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Nachhaltig bauen: Themen, Trends und Tipps

Explodierende Immobilienpreise in der Stadt und ein immenser Ressourcenverbrauch im Bausektor: Längst ist das Wohnen zu einer sozialen und ökologischen Frage geworden. Hier sind nachhaltige Lösungen aus Politik und Wirtschaft gefragt. Aber auch der Einzelne kann seine Art zu Wohnen verantwortungsvoll gestalten. Wie, das zeigt das neue UmweltDialog-Magazin „Trautes Heim, Glück allein? So können wir nachhaltig bauen und wohnen“.

Explodierende Immobilienpreise in der Stadt und ein immenser Ressourcenverbrauch im Bausektor: Längst ist das Wohnen zu einer sozialen und ökologischen Frage geworden. Hier sind nachhaltige Lösungen aus Politik und Wirtschaft gefragt. Aber auch der Einzelne kann seine Art zu Wohnen verantwortungsvoll gestalten. Wie, das zeigt das neue UmweltDialog-Magazin „Trautes Heim, Glück allein? So können wir nachhaltig bauen und wohnen“.

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Bauen <strong>und</strong> Wohnen<br />

das Essen gegen einen festen monatlichen<br />

Beitrag für alle Tempelhofer<br />

gekocht wird: „Heute arbeiten bereits<br />

22 Frauen <strong>und</strong> Männer in der Gärtnerei,<br />

im Ackerbau, der Tierhaltung, in<br />

der Käserei, Imkerei, Bäckerei <strong>und</strong><br />

in unserer Kantinenküche – <strong>und</strong> verwirklichen<br />

so eine solidarische Landwirtschaft,<br />

die alle Bewohner ges<strong>und</strong><br />

<strong>und</strong> umfassend ernährt. Weitere 15<br />

Arbeitsplätze entstanden im Seminar-<br />

<strong>und</strong> Gästehaus, dem Energie- <strong>und</strong><br />

Baubereich, der Verwaltung, beim<br />

„Mobilen Wohnen” <strong>und</strong> in der freien<br />

Schule“, so die Tempelhofer. Unabhängig<br />

davon müssen alle Mitglieder<br />

pro Woche mehrere St<strong>und</strong>en Gemeinschaftsdienst<br />

leisten.<br />

Traditionelle Dorftugenden aktiviert<br />

Mit ihrem Konzept knüpfen die Tempelhofer<br />

im Gr<strong>und</strong>e genommen an<br />

klassische Funktionen traditioneller<br />

Dörfer an: „Dorfbewohner haben eine<br />

hohe Kompetenz, lokale Fragen <strong>und</strong><br />

Probleme ehrenamtlich oder genossenschaftlich<br />

anzugehen <strong>und</strong> Verantwortung<br />

für das Gemeinwesen zu<br />

tragen. Selbstverantwortung <strong>und</strong> Anpackkultur<br />

sind im Dorf tief verwurzelt“,<br />

sagt etwa der Humangeograf<br />

Gerhard Henkel. „Insgesamt ist das<br />

vorsorgende Leben <strong>und</strong> Wirtschaften<br />

auf dem Lande stärker verbreitet als<br />

in der Großstadt.“<br />

Neben der Lebensmittelversorgung<br />

<strong>und</strong> der Bereitstellung von Rohstoffen<br />

<strong>und</strong> Naturgütern sind Fürsorglichkeit,<br />

Natur- <strong>und</strong> Menschennähe <strong>und</strong><br />

Gemeinsinn für Henkel alles wichtige<br />

Funktionen <strong>und</strong> Tugenden, die Dörfer<br />

trotz des Urbanisierungstrends für<br />

eine Gesellschaft unverzichtbar machen.<br />

Davon ist auch das Zukunftsinstitut<br />

überzeugt: „Das Dorf hat Zukunft.<br />

Als Landidyll <strong>und</strong> Lieferant für erneuerbare<br />

Energien erlebt das Dorf eine<br />

Renaissance. Künftig wird es wieder<br />

sehr viel enger mit der Stadt vernetzt<br />

sein.“<br />

Städter profitieren<br />

Das trifft auch auf Schloss Tempelhof<br />

zu. Bewohner umliegender Städte wie<br />

