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Mehrdimensionale Diskriminierung – Begriffe, Theorien und ...

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2.<br />

<strong>Begriffe</strong><br />

Zunächst geht es um die Klärung <strong>und</strong> Systematisierung von <strong>Begriffe</strong>n, die zur Beschrei-<br />

bung von mehrdimensionaler <strong>Diskriminierung</strong> benutzt werden. Die ausführliche Darstel-<br />

lung soll in erster Linie begriffliche <strong>und</strong> konzeptuelle Klarheit ermöglichen. Zudem soll<br />

zumindest ansatzweise deutlich werden, in welchen Formen mehrdimensionale <strong>Diskriminierung</strong><br />

auftreten kann, um einen Teil der Lebensrealitäten <strong>und</strong> damit eben auch der <strong>Diskriminierung</strong><br />

sichtbar zu machen, die in der deutschen Rechtspraxis bisher weitgehend<br />

unbekannt sind. 13 Beschrieben werden hier also nicht etwa neue Erfahrungen <strong>und</strong> gesellschaftliche<br />

Phänomene. Vielmehr greifen wir auf, was bereits seit längerer Zeit von betroffenen<br />

Menschen, in politischen Bewegungen <strong>und</strong> in wissenschaftlichen Publikationen<br />

thematisiert, kritisiert <strong>und</strong> bekämpft wird. Dazu liegen Erkenntnisse vor; allerdings wäre<br />

weitere sozial- <strong>und</strong> kulturwissenschaftliche Forschung zu den Erfahrungen in Deutschland<br />

angebracht.<br />

„Intersektionalität“ ist mittlerweile der Oberbegriff im wissenschaftlichen Kontext, um das<br />

Zusammenwirken mehrerer Ungleichheitskategorien zu beschreiben. Allerdings werden<br />

unter diesem Titel sehr unterschiedliche Konzepte verhandelt. Diese sind vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />

der Geschichte von Diskussionen um Intersektionalität zu verstehen. Hier gibt es<br />

bereits keine lineare Begriffsgeschichte mit einem Anfang <strong>und</strong> einem Ende, sondern<br />

Geschichten der politischen <strong>und</strong> theoretisch-konzeptionellen Auseinandersetzungen. Im<br />

Vordergr<strong>und</strong> stehen dann vier prominente, also in Deutschland viel zitierte <strong>und</strong> häufig<br />

diskutierte Konzepte. Diese verdeutlichen jeweils unterschiedliche Problemstellungen, die<br />

für den Umgang mit mehrdimensionaler <strong>Diskriminierung</strong> wichtig sind. Daraus kann ein<br />

Fazit für die Verwendung der <strong>Begriffe</strong> in politischen <strong>und</strong> juristischen Kontexten sowie für<br />

die informierende Kommunikation mit der Öffentlichkeit gezogen werden.<br />

2.1 Geschichten von „Intersektionalität“<br />

Das Prinzip von Intersektionalität lässt sich sehr gut mit den Arbeiten der Autorin verdeutlichen,<br />

die wohl als Erste den Begriff <strong>und</strong> damit ein zentrales Intersektionalitätskonzept<br />

geprägt hat. Es ist die US-amerikanische Rechtswissenschaftlerin Crenshaw14 . Sie argumentierte<br />

anhand einer Analyse von Gerichtsentscheidungen zu <strong>Diskriminierung</strong>sfällen, dass<br />

wirksamer Rechtsschutz auf einem Konzept beruhen muss, in dem <strong>Diskriminierung</strong> nicht<br />

in Einzelteile zerlegt, sondern als komplexes Geschehen verstanden wird. Anlass war, dass<br />

13 Ursachen dafür sind vielfältig. Es dürfte sich um fehlende Mobilisierung handeln, die auch an fehlenden<br />

oder fehlerhaften Vorstellungen der juristischen Akteure <strong>–</strong> Beratung, Anwaltschaft, Gerichte <strong>–</strong> hängt.<br />

14 Zum Konzept auch unten 2.2.1.<br />

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