaltig bauen und wohnen“.

Explodierende Immobilienpreise in der Stadt und ein immenser Ressourcenverbrauch im Bausektor: Längst ist das Wohnen zu einer sozialen und ökologischen Frage geworden. Hier sind nachhaltige Lösungen aus Politik und Wirtschaft gefragt. Aber auch der Einzelne kann seine Art zu Wohnen verantwortungsvoll gestalten. Wie, das zeigt das neue UmweltDialog-Magazin „Trautes Heim, Glück allein? So können wir nachhaltig bauen und wohnen“.

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Bauen <strong>und</strong> Wohnen<br />

Und auch das ist Urban Mining: Die<br />

Rückgewinnung des seltenen Phosphors<br />

aus städtischem Klärschlamm.<br />

In der Schweiz etwa fällt jährlich so<br />

viel Phosphor an, wie importiert wird.<br />

Urban Mining ergänzt Abfallwirtschaft<br />

Doch was unterscheidet Urban Mining<br />

von der klassischen Abfallwirtschaft?<br />

Urban Mining will „möglichst früh<br />

künftige Stoffströme prognostizieren,<br />

[…] noch bevor die Materialien als Abfall<br />

anfallen“, so das UBA. Urban Mining<br />

ergänze also die Abfallwirtschaft<br />

um den Kreislaufgedanken <strong>und</strong> will<br />

vor allem die wertvollen Stoffströme<br />

sinnvoll <strong>und</strong> planbar managen. Nicht<br />

zuletzt will Urban Mining die wertvollen<br />

Stoffe noch vor Abriss <strong>und</strong> Entsorgung<br />

aufspüren, um sie somit sofort<br />

zu sichern <strong>und</strong> sortenrein voneinander<br />

zu trennen.<br />

Eine Sonderform des Urban Mining<br />

ist das Landfill Mining – die Förderung<br />

von Wertstoffen aus Abfällen,<br />

die bereits auf den Mülldeponien liegen.<br />

Glas, Metall, Kunststoffe: In alten<br />

Mülldeponien liegen Tausende Tonnen<br />

wertvoller Materialien.<br />

Großes Potenzial, schwierige Planung<br />

Das UBA schätzt, dass sich in den<br />

vergangenen 50 Jahren r<strong>und</strong> 42 Milliarden<br />

Tonnen in deutschen städtischen<br />

Lagern angesammelt haben.<br />

Zum Vergleich: Im Jahr 2000 wurden<br />

weltweit genauso viele Rohstoffe neu<br />

gewonnen. Mit jährlich 200 Millionen<br />

Tonnen sind Baureste wie Bauschutt,<br />

Straßenaufbruch, Steine <strong>und</strong> Baustellenabfälle<br />

die größte Abfallfraktion.<br />

Urban Mining mag lukrativ <strong>und</strong> nachhaltig<br />

erscheinen, doch noch ist die<br />

Umsetzung schwierig. Die städtischen<br />

„Minen“ zu kennen <strong>und</strong> zu wissen,<br />

wann welche Materialien wieder frei<br />

werden – das ist eine der größten Herausforderungen.<br />

Nicht zuletzt müssen<br />

die wertvollen Materialien richtig gefördert,<br />

getrennt <strong>und</strong> aufbereitet werden.<br />

Um besser zu wissen, welche Materialien<br />

etwa in einem Gebäude verbaut<br />

wurden, schlägt das UBA vor, dass der<br />

Gebäudepass neben dem Energieausweis<br />

auch einen Materialpass haben<br />

soll. Dabei ist die Idee des Materialpasses<br />

nicht neu, er werde jedoch<br />

noch nicht überall eingesetzt.<br />

Die urbane Mine, die jeder hat<br />

Urban Mining mag als Begriff <strong>und</strong><br />

Idee etwas alltagsfremd erscheinen,<br />

dabei haben die meisten von uns mindestens<br />

eine kleine städtische Mine in<br />

den eigenen vier Wänden: ausgediente<br />

Handys <strong>und</strong> Smartphones.<br />

Und die sind wahre Schatztruhen:<br />

Etwa 60 verschiedene Materialien<br />

stecken in jedem Handy, ungefähr die<br />

Hälfte davon sind Metalle wie Gold,<br />

Silber <strong>und</strong> Platin. Das UBA schätzt,<br />

dass 85 Millionen ungenutzte Handys<br />

in den deutschen Schubladen liegen.<br />

Zusammengerechnet ergibt das einen<br />

großen Schatz: Über 21 Tonnen Silber,<br />

zwei Tonnen Gold, 765 Tonnen Kupfer<br />

<strong>und</strong> viele weitere Metalle. Wertvolle<br />

Metalle, die in begrenzten Mengen auf<br />

der Erde verfügbar sind – <strong>und</strong> die unter<br />

teils großen Belastungen für Umwelt<br />

<strong>und</strong> Mensch abgebaut wurden.<br />

Die Minen der Zukunft?<br />

Fest steht: Die Rohstoffe unserer Erde<br />

sind großenteils endlich. Sie zu fördern,<br />

greift empfindlich ins Ökosystem<br />

ein, nicht selten werden dabei<br />

umweltschädliche Substanzen freigesetzt,<br />

es kommt zur Ausbeutung von<br />

Menschen <strong>und</strong> zu kriegerischen Auseinandersetzungen<br />

im Wettbewerb<br />

um die knappen Ressourcen.<br />

Urban Mining nutzt bereits in den<br />

Kreislauf gebrachte Rohstoffe <strong>und</strong><br />

trägt somit dazu bei, die natürlichen<br />

Ressourcen der Erde zu schonen.<br />

Gleichzeitig erlaubt es anderen, weniger<br />

entwickelten Ländern, auf noch<br />

verfügbare Ressourcen zuzugreifen<br />

<strong>und</strong> sich somit weiterzuentwickeln.<br />

Urban Mining kann die Rohstoffversorgung<br />

von morgen sichern, vorausgesetzt<br />

die städtischen Minen werden<br />

systematisch erfasst. Und wir können<br />

schon jetzt selbst zu städtischen „Minenarbeitern“<br />

werden – indem wir unsere<br />

alten Handys aus den Schubladen<br />

holen. f<br />

Im Original erschienen bei<br />

utopia.de.<br />

Ausgabe 9 | Mai 2018 | Umweltdialog.de<br />

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