17.05.2018 Aufrufe

Nachhaltig bauen: Themen, Trends und Tipps

Explodierende Immobilienpreise in der Stadt und ein immenser Ressourcenverbrauch im Bausektor: Längst ist das Wohnen zu einer sozialen und ökologischen Frage geworden. Hier sind nachhaltige Lösungen aus Politik und Wirtschaft gefragt. Aber auch der Einzelne kann seine Art zu Wohnen verantwortungsvoll gestalten. Wie, das zeigt das neue UmweltDialog-Magazin „Trautes Heim, Glück allein? So können wir nachhaltig bauen und wohnen“.

Explodierende Immobilienpreise in der Stadt und ein immenser Ressourcenverbrauch im Bausektor: Längst ist das Wohnen zu einer sozialen und ökologischen Frage geworden. Hier sind nachhaltige Lösungen aus Politik und Wirtschaft gefragt. Aber auch der Einzelne kann seine Art zu Wohnen verantwortungsvoll gestalten. Wie, das zeigt das neue UmweltDialog-Magazin „Trautes Heim, Glück allein? So können wir nachhaltig bauen und wohnen“.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Bauen <strong>und</strong> Wohnen<br />

Die Wirkung von Feng-Shui ist bislang<br />

wissenschaftlich nicht belegbar. Wohl<br />

aber spürbar, glaubt man den Berichten<br />

von K<strong>und</strong>en. In Deutschland ist<br />

das sogenannte „Business Feng-Shui“<br />

sehr beliebt. Vor allem von Einzelunternehmern<br />

<strong>und</strong> Konzernen wird dies<br />

gern in Anspruch genommen. Die Beweggründe<br />

dafür sind meist persönlich,<br />

ein Gefühl von Unwohlsein oder<br />

der Wunsch nach Veränderung.<br />

Hygge – dänische Gemütlichkeit<br />

„Hygge“ – was auf Deutsch etwa so<br />

viel wie „Gemütlichkeit“ bedeutet<br />

– ist ein Trend aus Dänemark, der<br />

mittlerweile immer stärker Einzug in<br />

die deutschen Haushalte hält. Sogar<br />

bis nach Großbritannien <strong>und</strong> in die<br />

USA hat er es schon geschafft. Was<br />

macht ihn so beliebt? Glaubt man den<br />

unzähligen Ratgebern, bringt Hygge<br />

mehr Freude <strong>und</strong> Entspannung in die<br />

eigenen vier Wände. Dazu braucht es<br />

nicht viel: Einige (am besten viele!)<br />

Kerzen <strong>und</strong> ein paar Pflanzen für die<br />

richtige Atmosphäre. Bequeme Kissen<br />

<strong>und</strong> dicke Wolldecken, in die man sich<br />

gemütlich einkuscheln kann. Etwas<br />

Leckeres zu essen, im Idealfall selbst<br />

gebacken oder gekocht (Kalorien werden<br />

hier nicht gezählt!). Und ein paar<br />

liebe Fre<strong>und</strong>e oder die Familie, damit<br />

man sich bei netten Gesprächen gemeinsam<br />

entspannen kann (das Handy<br />

bleibt natürlich ausgeschaltet!).<br />

Als nicht besonders hyggelig gelten<br />

übrigens Diskussionen über Politik<br />

sowie Hektik, Streit <strong>und</strong> Lärm. Einige<br />

sehen diesen Trend als schöne<br />

Illusion an, als Verschließen vor der<br />

Wirklichkeit. Andere wiederum nehmen<br />

ihn als Möglichkeit wahr, dem<br />

Alltagsstress zu entfliehen <strong>und</strong> sich<br />

mal wieder auf das „Wesentliche“ wie<br />

die Familie oder das Lesen eines Buches<br />

konzentrieren zu können. Das<br />

macht – bei aller Realitätsflucht – den<br />

Charme dieser Lebensweise aus: dass<br />

sie den Blick auf die schönen Dinge im<br />

Leben lenkt. Das kann ein Buch, eine<br />

Kerze oder ein Stück Schokoladetorte<br />

sein. Da verw<strong>und</strong>ert es nicht, dass die<br />

Dänen laut Weltglücksreport zu den<br />