Crailsheim oder Dinkelsbühl können<br />

Mitglied in der Solidarischen Landwirtschaft<br />

werden. Dafür erhalten<br />

sie einmal in der Woche an zentralen<br />

Abholstellen eine Gemüsekiste mit<br />

saisonalen, frischen Produkten <strong>und</strong><br />

selbstgebackenem Brot. Wer keine<br />

Lust auf eine feste Mitgliedschaft hat,<br />

kann alternativ im Hofladen der Gemeinschaft<br />

einkaufen, der mehrmals<br />

in der Woche geöffnet hat.<br />

Mit ihrem Angebot bedienen die<br />

Tempelhofer eine Entwicklung, die<br />

künftig weiter zunimmt <strong>und</strong> die vor<br />

allem ges<strong>und</strong>heitsbewusste Städter<br />

überzeugt: der Trend nach nachhaltig<br />

erzeugten Lebensmitteln: „Der<br />

Öko-Landbau bevorzugt Regional- <strong>und</strong><br />

Direktvermarktung <strong>und</strong> zieht damit<br />

Käufer aus den Städten aufs Land. Zudem<br />

ist die Herstellung <strong>und</strong> Verarbeitung<br />

von biologischen Lebensmitteln<br />

aufwendiger als die konventionelle<br />

Produktion“, so das Zukunftsinstitut.<br />

„Dadurch entstehen neue Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

auch jenseits<br />

der landwirtschaftlichen Tätigkeiten,<br />

denn Biohöfe entwickeln sich zu kleinen<br />

Knotenpunkten des Austausches,<br />

Lernens <strong>und</strong> nachhaltigen Konsums.“<br />

Andere sollen von ihnen lernen<br />

Damit stößt man bei den Tempelhofern<br />

auf offene Ohren. Die Gemeinschaft<br />

ist unter anderem Mitglied des<br />

Global Ecovillage Network Europe, zu<br />

dem viele verschiedene nachhaltige<br />

Siedlungen <strong>und</strong> Ökodörfer weltweit<br />

gehören. Die Teilnehmer nutzen die<br />

Organisation auch dafür, um Ideen<br />

<strong>und</strong> Informationen auszutauschen<br />

oder beispielsweise Technologien zu<br />

transferieren.<br />

Das deutsche Netzwerk hat das Projekt<br />

„Leben in zukunftsfähigen Dörfern“<br />

initiiert, das die Zusammenarbeit von<br />

Siedlungen aus verschiedenen Regionen<br />

Deutschlands mit einem ansässigen<br />

Ökodorf unterstützt. Auch Tempelhof<br />

nimmt daran teil. Das Projekt<br />

richtet sich an Gemeinden, die etwa<br />

durch soziologische Probleme wie<br />

Abwanderung oder ökologische Probleme<br />

wie den Verlust von Artenvielfalt<br />

betroffen sind. „Die gemeinsame<br />

Kooperation für eine zukunftsfähige<br />

Dorfentwicklung soll es ermöglichen,<br />

übertragbare Erfahrungen zu sammeln<br />

<strong>und</strong> ein methodisches Vorgehen<br />

zu entwickeln, von dem letztlich zahlreiche<br />

weitere ländliche Gemeinden<br />

in vergleichbarer Situation Inspiration<br />

<strong>und</strong> Ermutigung erhalten können“,<br />

so das Netzwerk auf seiner Homepage.<br />

Reallabor für experimentelles<br />

Wohnen<br />

Neue Ideen erproben, Erfahrungen teilen<br />

<strong>und</strong> Wissen zugänglich machen:<br />

Das liegt den Tempelhofern auch<br />

bei einem ganz speziellen Projekt<br />

am Herzen. Eine Gruppe innerhalb<br />

der Gemeinschaft hat 2016 das erste<br />

„Earthship“-Haus in Deutschland fertiggestellt.<br />

Dieses dient r<strong>und</strong> 25 Bewohnern<br />

als Gemeinschaftsgebäude,<br />

in dem sich eine Küche, Waschräume,<br />

sanitäre Anlagen <strong>und</strong> ein Aufenthaltsraum<br />

befinden. Private Rückzugsmög-<br />

72 Ausgabe 9 | Mai 2018 | Umweltdialog.de

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