glücklichsten Menschen der Welt zählen.<br />

Neo-Biedermeier: Zu Hause ist es<br />

doch am Schönsten<br />

In einer Zeit, in der befristete Verträge<br />

eher die Regel als die Ausnahme<br />

sind, die Welt sich immer schneller<br />

zu drehen scheint <strong>und</strong> selbst das Aussuchen<br />

des richtigen Kaffeegetränks<br />

eine kleine Herausforderung ist, sehnen<br />

sich vor allem die 20- bis 30-Jährigen<br />

hierzulande nach Sicherheit <strong>und</strong><br />

Einfachheit. Aufgewachsen sind sie in<br />

einer Zeit der Instabilität: Die Währung,<br />

das Klima <strong>und</strong> auch die Weltwirtschaft<br />

gerieten ins Wanken. Das<br />

wiederum führe zu einem erhöhten<br />

Sicherheitsbedürfnis, stellten etwa<br />

Forscher vom Zukunftsinstitut aus<br />

Frankfurt fest. Das eigene Zuhause<br />

wird somit zum Rückzugsort, Nostalgie<br />

wieder „modern“.<br />

Neo-Biedermeier nennt sich dieser<br />

Trend, der für die Flucht vor der Welt<br />

in die eigenen vier Wände steht. Politikverdrossenheit,<br />

Angst vor Terror<br />

<strong>und</strong> der drohende Verlust der Privatsphäre<br />

durch die Digitalisierung sind<br />

nur ein paar der Triebfedern dieser<br />

(nicht ganz so) neuen Bewegung.<br />

Schon im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert zogen sich<br />

die Menschen aus der Öffentlichkeit<br />

zurück ins traute Heim, um den politischen<br />

<strong>und</strong> gesellschaftlichen Unsicherheiten<br />

der damaligen Zeit zu<br />

entgehen.<br />

Heute ist das Ganze sogar noch einfacher:<br />

Die moderne Technik macht’s<br />

möglich. Statt ins Kino zu gehen, verbringt<br />

man den Abend mit diversen<br />

Streaming-Portalen lieber gemütlich<br />

auf der Couch, der Konzertbesuch<br />

wird durch Musik aus der neuen Anlage<br />

ersetzt. Lebensmittel lassen sich<br />

online bestellen, die Möglichkeit von<br />

Homeoffice verlagert sogar das Arbeitsleben<br />

in die private Umgebung.<br />

Rückzug in die Gemütlichkeit des<br />

Privaten ist hier das Stichwort. Im<br />

Gegensatz zu dem eher weniger nachhaltigen<br />

Onlineshopping steht der<br />

schlichte Einrichtungsstil der neuen<br />

„Generation Biedermeier“, wie sie<br />

von den Wissenschaftlern des Kölner<br />

Rheingold-Instituts genannt wird.<br />

Klarheit, Funktionalität <strong>und</strong> Einfachheit<br />

dominieren, die Materialien stammen<br />

bestenfalls aus lokalen Quellen.<br />

In den Großstädten zeigt sich derweil<br />

ein Trend zur Gruppenbildung, die<br />

Stadt wird dörflich inszeniert. Man<br />

will „gemeinsam allein sein“. Deutlich<br />

wird das vor allem am Immobilienmarkt,<br />

wie der Immobilienreport 2015<br />

des Frankfurter Zukunftsinstituts herausgestellt<br />

hat. In neue Häuser investiert<br />

man gemeinsam, Wohneigentum<br />

finanziert sich durch Baugruppen. Das<br />

hat nicht nur Vorteile für den eigenen<br />

Geldbeutel: die „Generation Biedermeier“<br />

erschafft sich so ihre eigene<br />

(Wahl-) Großfamilie. Fragt sich nur,<br />

ob diese Sehnsucht nach mehr Sicherheit<br />

<strong>und</strong> Einfachheit bloß ein (Wohn-)<br />

Trend ist oder vielleicht sogar für den<br />

Anfang einer neuen gesellschaftlichen<br />

Bewegung steht. f<br />

Ausgabe 9 | Mai 2018 | Umweltdialog.de<br />

67

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!